Samstag, 25. Juni 2011

Lass mich mein Leben beenden - 2008

Schon wieder ist eine Nacht vorüber, schon wieder habe ich mich in den Schlaf geweint.
Wie oft willst du mich noch diese Schmerzen durchleiden lassen, wie lange willst du noch mit mir spielen?
Solange, bis ich endgültig an all dem zerbreche?
Oder lässt du vorher von mir ab?
Willst du mich noch länger quälen, du Sadist?
Kannst du mich nicht einfach gehen lassen?
Ich möchte zurück, zurück in die Vergangenheit. In die Zeit zurück, wo noch alles in Ordnung war, in die Zeit zurück, wo wir noch kein Paar waren.
Normalerweise versteht man unter einem Liebespaar, eine Beziehung aus hingebungsvoller Liebe zueinander.
Aber unsere ist anders, unsere besteht aus purer Abhängigkeit. Ohne meinen Körper würdest du dich an anderen vergreifen. Denn du brauchst es, jede Nacht fast.
Alle wundern sich schon, warum ich immer schwächer werde, aber ich sage ihnen nichts. Zu sehr habe ich Angst vor ihrer Reaktion, zu sehr habe ich Angst vor den Konsequenzen. Wie kann ich nur entfliehen? Diesen täglichen Qualen? Würde ein inszenierter Zusammenbruch, der Schlüssel zum Erfolg sein? Oder ich frage lieb nach, ob ich vielleicht für ein paar Tage zu Kai dürfte. Aber das würde er sicherlich nicht zu lassen. Oder ich frage Kai, ob er mit mir zusammen das Spiel spielt.
Es ist sinnlos, alle Versuche sind von vorne herein zum Scheitern verurteilt.
Möglichst lautlos ziehe ich mir meine Sachen über und verschwinde.
Hinterlasse kaum Spuren, die an mein Dasein erinnern würden.
Ich schlinge meinen Mantel näher um mich, als ich nach draußen gehe.
Ein Schneesturm tobt, aber im Grunde ist es mir egal.
Zielstrebig gehe ich die Straße hinunter, verirre mich beinahe im Labyrinth der Stadt. Ich habe mein Ziel klar vor Augen, ich kann es nicht verfehlen.
An Aois Wohnung angekommen, klingele ich erst einmal Sturm.
Warum macht mir keiner auf? Warum bloß?
Murrend lasse ich mich an der Hauswand hin abgleiten. Wenigstens in den Hausflur, würde ich gerne gehen. Da ist es warm, im Gegensatz zu hier draußen.
Er kommt bestimmt gleich, bestimmt.
Die Müdigkeit kraucht an meinen Sohlen hoch, nimmt mich langsam an die Hand.
Ich darf nicht einschlafen, wer weiß ob ich dann je wieder aufwache?
Bei diesen Minusgraden wäre es für mich kein Wunder, wenn ich die Nacht hier draußen erfriere. Meine Augenlider fühlen sich wie Blei an, ich kämpfe, doch ich weiß, ich habe verloren. Sie nimmt Besitz von mir, die kalte Dunkelheit.

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