Mittwoch, 8. Januar 2020

#33 Booktalk - Am I normal yet?

Hallo,

diesen Monat habe ich endlich einmal "Am I normal yet?"(Was ist schon normal?)(Teil 1 der Spinster-Reihe) von Holly Bourne gelesen und da ich so viel zu schreiben hatte über das Buch ist es ein etwas längerer Booktalk geworden.




Evie möchte so normal wie möglich erscheinen, denn an ihrem neuen College weiß niemand etwas  über ihre psychische Erkrankungen. Mittlerweile ist sie  dabei ihre Medikamente für diese zu reduzieren und sie ist fest dazu entschlossen diese ganz abzusetzen. Sie hat es sogar geschafft sich mit Amber und Lottie anzufreunden und mit ihnen geht sie oft auf Partys. Jetzt möchte sie nur noch wie viele andere in ihrem Alter einen Freund, auch wenn ihr Therapeutin sie davor warnt. Beziehungen sind nun einmal alles andere als einfach in dem Alter und wer weiß, ob sie das alles einfach wegstecken könnte.

Erst einmal vorweg eine riesige Triggerwarnung: Hier geht es um Zwangsstörungen(OCD) und eine generalisierte Angststörung und das alles wird aus der Ich-Perspektive erzählt. Folglich bekommt man sehr viele Gedankengänge mit, die durchaus triggernd sein könnten. Im Speziellen geht es hier um einen Waschzwang!  
Was mich besonders beeindruckt hat war die schonungslose Darstellung der Zwangsstörung und generalisierten Angststörung der Hauptprotagonisten. Hier wird nichts geschönt oder romantisiert, hier wird man vor allen mit den hässlichen Seiten solcher Erkrankungen konfrontiert. Man erfährt wie so eine Therapie abläuft, was in den meisten Büchern schlichtweg ausgelassen wird. Man wird mit Tiefpunkten konfrontiert und auch hier wird absolut nichts geschönt. So etwas ist nun einmal angsteinflößend und etwas, worüber viel zu wenig gesprochen wird. Oft wird ja nur über die positiven Aspekte geschrieben, wenn eine Person es schafft diese Zwangsstörung oder Angststörung zu überwinden und dagegen anzukämpfen. Viel zu wenig wird in der Literatur darüber geschrieben wie es ist, wenn Menschen das eben nicht schaffen oder eben einen Tiefpunkt haben(was auch vollkommen normal ist!). 
Ein wichtiges Thema wie Feminismus wird auch immer wieder aufgegriffen. Gerade das es sehr wichtig in unserer heutigen Zeit und ich finde es schön wie beiläufig das alles erwähnt wird. 
Vor allem die Darstellung der Jugendlichen empfand ich als sehr authentisch. Manche Autoren neigen ja dazu diese älter darzustellen oder ihnen komische Sätze in den Mund zu legen(die nahezu immer poetisch und altklug klingen und immer zum richtigen Zeitpunkt kommen!) und das stört mich vor allem bei solchen Themen. Zudem werden ihre Freundinnen Amber und Lottie total authentisch beschrieben, das heißt sie sind kein Haufen aneinander gereihter Klischees. 

Eine Sache ging mir gewaltig gegen den Strich, aber man muss halt hier auch das Alter der Mädchen berücksichtigen. Für sie ist es nun einmal wichtig eine Beziehung zu haben und deshalb liegt da auch oft der Hauptfokus drauf. Was mich jedoch positiv gestimmt hat ist, dass genau dieses Thema mehr als deutlich thematisiert wird und auch darüber gesprochen wird, dass diese Alpha-Männer Arroganz in Beziehungen keinen Platz haben sollte. Und genau damit werden die Mädchen immer wieder konfrontiert, was einen stellenweise einfach nur den Kopf schütteln lässt. Leider bekommt man das auch immer wieder mit und es ist einfach so wichtig, dass es Bücher gibt die das alles thematisieren. Vor allem in New Adult Romanen(aber auch in YA-Romanen)  wird ja so etwas romantisiert und es ist einfach mal schön zu sehen, dass es auch Autoren gibt die das Gegenteil machen.

Vor allem die Botschaft des Buches hat mir gefallen, denn eine psychische Erkrankung kann man nun einmal nicht mit Liebe heilen. Eine Beziehung kann nun einmal keine Wunder vollbringen. Zudem wird auch thematisiert, dass man sich für seine Freunde eben nicht verstellen sollte und das Gegenüber einen so akzeptieren sollte, wie man nun einmal ist.
Als Heranwachsende hätte ich dieses Buch abgöttisch geliebt, denn ich habe mich ständig wie ein Alien gefühlt und habe oft genug versucht nach Außen hin so normal wie möglich zu wirken. Leider es ja auch noch heute so, dass psychische Erkrankungen nur müde belächelt werden und man teilweise alles mögliche an Beleidigungen erdulden muss. Und ich mein wahrscheinlich hat jeder jemanden in Bekanntenkreis, der irgendein Verhaltensmuster direkt einer Zwangsstörung zuordnet und dann auch noch stolz darauf ist, auch wenn er definitiv keine Zwangsstörung hat. So ist es ja auch bei Depressionen und anderen psychischen Erkrankungen, die leider als Synonyme für etwas missbraucht werden. Das kann Unwissenheit sein, oder weil man auf mehr Verständnis oder Aufmerksamkeit hofft. Und genau das ist einfach nur ein Schlag ins Gesicht für Betroffene, was auch im Buch thematisiert wird. Obwohl ich selbst jetzt keine Zwangsstörung habe, stört es mich wenn Leute dieses Wort missbrauchen. Ich kenne das halt von anderen Erkrankungen und es macht einfach unfassbar wütend, denn dank so etwas nehmen einen dann nicht nur Bekannte, sondern auch mitunter Ärzte und ähnliches nicht mehr ernst. 

Viele Grüße

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Durch das kommentieren werden neben deinen eingegeben Formulardaten weitere personenbezogene Daten(z.B. die IP-Adresse) an die Google-Server übermittelt. Näheres dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google