Mittwoch, 29. Januar 2020

#005 Buch und Film - Die Bücherdiebin



Hallo,

vor kurzem habe ich "The Book Thief(Die Bücherdiebin)" von Markus Zusak gelesen und heute möchte ich in einem Blogeintrag das Buch und den Film zu besprechen.


1939(Nazideutschland): Liesels Eltern sind verurteilte Kommunisten, weshalb sie zu der Familie Hubermann in Molching nahe München gebracht wurde. Dort wächst sie als deren Pflegetochter auf und entdeckt ihre Liebe zu Büchern. Doch ihre Familie hat kaum Geld um genügend Lebensmittel zu kaufen, weshalb sie sich auch keine Bücher leisten können. Am Tage der Bücherverbrennung lässt sie ein Buch mitgehen, ungeachtet der Konsequenzen. Und bei diesem einem Buch soll es nicht bleiben. Aber nicht nur das bringt sie alle in Gefahr, denn eines Tages steht der Jude Max vor der Haustür und Liesels Pflegevater schuldet Max seinem Vater noch einen Gefallen, dabei ist er schon längst als Judenfreund verschrien und würde damit ein viel zu großes Risiko eingehen.




The Book Thief von Markus Zusak, 416 Seiten, Black Swan
deutsche Übersetzung: Die Bücherdiebin von Markus Zusak, 588 Seiten, Blanvalet Verlag

Der Schreibstil ist definitiv gewöhnungsbedürftig und ich brauchte einige Zeit bis ich mich an die ganzen fett gedruckten Einschübe gewöhnen konnte. Die Szenen werden oft sehr bildhaft beschrieben und sind sehr wortgewaltig. Oft lässt der Autor diese für sich selbst sprechen und es taucht nicht so wie in anderen historischen Romanen der erhobene Zeigefinger auf um den Leser daran zu erinnern wie grausam das alles war und dass es nie mehr so weit kommen darf. Vieles wird eher neutral beschrieben und somit liegt es am Leser selbst, wie er all das bewertet oder auffasst und das machte das alles zu einem besonderen Leseerlebnis.

Die Handlung wird aus der Sicht des Todes erzählt, der an manchen Stellen wirklich sehr überraschend reagiert. Beim Lesen hatte ich wie oft vergessen, dass der Tod das alles erzählt und dementsprechend verwirrt war ich auch, wenn der Tod eben seiner Arbeit nachging(Seelen einsammeln). Und oft hat er auch einige Sachen einfach vorweg angekündigt, damit man am Ende nicht so geschockt ist. Das ist wahrscheinlich auch etwas der Zielgruppe geschuldet. Es ist auf jeden Fall mal eine etwas andere Art der Erzählung und man muss sich definitiv darauf einlassen, also es ist keine Lektüre für zwischendurch oder zum Abschalten.

In der englischen Originalfassung werden viele deutsche Sätze verwendet, was ich auch ziemlich ungewöhnlich fand. Deshalb würde ich jedem auch zum Lesen dieser raten, denn dadurch entstehen oft lustige Situationen.

Ein weiterer Pluspunkt ist definitiv die Buchdicke, denn hier kann man richtig in die Handlung eintauchen. Der II. Weltkrieg wird zwar thematisiert, aber im Vordergrund steht das Leben von Liesel und wie ihr Alltag so aussah. Sie war im Bund der Mädchen und somit erfährt man auch einiges über die Hitler Jugend.

Was ich nicht ganz verstanden habe ist, warum bei der "Bildgeschichte" englische Texte übermalt wurden. Rein theoretisch müsste Max doch die deutsche Ausgabe vom "Mein Kampf" haben und das nimmt dem Ganzen etwas die Authentizität. Schließlich werden ja auch immer wieder deutsche Sätze verwendet, also hätte man auch hier die deutsche Ausgabe nehmen können.

Um ehrlich zu sein fällt bzw. fiel es mir sehr schwer diese Rezension zu verfassen und nicht weil ich das Buch schlecht fand, sondern einfach weil keine Worte das geschriebene wirklich widerspiegeln können. Es ist ein ungewöhnliches Buch, was mich als ich mich an den Schreibstil gewöhnt hatte, sehr gefesselt hatte. Ich hatte es innerhalb von zwei Tagen durch gelesen und war danach einfach sprachlos. Das Buch sticht definitiv aus der Masse hervor und es ist sehr lebensbejahend, auch wenn der Tod der Erzähler ist. Aufgrund der Zielgruppe ist es auch irgendwie klar, dass viele Themen wie die Bücherverbrennung oder die Judenmärsche nur angeschnitten werden. Und man muss auch immer daran denken, dass Liesel zu Beginn der Handlung erst 9 Jahre alt war und dementsprechend wird auch die Handlung dargestellt. Dadurch erscheinen auch einige Geschehnisse weniger grausam als sie sind, was in anderen Büchern besser umgesetzt wurde, was wahrscheinlich auch an der Zielgruppe liegt. Das heißt jetzt nicht, dass es irgendwie kindisch dargestellt wurde. Es wurde halt nur vieles weg gelassen oder eben nicht thematisiert.

Alles in allem möchte ich dem Buch 4 von 5 Sternen geben. Es ist auf jeden Fall ein Leseerlebnis und mal etwas anderes.



20th Century Fox Home Entertainment, Spieldauer: 127 Minuten, unter anderem mit Sophie Nélisse, Geoffrey Rush, Emily Watson, Ben Schnetzer und Nico Liersch

Um das alles besser einschätzen zu können und damit ich mich nicht ständig über die Synchronisation aufrege, habe ich den Film kurzerhand auf Englisch geschaut. Was ich diesbezüglich nicht ganz verstanden habe ist das Englisch, denn anstatt irgendeinen schweren Dialekt zu nehmen klang es oft als würden die Schauspieler gerade erst Englisch lernen. Auch sonst ist mir oft aufgefallen, dass an viele Details schlichtweg nicht gedacht wurde. Auf dem Friedhof wird deutsch gesprochen und dann ist der Rest natürlich auf Englisch, was irgendwie ganz komisch ist. Die Bücher sind auf Englisch und die Worte an der Wand auch, wobei die Ladenschilder wieder auf Deutsch sind. Und im Buch handelt es sich ja stets um deutsche Bücher und ich finde das nimmt dem Ganzen die Authentizität. Der Film wurde in den Filmstudios Babelsberg gedreht, also warum ist ihnen da so ein großer Fehler unterlaufen?

Oft musste ich an die ganzen Märchenfilme denken, die ja auch einen Erzähler mit ähnlicher Stimme haben und der einen durch die Story begleitet. Auch sonst passen viele Szenen zu dieser Kulisse und ich fand es wirklich schwer das alles auszuhalten. Ich habe schon einige Filme über diese Zeit gesehen und da waren auch einige schlechte dabei. Aber keiner von denen hat es geschafft das alles so schrecklich harmonisch darzustellen. Im Film selbst wird auch erwähnt, dass die Familie kaum genug Geld hat um sich selbst zu ernähren und trotzdem nehmen sie noch eine Person auf. Aber genau das sieht man nicht: Die Familie wirkt durchgehend wohl ernährt und selbst in Szenen wo die Personen dreckig sein sollen, wirken sie nicht so. Und auch sonst wird scheinbar oft vergessen, dass zum Beispiel eine Person bettlägrig war/ist oder anderes und das nur um bestimmte Momente künstliche generieren zu können.

Auch sonst hat mich der Film einfach nicht berührt und das beklemmende Gefühl, was man sonst bei Filmen mit dieser Thematik hat bleibt komplett aus. Es fehlt der rote Faden und ich fand es auch schade, dass einiges so kurz nur angeschnitten wurde. Im Buch gab es wenigstens noch kurze Erklärungen, aber im Film blieben diese meist komplett aus. Dadurch machen einige Szenen einfach absolut keinen Sinn und ohne das Hintergrundwissen wüsste ich auch nichts mit diesen anzufangen. Liesels Liebe zu Büchern fehlt im Film nahezu komplett und die erklärt ja auch, warum sie überhaupt Bücherdiebin genannt wird.

Der Film ist in Deutschland ab 6 Jahren freigegeben, aber ich würde dem niemals einem Kind unter 12 oder 13 Jahren zeigen. Auch wenn alles kitschig dargestellt wird ist es definitiv kein Film für Kinder!

Wenn ich jetzt all die Kritikpunkte in betracht ziehe und den Film als Buchverfilmung betrachte komme ich zu dem Schluss, dass ich all dem nicht mehr als 1 von 5 Sternen geben kann. Im Nachhinein betrachtet hätte ich mir dem Film sparen können, dabei war ich wirklich sehr gespannt darauf. Schließlich wurde der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung von allen Seiten in den Himmel gelobt und er gewann auch einige Auszeichnungen.

Hat einer von euch schon das Buch gelesen oder den Film gesehen? Was ist eure Meinung dazu? 
Gerne verlinke ich hier eure Rezensionen. 

LG

2 Kommentare:

  1. Hallo Peanut,
    ich fand das Buch einfach nur toll, habe es vor Jahren gelesen und war restlos begeistert wie Markus Zusak alles dargestellt hat. Besonders weil das Buch ein Highlight für sich ist finde ich. :)
    Außerdem fand ich die Idee, den Tod zu Wort kommen zu lassen interessant. Aus diesen Gründen habe ich den Film bis jetzt noch nicht angesehen, denn ich konnte mir einfach nicht vorstellen, wie sie das umsetzen konnten.
    Und wenn ich deine Rezension so lese, ist das auch eine gute Entscheidung gewesen. Schade, dass er so schlecht war und du nur 1 Stern vergeben konntest, aber für mich gut, denn so weiß ich, dass ich den Film auf keinen Fall gucken werde. ;)
    Liebe Grüße
    Diana von lese-welle.de

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    1. Hallo, danke für deinen Kommentar :)
      Das Buch ist wirklich schön und einfach mal etwas anderes.
      Ich denke es ist allgemein sehr schwer eine Geschichte umzusetzen, die einen Erzähler hat. Oft hat man dann das Bild von einer Weihnachtsgeschichte vor Augen oder von einem Märchen und beides ist hier völlig unpassend. Mich hat es im Nachhinein total verwundert, dass der Film so viele gute Bewertungen bekommen hat.
      LG

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