Mittwoch, 14. Februar 2018

Depressionen: 7 Vorurteile



Guten Morgen :)

Heute geht es um ein Thema über das ich schon länger einmal bloggen wollte und bisher habe ich mich immer davor gedrückt.


1) Es gibt immer einen Grund für eine Depression./Du hast doch keinen Grund dafür.

Eine Depression kann einen in allen Lebenslagen treffen egal wie gut oder schlecht es demjenigen geht. Manche Faktoren wie der Verlust von einem wichtigen Menschen, Arbeitslosigkeit und anderes können zur Entstehung einer Depression beitragen, aber meist sind sie nicht der alleinige Auslöser dafür.  Man kann quasi alles im Leben haben und sehr erfolgreich sein und trotz allem an einer Depression erkranken.

2) Depression zu haben bedeutet die ganze Zeit traurig zu sein.

Traurigkeit ist nur ein Gefühl von vielen, welches man bei einer Depression verspürt. Oft ist man einfach nur angespannt, leer, wie gelähmt oder total apathisch. Deshalb verstehe ich es auch nicht wieso manche depressiv als Synonym für traurig/deprimiert sein verwenden. Das Gefühl traurig zu sein verschwindet meist nach kurzer Zeit und hat meist einen klaren Auslöser, aber eine Depression bleibt und verschwindet nicht einfach so.

3) Du musst einfach Spaß haben wollen.­­­

Meistens liegt das Problem nicht beim wollen, sondern beim können. Charakteristisch an der Depression ist, dass man die Freude an seinen Hobbies verliert und einen Dinge nicht mehr glücklich stimmen, die es sonst getan haben. Man sieht zum Beispiel den blauen Himmel, aber es löst bei einem keine Gefühlsregung aus. Etwas was einen sonst zum lachen gebracht hat, lässt einen vollkommen kalt.

4) Es ist nur in deinem Kopf/Es ist keine richtige Erkrankung.

Das stimmt absolut nicht! Depressionen können durchaus auch körperliche Beschwerden auslösen wie zum Beispiel Bauchschmerzen, Kopf- oder Rückenschmerzen und auch Schlafstörungen. Es ist eine ernst zunehmende Erkrankung und man macht es den Betroffenen nicht leichter, wenn man sie als ein Hirngespinst darstellt!


5) Depression merkt man einem an.

Ein nach außen hin sehr fröhlicher Mensch, der auch noch perfekt funktioniert kann genauso wie ein sehr nachdenklicher, in sich gekehrter Mensch eine Depression haben. Jeder geht mit der Erkrankung unterschiedlich um und meistens sieht man sie nicht!

6) Depression ist ein Zeichen von Schwäche.

Auch starke Menschen können depressiv sein! Es kann jeden treffen, egal welches Alter, wo er wohnt oder wie er aufwächst. Man sollte es nicht als Schwäche ansehen, wenn jemand zugibt depressiv zu sein oder deshalb Hilfe in Anspruch nimmt.


7) Nimm einfach Antidepressiva, dann geht es dir besser!

Ganz so einfach ist es leider nicht. Bei jedem wirkt sich eine Depression anders aus und für den einen sind Antidepressiva wichtig und ein anderer braucht zum Beispiel "nur" Psychotherapie. Bei manchen bewirken Antidepressiva genau das Gegenteil. Zu dem haben einige dieser Tabletten katastrophale Nebenwirkungen, weshalb sie eigentlich nicht einfach so verschrieben werden dürften. Bei den Suchmaschinen findet man sehr viele Einträge zu den negativen Seiten dieser Medikamente und es gibt auch mittlerweile etliche Bücher und Dokumentationen dazu. Antidepressiva muss man zudem über einen längeren Zeitraum schlucken um eine Besserung spüren zu können, was auch nicht viele wissen. Das sind halt so Sachen über die nicht geredet wird, dabei ist es wichtig vor allem über so etwas zu reden.


Auch ich musste mich leider im Bezug auf das Thema schon oft rechtfertigen, was aber im Laufe der letzten Jahre nicht mehr so häufig vorkam. Als Teenager wurde mir einmal vorgeworfen ich wäre mit Absicht so um andere herunter zuziehen. Am schlimmsten fand ich immer die Menschen, die einem zeigen wollten wie schön das Leben ist. Wenn so etwas ausreichen würde um Menschen aus einer depressiven Phase zu holen, dann hätten wahrscheinlich auch weniger Menschen eine behandlungsbedürftige Depression.

Wurdet ihr schon einmal mit Vorurteilen konfrontiert?

Viele liebe  Grüße

4 Kommentare:

  1. Depressionen sind richtig Sch***. Ich habe zwar keine diagnostizierten, aber ich bin immer knapp vor der Kippe aufgrund Job, autoimmunen Krankheiten, Zwangsstörungen in Kombi. Die Gesellschaft spricht zwar sehr gern davon, dass es wahrgenommen wird, aber eigentlich verhalten sich die meisten gegenüber Betroffenen wie "Vollhonks", was ich sehr bedenklich finde.

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  2. Schön, dass du mit einigen Vorurteilen aufräumst! Finde es immer wieder schade, wie sehr diese in der Gesellschaft noch verankert sind. Finde, dass viel mehr darüber gesprochen werden sollte. Kenne ähnliches auch bei meiner Angststörung, dann muss du dich deiner Angst stellen, geh das ganze rational an, stell dich nicht so an... Wenn das ganze nur so einfach ist. Glaube, dass es allen Menschen gut tut, wenn man offener darüber spricht, ich kenne auch eine Person, die sich das selbst nicht eingstehen will, um nicht "schwach" zu sein, was komplett der falsche weg ist.

    Alles Liebe

    Nadine von Wörter auf Reise

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  3. Hallo Jennifer,

    vielen Dank für diesen so persönlichen und offenen Beitrag. Ich persönlich habe diese Erfahrungen nicht gemacht, eine Freundin von mir allerdings. Nach außen hin war sie immer fröhlich, unternehmungslustig und aktiv, im Inneren war es jedoch ganz anders. Es hat sehr lange gedauert, bis sie sich eine Depression eingestehen konnte. FÜr Außenstehende ist es sehr schwer, eine Depression nachzufühlen, wenn es einen selbst nie betroffen hat. Deswegen finde ich deine Richtigstellung diese dämlichen Aussagen so wichtig. Danke dafür!

    Liebe Grüße, einen tollen Nikolaus und ein schönes #litnetzwerk

    Nina

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  4. Hallo Peanut,

    ein guter Beitrag, der viele Vorurteile aufgreift. Allerdings möchte ich den siebten Punkt nochmal aufgreifen.

    Meinen Eindruck nach ist es eher so, dass viele sehr negativ gegenüber Antidepressiva eingestellt sind. Dabei ist es bei einer starken Depression oft nahezu unmöglich, ohne Medikamente therapiefähig zu sein. Hingegen ist es allerdings auch so, dass bei einer leichten Depression Antidepressiva häufig nicht wirken. Zudem sind die Nebenwirkungen und das spätere Absetzen oftmals zwar nicht ohne, aber erstmal geht es ja um das nackte Überleben. Wenn also ein Psychiater dazu rät (und nicht der Hausarzt die als "schnelle Lösung" verschreibt), dann kann der Einsatz von Antidepressiva sehr sinnvoll sein.

    Viele Grüße
    Elena

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