Hallo,
am Anfang des Monats hatte ich "Simon vs. the Homo Sapiens Agenda" bzw. "Nur drei Worte" von Becky Albertalli gelesen. Das Buch war schon Jahre auf meiner Wunschliste und endlich habe ich es geschafft es zu lesen. Oft versauern Bücher auf meiner Wunschliste, da ich nicht enttäuscht werden möchte und dementsprechend hatte ich mir auch Zeit gelassen mit dem Lesen.
Handlung
Eigentlich wollte Simon nur seine Emails auf dem Computer in der Schulbibliothek nachgucken und vergisst danach sich auszuloggen. Ausgerechnet Martin nutzt danach den Computer und erpresst ihn dann mit dem Wissen aus diesen Emails. Denn was alle nicht wissen ist, dass Simon schwul ist und dieser hat es eigentlich auch nicht vor sich in naher Zukunft zu outen. Um dieses zu verhindern und die Identität von Blue, dem er immer wieder Emails schickt, zu schützen beschließt er Martins Forderungen nachzukommen. Denn er liebt Blue und möchte diesen unter keinen Umständen verlieren und deshalb soll auch keiner von diesen Emails erfahren. Schließlich ist auch Blue nicht geoutet und Simon weiß gar nicht wer Blue ist, dabei gehen beide auf die gleiche Schule.
Einerseits gibt es Kapitel in denen Simon aus seinem Leben erzählt und andererseits diese in denen man nur die Mails zwischen Jacque und Blue lesen kann. Der Schreibstil wirkt sehr authentisch, auch wenn die beiden dadurch doch eher wie junge Erwachsene klingen, was aber bei manchen 16-jährigen durchaus der Fall sein kann. Aber alles in allem ist in Jugendsprache gehalten und so finden auch viele Sachen wie Tumblr und alles Einzug in den Roman.
Man steigt direkt in die Handlung ein, denn es gibt absolut kein Vorgeplänkel und es beginnt mit der Szene in der Martin Simon erpresst. Dadurch ist das Tempo der Handlung von vorneherein ziemlich rasant.
Mir sind die einzelnen Protagonisten richtig ans Herz gewachsen und ich habe das Buch nahezu in einem durch gelesen, so sehr hatte mich die Handlung gefesselt. Sie wirken alle sehr authentisch und lebendig und nahbar. Martin wirkt von Anfang an einfach nur unsympathisch und viel zu schmierig. Er wirkt halt einfach wie ein Junge, der alles dafür macht um bestimmten Menschen zu gefallen und dabei genau das Gegenteil erreicht ohne es zu merken.
Ich wollte einfach wissen wie das alles ausgeht und ob Simon seine Freunde und Familie wirklich tolerant sind, wenn es zu einem Coming-Out kommen sollte. Die Freunde von ihm sind doch sehr unterschiedlich und man weiß nicht so recht, wie sie zu dem Thema stehen. Leah mag zwar Yaoi(Manga-Genre mit explizit erotischen Darstellung von Schwulen und Slash-Fanfiction(Fanfictions unter anderem über Homosexualität), aber trotzdem weiß man ja nicht wie sie auf einmal reagiert wenn sich Simon als schwul outet. Auch die anderen sind sehr gut beschrieben, so dass man sich ein gutes Bild von ihnen machen kann.
Es gibt relativ viel Nebenhandlung und so erfährt man auch wie es Simon während der Musicalproben geht oder wie seine Familie so drauf ist. Das hilft einem dabei ihn und seine Sorgen besser nachvollziehen zu können. Allgemein ist die Handlung eher ruhig, was ich total angenehm fand. Genau das hatte auch prima gepasst, denn es muss ja nicht pausenlos etwas dramatisches passieren.
Eine wirklich wichtige Botschaft vom Buch ist, dass die Charaktereigenschaften zählen und nicht das Aussehen. Denn Simon verliebt sich in Blue seinen Charakter und das obwohl er gar nicht weiß wie dieser aussieht. Auch eine andere Botschaft wird glaubhaft vermittelt und zwar, dass jeder ein Coming-Out haben sollte. Warum ist hetero sein normal und warum müssen sich alle anderen outen? Es ist wirklich schade, dass auch in 2019 das alles ein so großes Thema ist in Amerika. Und viele nicht zu ihrer Sexualität stehen können aus Angst vor möglichen Konsequenzen.
Was ich wirklich faszinierend fand wie wenig das LGBTQIA-Aspekt im Vordergrund stand. Es ist einfach eine Liebesgeschichte zwischen Blue und Jacques und Erwachsenwerden, während das Coming-Out nur am Rande stattfindet. Es wirkt einfach alles so natürlich und nicht erzwungen geschweige denn kitschig/romantisiert, was ja bei manch anderem LGBTQIA-Roman der Fall ist. Zudem kommt es mit wenigen dramatischen Ereignissen aus, was finde ich auch ein Pluspunkt ist. So wirklich realistisch ist das natürlich nicht, aber man darf ja noch träumen dürfen. Zumal es einem als Leser auch klar sein sollte, dass es nach wie vor viele homophobe Menschen gibt weshalb viele auch ihre Sexualität vollkommen verstecken.
Twentieth Century Fox Home Entertainment, Spieldauer: 106 Minuten, unter anderem mit Nick Robinson, Katherine Langford, Keiynan Londsdale, Alexandra Schipp, Jorge Lendeburg Jr.
Aber auch die einzelnen Schauspieler passen super zu ihren Rollen.
Wenn man den Film mit dem Buch vergleicht, dann fallen einem direkt sehr viele Unterschiede auf. Viele Szenen sind im Buch komplett anders und oft habe ich mich gefragt, warum das alles überhaupt als "Buchverfilmung" bezeichnet wird.
Alles in allem hat mir der Film wirklich gut gefallen und deshalb sehe ich einfach einmal großzügig darüber hinweg, dass die Unterschiede zwischen Buch und Film gravierend sind. Ich finde die Schauspieler sind einfach klasse ausgewählt und man hat jeder Zeit das Gefühl es handle sich um amerikanische Teenager aus einer Kleinstadt. Es ist einfach ein wunderschöner Film, den ich mir gewiss noch einmal angucken werde um all die versteckten Details entdecken zu können.
Es ist halt wie das Buch alles mehr oder weniger durch die rosarote Brille, aber das macht den Film ja nicht zwangsläufig schlecht zumal er in meinen Augen nicht kitschig ist. Es ist halt ein klassischer "feel good" Film.
Zur deutschen Synchronisation kann ich nichts sagen, da ich den Film in Originalfassung geguckt habe.
Hat einer von euch schon das Buch gelesen oder den Film gesehen? Was ist eure Meinung dazu?
Gerne verlinke ich hier eure Rezensionen.
Auf der Seite von Monerl findet eine so genannte Linkparty statt, bei der jeder die Rezension zu seinem persönlichen Monatshighlight eintragen kann. Hier geht es zur Linkparty: https://monerl.de/aktion-monatshighlight-linkparty-august/
LG
Hallo Jennifer,
AntwortenLöschenmir gefällt sehr gut, wie du hier Buch und Film vergleichst! Ich liebe Buchverfilmungen, auch wenn ich sie zu 95% nicht so gelungen finde. Dennoch interessiert es mich, wie die filmische Adaption aussieht.
Ich muss gestehen, ich habe noch nie ein Buch gelesen, in dem es schwule oder lesbische Paare gibt. Ich habe solche Geschichten nicht gemieden aber auch nicht explizit ausgewählt. Schade, dass sie quasi gar nicht in der durchschnittlichen Literatur vorkommen. Und ich lese wirklich queerbeet.
Ich werde das Buch mal auf meine Merkliste setzen. Wenn die Zeit passt, werde ich es lesen.
Danke, dass du mit dem Buch bei der Linkparty August mitgemacht hast! Im September gibt es wieder eine neue Linkparty. Vielleicht hast du wieder ein Highlight (Top oder Flop) das du mit uns teilen möchtest.
GlG, monerl