Im September hatte ich die Dystopie "The Handmaid's Tale"(Der Report der Magd) von Margaret Atwood gelesen und heute gibt es den Booktalk.
Was ich so faszinierend und gleichzeitig absolut erschreckend und abstoßend finde ist, dass diese Gesellschaftsstruktur durchaus geben kann bzw. könnte. Und dass es tatsächlich Männer gibt, die genau das befürworten. All das basiert zu dem auch auf wahren Geschehnissen, das heißt in abgewandelter Form ist das in Teilen schon passiert oder passiert gerade. Im letzten Kapitel wird auch verraten auf welchen Ereignissen genau diese Handlung basiert.
Die Handlung an sich bleibt durchgehend ruhig und die Erzählungen der Hauptprotagonistin bleiben nüchtern und man merkt wie abgestumpft sie ist. Sie lässt das alles einfach nur noch über sich ergehen, denn außer den Tod hat sie keine einzige Fluchtmöglichkeit. Und sie möchte unter keinen Umständen als "Unwoman" deklariert werden. Diese Wortwahl ist einfach nur total beängstigend, denn die "Unwoman" werden einfach entsorgt und selbst Babys können als "Unbaby" bezeichnet werden. Auch hier wird sich der Vergangenheit bedient, denn genau das ist ja schon passiert(II. Weltkrieg und weitere). Genau diese doch recht leisen Töne machen das Buch aus, denn hier steht die Charakterenticklung von Offred(Ich-Erzählerin) im Vordergrund wie es für sie ist in dieser Gesellschaft zu leben und wie ihr Alltag aussieht. Und ich denke es ist auch recht logisch, dass Offred mit der Zeit einfach aufgibt und ihre Gefühle verschließt um an dem ganzen nicht zugrunde zu gehen. Schließlich verliert sie nach und nach all ihre Rechte, die wir heutzutage als selbstverständlich ansehen und wird mehr und mehr zu einem Gegenstand, der anderen gehört. Sie lebt in einem Haushalt und wenn sie kein Kind gebärt wird sie weitergereicht bis sie irgendwann einfach entsorgt wird. Und ich denke genau der Gedanke sollte jeder Frau Angst machen. Leider ist dieses Szenario ja in manchen Gegenden der Welt Realität und das macht einem noch einmal mehr bewusst, wie privilegiert man selbst ist.
Man wird komplett ohne jegliches Vorgeplänkel in die Handlung geschmissen und erst ganz zum Schluss kann man die einzelnen Puzzlestücke zusammen setzen. Einerseits hält das natürlich die Spannung aufrecht, aber andererseits hat man auch so kaum eine Chance sich überhaupt einen Reim darauf zu machen warum gewisse Sachen passieren. Einiges wird zwar durch die Rückblenden erklärt, aber man hat die ganze Zeit das Gefühl als würde man der Handlung durch eine dreckige Scheibe folgen und als würde sehr essentielle Informationen fehlen. Die einzige Erklärung wäre, dass die Frauen selbst nicht wissen warum das alles so ist. Jedoch fand ich es echt mühsam immer nur quasi Brotkrumen an Informationen zu bekommen. Eigentlich weiß man ja bei den meisten Dystopien sehr schnell was Sache ist, aber das ist hier definitiv nicht der Fall.
Was mich beim Lesen total verwirrt hatte waren die fehlenden Anführungszeichen. Alles wird aus der Sicht der Hauptprotagonisten erzählt und sie hat es wohl nieder geschrieben, aber trotzdem hätte man doch einfach Anführungszeichen setzen können? Auch die vielen Zeitsprünge erschweren das Lesen, weshalb man wirklich aufmerksam lesen muss um nicht die Orientierung zu verlieren.
Um ehrlich zu sein weiß ich gar nicht wie ich dieses Buch bewerten soll. An sich ist es eine wirklich gruselige Vorstellung, dass die Frauen so behandelt werden, obwohl sie ja allerhand Rechte hatten. Jedoch ist die Idee an sich keine neue und ich fand es auch schwierig das System also die Gesellschaftsstruktur zu verstehen. Und ich lese ungern Bücher bis zum Ende nur um endlich mal verstehen zu können um was es geht im Gesamten.
Nichtsdestotrotz ist es eine gute Lektüre, die ja auch in Schulen im Englisch LK gelesen wird. Sie wird oft mit "1984" von George Orwell verglichen, wobei ich den Vergleich nicht ganz verstehe. Bei beiden geht es um den Überwachungsstaat und die totale Kontrolle von Außen(vom Staat) und Gleichschaltung. Aber bei "The Handmaid's Tale"(Der Report der Magd) geht es ja zusätzlich noch um Diskriminierung und wie Frauen zu Gebrauchsgegenständen(lebenden Brutkästen) herabgestuft werden.
Vielleicht werde ich in ein paar Jahren das Buch noch einmal lesen. Ich finde es immer schwer Bücher mit einem so gewaltigen Twist am Ende zu bewerten, aber jetzt nachdem ich meine Gedanken wegen dem Booktalk sortiert habe fällt es mir auch leichter alles einzuordnen, deshalb vergebe ich auch 3,5 von 5 Sternen.
Das Buch hat auch eine Fortsetzung mittlerweile, wobei meiner Meinung nach trotz offenem Ende keine nötig ist.
Viele Grüße
Halli hallo,
AntwortenLöschenhabe nun deine Rezi zum Buch gefunden.
Ja, das Buch ist zu Beginn nicht einfach, weil man so verwirrt und so erschrocken ist, was in Gilead passierte und wie Frauen aller Rechte entzogen wurden. Als Arbeitskräfte, Brutstätten, Prostituierte degradiert und absolut kontrolliert. Selbst die Ehefrauen sind nicht wirklich glücklich, obwohl sie den größten Luxus leben dürfen, doch frei sind auch sie nicht.
Dieses Beängstigende hat Atwood sprachliche uns stilistisch in meinen Augen fantastisch hinbekommen. Ich zolle ihr Respekt, ein so dystopisches und doch ganz nah an der Realität und Möglichkeit geschriebenes Werk geschaffen zu haben.
Den Nachfolger "Die Zeuginnen" habe ich auch gelesen aber ich war enttäuscht. Mehr als 3 Sterne konnte ich nicht geben, eine Rezi steht noch aus. Das neue Buch kommt auf die Finessen von Buch 1 nicht ran. Es ist eher ein Buch, das das Spannungselement bedient und sprachlich recht einfach ist. Na ja, es ist nicht schlecht aber ich hätte es im Nachhinein nicht gebraucht.
GlG, monerl