Mittwoch, 29. April 2020

#002 Graphic Novel und Verfilmung - Blau ist eine warme Farbe






Eigentlich war Clementine der festen Überzeugung heterosexuell zu sein. Jedoch merkt sie als sie mit einem Jungen zusammen ist, dass dem scheinbar nicht so ist. Als sie eines Tages in der Stadt unterwegs war sieht sie eine junge Frau mit blauen Haaren, die ihr seit dem nicht mehr aus dem Kopf ging. Und genau mit dieser kommt Clementine zusammen. Immer wieder erlebt sie während der Beziehung homophobe Angriffe unter anderem durch ihre Mitschüler.




TitelBlau ist eine warme Farbe
AutorJulie Maroh
ZeichnerJulie Maroh
VerlagSplitter-Verlag
GenreLiebesdrama/LGBTQIA
Seitenanzahl160
Meine Bewertung
4/5


In der Graphic Novel wird nicht nur das Thema LGBT, sondern auch welche wie Depression, Sucht und vor allem auch Homophobie behandelt. Wie war es in den 90ern in Frankreich als queere Person aufzuwachsen? Mit was für Vorurteilen hat man zu kämpfen und wie behandeln einen die Mitschüler an der Highschool queere Leute? Möchte man in so einem Umfeld wirklich seine eigene Sexualität entdecken? Ist es okay nicht heterosexuell zu sein, auch wenn gefühlt alle um einen herum homophob sind?

Der Zeichenstil ist einfach nur traumhaft, auch wenn nicht alle Panels perfekt gezeichnet wurden und genau das an manchen Stellen die Figuren einfach nur grotesk aussehen lässt. Durch die Farbgebung erkennt man immer direkt die Stimmung und oft wird nur mit sehr wenigen Farben gearbeitet. Vor allem die grauen Zeichnungen unterstreichen die gedrückte, traurige Grundstimmung und man merkt direkt allein anhand der Farben wann sich diese ändert. Oft wirkt alles sehr schlicht und die Wasserfarben samt den feinen Linien geben all dem etwas zartes, was wiederum zu der Liebe der beiden passt.

Die Handlung kommt mit erstaunlich wenig Dialog aus und unterstreicht oft nur das gezeigte. Es ist auf alle Fälle erstaunlich wie viel die Zeichnerin mit nur 150 Seiten dem Leser vermittelt und selbst die intimen Szenen wirkten oft sehr zart und waren gut platziert. Mich haben sie beim Lesen jetzt nicht gestört, da sie nur einen wirklich kleinen Teil ausmachen(eine handvoll Seiten).

Die Graphic Novel hat erstaunlich viel Tiefgang und regt zum Nachdenken an. Man weiß von Anfang an wo die Reise hingeht und nur anhand von einer Rückblende erfährt man wie es überhaupt dazu kam. Folglich kamen bei mir auch keine großen Hoffnungen auf und der Schmerz traf mich nicht so hart, aber trotzdem stimmte mich all das einfach nur unendlich traurig. Ich finde es ein wenig schade, dass es einen so gewaltigen Zeitsprung kam und nicht einfach 2 Bände aus dieser Geschichte gemacht wurden. So ist es doch sehr kurzweilig und ich hätte gerne noch ein paar Informationen gehabt. Wobei ich auch ehrlich zugeben muss, dass die Länge ganz okay ist und man sich so als Leser selbst ausdenken kann was während dem Zeitsprung alles passiert sein mag. Und das ist ja auch nicht schlecht.





TitelBlau ist eine warme Farbe
RegisseurAbdel Kechiche
SynchronisationLea Seydoux, Adele Exarchopoulos
Dauer172 Minuten
Meine Bewertung
4/5


Was mich ein wenig irritierte beim Film war, dass der Anfang komplett anders ist als bei der Graphic Novel. Das Ende wird nicht vorweggenommen und wenn man die Graphic Novel nicht kennt weiß man somit auch nicht, was das auf einen zukommt. Mir hat die Entscheidung ganz gut gefallen.
Ein anderer Pluspunkt ist definitiv die ergreifende Handlung. Es wird alles sehr ausführlich gezeigt und ich fand es auch gut dass der Film mit seinen drei Stunden sich die Zeit nimmt der Liebesgeschichte genügend Platz zu geben. Alles wichtige erfährt man anhand von einigen wenigen, eindringlichen Szenen.

Bei der Vorlage gab es ja nur wenige Seiten auf denen Geschlechtsverkehr stattfand oder sich geküsst wurde. Das war beim Film anders und gibt dem ganzen etwas von einem Porno. Hier hätte man wirklich sich an der Graphic Novel orientieren sollen, denn so wirkt das alles sehr billig und wie sehr schlechte Effekthascherei. Und wenn man mal bedenkt, dass das Teenager am Anfang des Filmes sind finde ich die Frage schon gerechtfertig, ob das wirklich sein musste so vieles explizit darzustellen.  Diesbezüglich hat mich auch die Kameraführung oft irritiert, da diese unheimlich von der Handlung ablenkte. Gefühlt hatte man Szenenlang nur Augen und Mund der Hauptprotagonistin gesehen und ja in der Graphic Novel werden die auch hervorgehoben, aber nicht so deutlich wie im Film. Und da frage ich mich schon, ob das bei einem heterosexuellen Pärchen auch alles so dargestellt wurden wäre? Die relativ vielen Essszenen habe ich großzügig übersprungen, da ich es schon im echten Leben hasse wenn Menschen laut schmatzen/schlürfen und Nahaufnahmen von den Gesichtern brauche ich bei solchen Szenen auch nicht.

Wenn ich jetzt von den ganzen erotischen Szenen absehe finde ich den Film ganz okay für zwischendurch. Trotzdem gebe ich ihm nur 2,5 Sterne, da ich diese Szenen  mehr als unangebracht empfand. Nach dem Gucken habe ich einige Interviews zu dem Film gelesen und die bestätigen mich einfach nur in meinem Gefühl was die intimen Szenen betrifft. Der Film ist erst ab 16 Jahren freigegeben.



Alles in allem handelt es sich hierbei um eine tragische Liebesgeschichte, die finde ich in der Graphic Novel besser als solche rüberkommt. Denn dort wird der Fokus richtig gelegt und darauf kommt es beim Story erzählen immer an.

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