Vor kurzem habe ich den Klassiker "Jeder stirbt für sich allein" von Hans Fallada gelesen und aufgrund der Thematik habe ich dazu einen Booktalk verfasst.
Der Roman wurde 1946 verfasst und basiert auf den Gestapoakten zu dem Ehepaar Otto und Elise Hampel. Diese haben von 1940 bis 1942 in Form von Postkarten/Flugblättern zum Widerstand gegen den Nationalsozialismus aufgerufen. Beide wurde 1942 verhaftet und 1943 zum Tode verurteilt. Der Tod vom einzigen Sohn vom Ehepaar an der Front war Auslöser für den Widerstand.
Der Autor Hans Fallada hat diesen Roman innerhalb von 4 Wochen verfasst und er wurde 1947 veröffentlicht. Kurz darauf verstarb der Autor.
Im Anhang befinden sich Fotos, biographische Daten zum Autor, Hinweise zur Entstehung des Romans und einige Begriffe werden erklärt.
Die Handlung ist in 4 Teile gegliedert. Der 1. Teil dient als Einleitung und beschreibt die Gesellschaft der 40er Jahre. Wer ist das Ehepaar Quangel? Warum schreiben die beiden die Postkarten? Wie leben sie? Und die erste Postkarte wird abgelegt.
Im 2. Teil nimmt ein Kommissar die Ermittlungen auf, das heißt die Gestapo setzt alles daran den Verfasser der Postkarten ausfindig zu machen.
Im 3. Teil wird das Ehepaar geschnappt. Die Szenen sind ergreifend, traurig und vor allem zeigt es wie grausam der NS war. Und es wird deutlich wie einsam und hoffnungslos der Kampf gegen das Regime war. Auch der Titel wird hier erklärt, denn wenn man stirbt ist niemand mehr da, der einem beisteht.
Im letzten Teil geht es um das Warten auf die Hinrichtung. Das Ehepaar ist getrennt voneinander in einem Gefängnis und hat genügend Zeit um über all das was geschehen ist nachzudenken und zu reflektieren. Und sie realisieren was für Auswirkungen ihre Taten hatten. Der Teil zeigt noch einmal sehr deutlich wie leicht bzw. einfach es war als Mittäter abgestempelt zu werden, nur weil man etwas nicht gemeldet hat und dass das Regime so etwas nicht geduldet hatte.
Stellenweise liest sich der Text nicht flüssig, was entweder am Schreibstil selbst liegt oder an der kurzen Zeit, die der Autor zur Verfügung hatte. Man merkt halt einfach, dass es sich um das Originalmanuskript handelt. Die Geschichte wird eher sachlich und nüchtern erzählt und es herrscht durchgehend eine bedrückende, kalte und beängstigende Grundstimmung.
Die Geschehnisse wurden gut aufgearbeitet. Aber auch das Schicksal von anderen Personen bzw. Charakteren wird beleuchtet. Es gibt viele grundverschiedene Charaktere und diese zeigen ungefähr wie die Gesellschaft der 40er Jahre war. Es gibt verschiedene Handlungsstränge, welche alle miteinander verknüpft sind und diese werden durchgehend spannend erzählt.
Die Existenzängste der einzelnen Personen führen dazu, dass Moral nichts mehr wert ist und jeder sich selbst der nächste ist. Jedes Wort oder auch jeder Gedanke konnte einen zum Verhängnis werden.
Immer wieder merkt man, dass die Postkartenfinder Angst/Panik davor haben als Mittäter beschuldigt zu werden. Dafür könnten sie zum Tode bestraft werden und auch Familienmitglieder könnten dann ins Visier der Gestapo geraten. Es reichte allein schon aus etwas wie die Postkarte zu spät zu melden und schon war man verdächtig. Das NS-Regime hatte keine Gnade und hat versucht jeden Widerstand im Keim zu ersticken. Jeder hat quasi jeden bespitzelt, man wurde ohne Vorankündigung verhaftet, auf Essensentzug gesetzt und dann stundenlang befragt, bis die Person irgendetwas zugab. Und genau das spiegelt der Roman wieder: Es gab kein Entrinnen, sobald man in den Augen der Gestapo Täter war.
Dieser Roman ist auf alle Fälle lesenswert und ich empfehle ihn jedem der Interesse an dem Thema hat. Hauptsächlich geht es um den Widerstand der kleinen Leute und warum das alles nicht so wirklich geklappt hat.
Und wie ist eure Meinung zu dem Buch?
viele Grüße
Hallo Pea,
AntwortenLöschenHans Fallada steht oben auf meiner Liste der Autoren, die ich noch lesen will. Ich habe bisher noch nichts von ihm gelesen, aber auch nach deiner Besprechung will ich das unbedingt tun. Es scheint nicht ganz einfache Lektüre zu sein, im Sinne von: emotional einfach, aber lohnenswert.
Danke für die Vorstellung, ich konnte mir ein ziemlich gutes Bild machen, was mich erwartet!
Daniela, der Buchvogel