Mittwoch, 14. April 2021

#48 Booktalk - Blackout

 Hallo,

im Februar hatte ich "Blackout" von Marc Elsberg gelesen und dazu passend gibt es heute den Booktalk, da der Beitrag ziemlich lang geworden ist.




Plötzlich wird genau das Realität, womit der Großteil der Menschen nicht gerechnet hat. Das komplette europäische Stromnetz bricht plötzlich zusammen und das ausgerechnet in einem kalten Monat wie Februar. Und es wird schnell klar, dass der Strom nicht innerhalb von wenigen Stunden zurück kommt. In Italien macht sich ein Informatiker auf die Suche nach der Ursache von dem Blackout und wird relativ schnell fündig. Doch aufgrund seiner eigenen Vergangenheit gerät in das Fadenkreuz der Ermittler von Europol, als er diesen seinen Verdacht mitteilt. 

Anfangs hatte ich so meine Schwierigkeiten in die Handlung reinzukommen und als ich dann drin war, hätte ich das Buch am liebsten in einem Stück durch gelesen. Das müsste so ab dem 2. Drittel ungefähr gewesen sein, da wie zu erwarten es erst ein paar Tage bedauert bis sich die Lage für die Betroffenen zuspitzt. Und als es dann passiert wird die Handlungsgeschwindigkeit angezogen und die Ereignisse überschlagen sich gegen Schluss förmlich.

Was ich immer besonders toll an den Büchern von Elsberg finde ist, dass der Großteil der Ereignisse umfangreich erklärt werden und dadurch einzelne Handlungsschritte viel besser nachvollziehbar sind. Dadurch ähnelt es oft eher einem Sachbuch, was in diesem Fall einem aufzählt was explizit bei einem Ausfall des Stromnetzes passiert. Hier werden wirklich viele Einzelheiten aufgelistet, die man vor allem bei einem Wirtschaftsthriller weniger in Betracht zieht. Und wenn ich nicht gewusst hätte wie die anderen Bücher von Elsberg aufgebaut sind, hätte ich wahrscheinlich mindestens 600 Seiten Thrill erwartet. Wenn man jetzt die zu erwartende Katastrophen in diesem Buch mit einbezieht, dann gibt es natürlich auch jede Menge Thrill und Nervenkitzel, jedoch wird das ordentlich durch die vielen ausschweifenden Erklärungen gedämpft. 

All das wird aus der Perspektive von ganz unterschiedlichen Personen erzählt, schließlich hat ein Stromausfall komplett andere Auswirkungen auf jemanden in einem Hochhaus als in einem Bauernhaus, bei dem man einzelne Räume noch mit einem Kamin heizen kann. Und jemand der ein Kraftwerk betreibt hat in solchen Momenten ganz andere Sorgen als der Politiker in Berlin. Genau das mag ich an den Büchern von Elsberg, dass das "Problem" aus mehreren Blickwinkeln betrachtet wird. Dadurch hat man auch nicht nur 300 Seiten Handlung, sondern halt gerne mal 600 oder 800 Seiten. Leider führt diese Masse an Erzählern zu ebenso vielen Ortswechseln und so fiel es mir vor allem zu Beginn sehr schwer mich in den einzelnen Handlungssträngen zurechtzufinden. Und so liest man leider gefühlt zu oft, dass eben die Toilette nicht mehr funktioniert und anderes, was eben den Großteil der Erzähler betrifft.

Unter anderem wird hier explizit darauf eingegangen wie der Katastrophenschutz arbeitet und es ist einfach nur absolut erschreckend wie realistisch das geschieht. So wird systemrelevante Infrastruktur noch ziemlich lange mit Strom versorgt. Was mich diesbezüglich fassungslos gemacht hatte waren die hohen Ansprüche von manchen Leuten und mit was für einer Selbstverständlichkeit die Ressourcen verplemperten. Leider sieht man ja an der jetzigen Pandemie, dass so ein Verhalten leider bei manchen Menschen vollkommen normal ist.

Das einzige was mir nicht so gut gefallen hat war die hohe Anzahl der Figuren. Manche spielen nur eine kleine Rolle, aber leider ist es nicht auf den ersten Blick ersichtlich ob man jetzt von Person X oder Y tatsächlich sich die Namen merken sollte oder eben nicht. Und so kam ich leider an einigen Stellen durcheinander und wusste nicht, wer denn nun jetzt wo in einer brenzligen Situation ist und warum das Person Z so brennend interessiert.

Wieder einmal konnte mich ein Buch des Autors begeistern und zum Nachdenken anregen. Wie gut und vor allem wie lange käme ich ohne Strom aus? Wie lange reichen meine Lebensmittelvorräte? Wie sieht es mit der Wasserversorgung aus? Und wie ist es mit dem Abwasser? Das sind ja alles so Fragen, die man sich eher selten stellt und eigentlich will man ja nicht darüber nachdenken, wie angreifbar die modernen Stromnetze allein aufgrund der Digitalisierung geworden sind. Es ist auf jeden Fall sehr erschreckend wie wenig man selbst in der Hand hat und wie abhängig unsere komplette Gesellschaft vom Stromnetz ist. Allein die Lieferketten im Lebensmittelhandel brechen sehr schnell ohne Strom zusammen. Vieles was vor Jahrzehnten ohne Strom funktionierte, kann aufgrund der Massentierhaltung bzw. Gemüsezucht in Treibhäusern nur noch mit Strom funktionieren. 

Für mich war das Buch wegen der oben genannten Gründe ein richtiges Lesehighlight und es wird mich wahrscheinlich gedanklich noch eine ganze Weile beschäftigen. Im Januar kam es ja beinahe zu einem Blackout und es wird ja schon länger damit gerechnet, dass in absehbarer Zukunft einer passieren wird. Das war auch der Grund warum ich erst einmal eine kleine Lesepause eingelegt hatte, da genau dieser Beinahe-Blackout kam als ich gerade einmal 50 Seiten gelesen hatte.

Kennt ihr das Buch und wenn ja, wie findet ihr es?

Liebe Grüße

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Durch das kommentieren werden neben deinen eingegeben Formulardaten weitere personenbezogene Daten(z.B. die IP-Adresse) an die Google-Server übermittelt. Näheres dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google