Mittwoch, 11. September 2019

#28 Booktalk - All the bright places

Hallo,

Im August hatte ich das Buch "All the bright places" von Jennifer Niven gelesen. Bei dem Buch geht es um die Themen psychische Erkrankungen, Selbstmord und vieles mehr und da ich mich einfach nicht kurz fassen konnte, gibt es darüber einen Booktalk. Es ist halt ein Thema welches mir sehr nahe geht und ich finde es sollte mehr Bücher geben in denen psychische Erkrankungen nicht romantisiert werden.






Ausgerechnet auf dem Glockenturm der Schule begegnen Finch und Violet. Eigentlich waren beide unabhängig voneinander gewillt dazu ihr Leben zu beenden, doch Finch entschließt Violet kurzerhand dazu zu überreden eben nicht zu springen. Bei einem Schulprojekt bei dem es darum geht ihren Bundesstaat besser kennen zu lernen besteht Finch darauf mit Violet zusammen zu arbeiten. Und so lernt Violet viel über den viel zu lauten Finch kennen, der ihr auch noch zeigt wie wichtig es ist die Tage bis zum Abschluss nicht nur zählen sondern auch tatsächlich zu leben.

Die Handlung wird abwechselnd von Finch und Violet erzählt, so dass man sich von der Gefühlswelt der beiden ein recht gutes Bild machen kann. Man wird auch direkt in das Geschehen hinein geworfen, das heißt es gibt absolut kein Vorgeplänkel. 

Es ist auf jeden Fall ein sehr interessanter Startpunkt für eine Geschichte, denn beide sind auf dem Glockenturm der Schule um ihr Leben zu beenden und lernen sich dabei kennen. Und man erlebt wie verschieden die beiden mit der Situation danach umgehen.

Alles in allem hält das Buch was es verspricht, denn Violet lernt das Leben zu lieben von Finch, der am liebsten sterben würde. Immer wieder durchlebt dieser Höhen und Tiefen(Manische Phasen und Depression) und genau das wird nachvollziehbar und deutlich dargestellt. Dadurch verläuft auch die Beziehung bzw. die Freundschaft zwischen den beiden nicht rosig und es gibt einfach eine Menge Konfliktpotential. Sie sind halt total das Gegenteil und leben eigentlich in ganz anderen Welten. Zumal der Kontrast zwischen nicht leben wollen und wieder leben wollen(aber nicht wissen wie) wirklich extrem ist und  es deshalb zwangsläufig zu Streit kommen muss.

Aber auch Violets Unfähigkeit Gefühle zu empfinden seit dem Tod ihrer Schwester wird gut dargestellt. Leider vergessen viele, dass auch dieses nicht fühlen können ein Symptom einer Depression sein kann. 


Leider gibt es einige Längen und alles verläuft gefühlt sehr langsam und schleppend. Die Beziehung der beiden baut sich schleichend auf, was eigentlich total realistisch dargestellt wurde aber trotzdem gingen mir diese Längen ab der Hälfte ziemlich auf die Nerven. Zumal die Handlung auch viel zu wenig Überraschungen bot.

So wirklich weiß man zudem nicht warum Finch so handelt und er bleibt bis zum Schluss nicht wirklich greifbar. Und dabei beziehe ich mich nicht ausschließlich auf seine Handlungsgänge und Taten während den manischen Phasen, sondern auch auf die während den depressiven. Vor allem der Schluss lässt einen deshalb unzufrieden zurück, auch wenn das wahrscheinlich der Sinn dahinter sein soll. Schließlich verschwindet Finch einfach wie so oft und da ist es eigentlich auch vollkommen logisch, dass man als Leser nicht mehr weiß als die anderen Protagonisten. Trotzdem hinterlässt die Erzählweise bei einem ein sehr ungutes Gefühl. 

Allein wegen der fehlenden Dicke des Buches fehlt es den Hauptcharakteren an Tiefe und so scheint es als wäre das Hauptmerkmal der beiden die jeweilige psychische Erkrankung. Es passiert halt relativ Handlung auf so wenigen Seiten und deshalb wirken die Charaktere auch ziemlich unausgereift. So viel es mir auch schwer eine Bindung zu ihnen auszubauen. Die Nebencharaktere bleiben zudem blass und austauschbar.


Das Buch hat bei mir ein wirklich beklemmendes Gefühl hinterlassen. Hier möchte ich eine Triggerwarnung aussprechen: Lest das Buch nicht, wenn ihr psychisch labil seid oder euch Themen wie Selbstmord oder allgemein psychische Erkrankungen triggern könnten. Finch leidet unter einer bipolaren Störung und Violet hat seit dem tödlichen Unfall ihrer Schwester mit einer schweren Depression(vermutlich) zu kämpfen. 

Hierbei handelt es sich zwar um ein YA-Buch, aber trotzdem ist es nicht ohne. Am Schreibstil merkt man natürlich auch das Zielpublikum, was ich aber nicht schlimm fand. Schließlich sind solche Bücher extrem wichtig für junge Leute, denn leider ist das Stigma was psychische Erkrankungen betrifft riesig und darüber wird einfach viel zu selten gesprochen. Es werden halt deutlich die Denkweisen eines suizidalen Menschen gezeigt ohne dabei ins melodramatische abzudriften(nicht jeder suizidale Mensch denkt so, aber das sollte ja klar sein). Vor allem wird hier nichts romantisiert, sondern schonungslos darüber geschrieben wie das Leben mit solchen Erkrankungen ist.

Wer hier jedoch Tiefe erwartet ist fehl am Platz, es ist halt ein YA-Buch. Das macht es nicht zu einem schlechten Buch, schließlich habe ich von vorne herein auch nichts anderes erwartet. Es soll halt einem ein Einblick geben und nicht mehr. 

Die Autorin greift hier auf eigene Erfahrungen zurück und das merkt man auch, denn alles wird sehr authentisch erzählt.

Alles in allem ist es ein durchaus lesenswertes Buch und somit würde ich 3,5 von 5 Punkten vergeben. Es gibt einige Kritikpunkte und hätte es ein anderes Zielpublikum, dann würde ich es auch um einiges schlechter bewerten. Die beiden Hauptprotagonisten sind zudem nun einmal Teenager und das sollte man sich immer wieder vor Augen führen.

Habt ihr dieses Buch schon gelesen? Wie fandet ihr es oder habt ihr noch vor es zu lesen? Sollte es mehr Bücher über psychische Erkrankungen geben? Gerne verlinke ich hier eure Rezension.

Viele Grüße

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