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Mittwoch, 25. März 2020

#004 Comic - Heartstopper







Titel(Englisch)Heartstopper
AutorAlice Oseman
VerlagHodder Children's Books
GenreLGBTQIA/Romance
FormatSoftcover
Meine Bewertung
4/5

 Inhalt

Es ist eine Geschichte über zwei Jungs, die sich kennen und lieben lernen. Charlie ist einer, der sich gerne zu viele Gedanken um alles macht und der erst vor einem Jahr unfreiwillig als schwul an seiner Jungenschule geoutet wurde. Und Nick ist ein fröhlicher, warmherziger Rugbyschule an seiner Schule. Die beiden freunden sich schnell an und merken nach und nach, dass diese Freundschaft tiefer geht als gedacht.


Rezensionen

Vol 1:


Erst einmal vorweg: In diesem Comic geht es explizit um Themen wie Magersucht, Depression, Homophobie, Mobbing und Suizid(-versuch). Was vor allem beim Lesen auffällt ist, dass hier absolut nichts geschönt geschweige denn romantisiert wird. Es ist einfach unfassbar wichtig, dass solche Themen nicht totgeschwiegen wird und dass mit diesen sensibel umgegangen wird. Alice Oseman schafft es eine nachvollziehbare Handlung rund um diese Themen zu konstruieren und die Charaktere nicht auf diese zu reduzieren.

Ein anderer Pluspunkt ist die Freundschaft zwischen Nick und Charlie, da sie sich gegenseitig unterstützen und füreinander da sind und offen über ihre Probleme reden.
Das einzige was mir nicht gefällt ist der Zeichenstil, weshalb ich auch mehrere Anläufe brauchte um den 1. Band zu beenden. Die Zeichnungen sind auf das wesentliche reduziert und Details sucht man in den Panels vergebens. Das alles ist gewöhnungsbedürftig, aber nach dem Lesen des 1. Bandes habe ich genau das auch auf irgendeine Art schätzen gelernt. Wobei ich eigentlich detaillierte Zeichnungen bevorzuge, da diese nicht so schnell in eine einheitliche Masse verschmelzen und mir auch eher in Erinnerung bleiben.

Mir hat der erste Band relativ gut gefallen von der Handlung her und wie mit sensiblen Themen umgegangen wird, deshalb gebe ich der Reihe definitiv eine Chance.

Vol 2:

In Band 2 geht es hauptsächlich darum was das genau ist zwischen Charlie und Nick und allgemein um das Thema Sexualität. Mir gefällt es, dass alles eher langsam passiert und so wirkt es auch um einiges realistischer. Es wird sich im Laufe der Handlung nicht nur einmal mit Stereotypen/Vorurteilen auseinander gesetzt und das selbst lieb gemeintes necken diesbezüglich nicht okay ist(außer derjenige findet es okay).

Was mir auch gefällt ist, dass die einzelnen Charaktere Probleme ansprechen und versuchen Lösungen zu finden anstatt diese totzuschweigen. 

Mein einziger Kritikpunkt ist, dass man den Band ultra schnell durch gelesen hat. Wenn ich ihn mit anderen Comics vergleiche ist das Lesetempo einfach deutlich höher, da es kaum Dialoge gibt und die Panels einen auch nicht dazu einladen dort länger zu verweilen. Und es passiert halt relativ wenig, heißt also simple Aktivitäten werden mehrere Panels lang gezeigt. Für mich war das jetzt weniger das Problem und ich empfand es auch nicht schlimm, aber ich wollte es erwähnt haben. Auch sonst kann man jetzt keine tiefgründige Story erwarten und viele Nebencharaktere sind sich sehr ähnlich vom Verhalten her, aber nichts anderes habe ich erwartet. Im Hauptfokus steht halt die Freundschaft zwischen Charlie und Nick und vieles wird nur oberflächlich angekratzt an Themen. Das macht es halt zu einem guten Comic für zwischendurch und zum runter kommen.


Vol 3:


Im Vergleich zu Band 1 hat sich der Zeichenstil um einiges gebessert. Dieses Mal geht es unter anderem um die Themen Essstörung und psychische Erkrankungen. Beides wird nur oberflächlich und relativ kurz besprochen, was sich aber denke ich noch im Laufe der Handlung ändern wird. Im Vordergrund steht der Ausflug nach Paris und man lernt etwas mehr über die Freunde von Nick und Charlie, was der Story mehr Tiefe gibt.

Was mir vor allem positiv aufgefallen ist, dass das Verhalten von Nick und Charlie erklärt wird und man als Leser nicht vor vollendete Tatsachen gestellt wird. Immer wieder reden die beiden miteinander über Probleme oder warum ihnen was nicht so leicht fällt u.a. und genau das ist schön zu sehen. Denn in zu vielen Büchern geht genau dieser Aspekt einer Beziehung verloren und oft sieht man dann nur, dass sich einer total toxisch gegenüber dem anderen verhält und das auch noch romantisiert wird. Und das geht vor allem in YA-Büchern einfach mal gar nicht.
Und dann gibt es noch die unzähligen Male in denen auf Mobbing/Homophobie aufmerksam gemacht wird und dass das alles nicht okay ist oder mit einem einzigen "Sorry" wieder gut zu machen ist.


Fazit

Alles in allem ist es auf jeden Fall ein schöner Webcomic, den man mittlerweile auch als gedruckte Version erwerben kann. Er regt definitiv zum Nachdenken an, auch noch lange nach dem man ihn gelesen hat. Und das obwohl der Webcomic( auf tapas und webtoon zu finden) an sich schnell durch gelesen ist und kaum etwas passiert. Er spricht wichtige Themen an, die viele Jugendliche betreffen. Von der Sprache her ist er leicht zu verstehen und es wäre wirklich schön, wenn es ihn irgendwann auch auf Deutsch geben würde. Bei Gelegenheit möchte ich auf jeden Fall noch das dazugehörige Buch "Solitaire" lesen, da Charlie der Bruder der Hauptprotagonistin ist. Und natürlich weil diese LGBT-Bezug hat und sich mit psychischen Erkrankungen auseinander setzt.
Mir fällt es wirklich schwer das als Graphic Novel zu sehen, da mir dafür einfach zu viel fehlt.

Sonntag, 19. Januar 2020

#004 Graphic Novel - Look straight ahead







Titel(Englisch)Look Straight Ahead
AutorElaine M. Will
VerlagAlternative Comics
GenreFiction
FormatPaperback
Seitenanzahl256
Meine Bewertung
5/5

 Inhalt

Jeremys größter Traum ist es eines Tages ein großartiger Künstler zu sein. In der Schule ist er es gewöhnt ausgegrenzt und gemobbt zu werden, weshalb er den bevorstehenden Abschluss kaum abwarten kann. Mit gerade einmal 17 Jahren hat er seinen ersten nervlichen Zusammenbruch, der zu einer Zwangseinweisung in die Psychiatrie führt. In der Schule wird er jetzt erst recht wie ein Verrückter behandelt, weshalb er sich noch mehr auf seine Zeichnungen konzentriert als ohnehin schon.

Rezension


Was mich wirklich positiv überrascht hatte war die realistische Darstellung der Eltern und auch vom Umfeld auf das Thema psychische Erkrankung. Das alles spielt zu Beginn der 00er Jahre(2002?) und da war es leider noch sehr oft so, dass man direkt als "Irrer" galt von dem man Abstand zu nehmen hatte. Und es wurde auch oft gedacht, dass man so eine Erkrankung einfach überwinden kann. Das ist ja heute wenigstens etwas besser geworden und man wird nicht mehr direkt als potentieller Amokläufer gesehen, wenn man zwangsweise in der Psychiatrie war(leider denken aber einige Personen immer noch so!).

Auch sonst erscheint für mich all das was passiert als Laien schlüssig und hier wird auch nichts romantisiert. Hier gibt es auch keine holde Maid, die auf einmal dem Hauptprotagonisten die Heilung bringt(wann ist das bitte nur die Norm geworden bei Romanen?!). Es wird schonungslos berichtet wie Jeremy das alles erlebt und genau das macht das alles so glaubwürdig. Der Hauptfokus liegt genau auf dem Handlungsstrang und es gibt so gut wie keine Nebenhandlung. Und was ich auch immer wieder schön fand waren die Szenen in denen Jeremy gezeichnet hat, immerhin ist er laut Klappentext Zeichner.

Ein anderer klarer Pluspunkt ist die Länge, denn all das wird nicht innerhalb von 100 Seiten abgehandelt und so bekommt man eine recht tiefgründige Handlung geliefert.

Der Zeichenstil ist eindeutig Geschmackssache und mir haben vor allem die Nasen nicht zugesagt, aber das konnte ich alles sehr gut beim Lesen ausblenden. Zumal es ja nur ein kleiner Kritikpunkt ist, schließlich sind die einzelnen Panels teilweise herausragend gut gezeichnet und manche von ihnen würde ich mir sogar als Postkarte aufhängen. Es ist alles bis auf wenige Ausnahmen in schwarz/weiß gehalten, wobei die meisten Zeichnungen sehr düster gehalten sind und so gut zur Grundstimmung des Comics passen. Die wenigen bunten Seiten und vor allem die Kapitelbilder sind beeindruckend und bilden einen starken Kontrast zu dem Rest.

Fazit

Hier geht es um Depression, Bipolare Störung, psychiatrische Einrichtung(Krankenhausabteilung) und vieles mehr, also sollte man den Comic nur lesen wenn man mit solchen Themen klar kommt. Was das Thema Bipolare Störung betrifft habe ich keine Erfahrung, deshalb weiß ich nicht wie realistisch das alles dargestellt wurde. Jedoch was die langsame Bindung und der Vertrauensaufbau zum Therapeuten und der schwierigen Suche nach dem passenden Medikament betrifft kann ich die realistische Darstellung nur positiv hervor heben. Schließlich bedeutet eine Therapie nicht, dass der Weg zur Besserung geradlinig verläuft und man keine Höhen und Tiefen mehr durchlebt und genau dieses Wechselspiel wird hier toll dargestellt. Die Handlung basiert auf den Erfahrungen, die die Zeichnerin gemacht hat.

Wer eine tolle Graphic-Novel zu dem Thema sucht wird definitiv hier fündig. Manche Sachverhalte was psychische Erkrankungen betrifft kann man nun einmal am Besten mit Bildern darstellen und vor allem die Szenen in denen die Gedanken auf den Hauptprotagonisten einstürzen sind beeindruckend authentisch. Es wird relativ viel mit Metaphern gearbeitet, was die Graphic Novel definitiv aus der Masse der Graphic Novels hervorstechen lässt. Es ist mittlerweile keine Seltenheit mehr, dass Teenager mit psychischen Erkrankungen diagnostiziert werden und deshalb ist es umso wichtiger, dass diese auch in der Literatur thematisiert werden. Und wenn es eins gibt, dann sind es viel zu wenige Geschichten über Betroffene, de eben nicht nur ihre Erkrankung verkörpern und eben auch nicht allein durch die Liebe geheilt werden. 

Mittwoch, 8. Januar 2020

#33 Booktalk - Am I normal yet?

Hallo,

diesen Monat habe ich endlich einmal "Am I normal yet?"(Was ist schon normal?)(Teil 1 der Spinster-Reihe) von Holly Bourne gelesen und da ich so viel zu schreiben hatte über das Buch ist es ein etwas längerer Booktalk geworden.




Evie möchte so normal wie möglich erscheinen, denn an ihrem neuen College weiß niemand etwas  über ihre psychische Erkrankungen. Mittlerweile ist sie  dabei ihre Medikamente für diese zu reduzieren und sie ist fest dazu entschlossen diese ganz abzusetzen. Sie hat es sogar geschafft sich mit Amber und Lottie anzufreunden und mit ihnen geht sie oft auf Partys. Jetzt möchte sie nur noch wie viele andere in ihrem Alter einen Freund, auch wenn ihr Therapeutin sie davor warnt. Beziehungen sind nun einmal alles andere als einfach in dem Alter und wer weiß, ob sie das alles einfach wegstecken könnte.

Erst einmal vorweg eine riesige Triggerwarnung: Hier geht es um Zwangsstörungen(OCD) und eine generalisierte Angststörung und das alles wird aus der Ich-Perspektive erzählt. Folglich bekommt man sehr viele Gedankengänge mit, die durchaus triggernd sein könnten. Im Speziellen geht es hier um einen Waschzwang!  
Was mich besonders beeindruckt hat war die schonungslose Darstellung der Zwangsstörung und generalisierten Angststörung der Hauptprotagonisten. Hier wird nichts geschönt oder romantisiert, hier wird man vor allen mit den hässlichen Seiten solcher Erkrankungen konfrontiert. Man erfährt wie so eine Therapie abläuft, was in den meisten Büchern schlichtweg ausgelassen wird. Man wird mit Tiefpunkten konfrontiert und auch hier wird absolut nichts geschönt. So etwas ist nun einmal angsteinflößend und etwas, worüber viel zu wenig gesprochen wird. Oft wird ja nur über die positiven Aspekte geschrieben, wenn eine Person es schafft diese Zwangsstörung oder Angststörung zu überwinden und dagegen anzukämpfen. Viel zu wenig wird in der Literatur darüber geschrieben wie es ist, wenn Menschen das eben nicht schaffen oder eben einen Tiefpunkt haben(was auch vollkommen normal ist!). 
Ein wichtiges Thema wie Feminismus wird auch immer wieder aufgegriffen. Gerade das es sehr wichtig in unserer heutigen Zeit und ich finde es schön wie beiläufig das alles erwähnt wird. 
Vor allem die Darstellung der Jugendlichen empfand ich als sehr authentisch. Manche Autoren neigen ja dazu diese älter darzustellen oder ihnen komische Sätze in den Mund zu legen(die nahezu immer poetisch und altklug klingen und immer zum richtigen Zeitpunkt kommen!) und das stört mich vor allem bei solchen Themen. Zudem werden ihre Freundinnen Amber und Lottie total authentisch beschrieben, das heißt sie sind kein Haufen aneinander gereihter Klischees. 

Eine Sache ging mir gewaltig gegen den Strich, aber man muss halt hier auch das Alter der Mädchen berücksichtigen. Für sie ist es nun einmal wichtig eine Beziehung zu haben und deshalb liegt da auch oft der Hauptfokus drauf. Was mich jedoch positiv gestimmt hat ist, dass genau dieses Thema mehr als deutlich thematisiert wird und auch darüber gesprochen wird, dass diese Alpha-Männer Arroganz in Beziehungen keinen Platz haben sollte. Und genau damit werden die Mädchen immer wieder konfrontiert, was einen stellenweise einfach nur den Kopf schütteln lässt. Leider bekommt man das auch immer wieder mit und es ist einfach so wichtig, dass es Bücher gibt die das alles thematisieren. Vor allem in New Adult Romanen(aber auch in YA-Romanen)  wird ja so etwas romantisiert und es ist einfach mal schön zu sehen, dass es auch Autoren gibt die das Gegenteil machen.

Vor allem die Botschaft des Buches hat mir gefallen, denn eine psychische Erkrankung kann man nun einmal nicht mit Liebe heilen. Eine Beziehung kann nun einmal keine Wunder vollbringen. Zudem wird auch thematisiert, dass man sich für seine Freunde eben nicht verstellen sollte und das Gegenüber einen so akzeptieren sollte, wie man nun einmal ist.
Als Heranwachsende hätte ich dieses Buch abgöttisch geliebt, denn ich habe mich ständig wie ein Alien gefühlt und habe oft genug versucht nach Außen hin so normal wie möglich zu wirken. Leider es ja auch noch heute so, dass psychische Erkrankungen nur müde belächelt werden und man teilweise alles mögliche an Beleidigungen erdulden muss. Und ich mein wahrscheinlich hat jeder jemanden in Bekanntenkreis, der irgendein Verhaltensmuster direkt einer Zwangsstörung zuordnet und dann auch noch stolz darauf ist, auch wenn er definitiv keine Zwangsstörung hat. So ist es ja auch bei Depressionen und anderen psychischen Erkrankungen, die leider als Synonyme für etwas missbraucht werden. Das kann Unwissenheit sein, oder weil man auf mehr Verständnis oder Aufmerksamkeit hofft. Und genau das ist einfach nur ein Schlag ins Gesicht für Betroffene, was auch im Buch thematisiert wird. Obwohl ich selbst jetzt keine Zwangsstörung habe, stört es mich wenn Leute dieses Wort missbrauchen. Ich kenne das halt von anderen Erkrankungen und es macht einfach unfassbar wütend, denn dank so etwas nehmen einen dann nicht nur Bekannte, sondern auch mitunter Ärzte und ähnliches nicht mehr ernst. 

Viele Grüße