Mittwoch, 5. Oktober 2022

#67 Booktalk - Everything leads to you

  Hallo,

im Juli hatte ich den Young-Adult Roman "Everything leads to you" von Nina LaCour gelesen und heute gibt es dazu den passenden Booktalk. Da ich dem Buch nur 1,5 von 5 Sternen gegeben habe, möchte ich im folgenden näher auf meine Kritikpunkte eingehen.




CN: Alkohol, Drogen, Missbrauch, Tod
Emi macht gerade ein Praktikum als Setdesignerin in Hollywood. Obwohl sie es besser wissen müsste, hofft sie immer noch darauf wieder mit einem ganz bestimmten Mädchen zusammen zukommen. Durch Zufall gerät sie an einem Brief von einem vor kurzem verstorbenen Schauspieler. Bei ihrer Recherche stößt sie dabei auf Ava, die bisher ein sehr bewegtes Leben hatte.

Auf das Buch hatte ich mich unheimlich gefreut, weil es nur wenige mit diesem Setting gibt. Ich finde es immer total schön Geschichten über Personen mit einem kreativen Beruf zu lesen.

Am meisten Probleme hatte ich mit den Altersangaben der Mädchen. Die Handlung wäre um einiges glaubwürdiger, wenn sie eben nicht im engen Korsett von YA stattgefunden hätte. Denn so wirken die Hauptcharaktere viel reifer und älter als sie eigentlich sind. Und da sie hauptberuflich Schüler sind hatte ich mich oft genug gefragt, wie zum Henker sie sich all die Recherchearbeit leisten können. So ein Autotank füllt sich ja nicht von selbst. Und mich wundert es wirklich, dass weder Emi noch Charlotte groß Sachen mit ihren Eltern absprechen müssen. Sie scheinen absolute Narrenfreiheit zu haben, was total irritierend ist.

Mal ganz davon abgesehen, dass sie trotz ihres Alters von gerade einmal 18 Jahren an einem Filmset arbeiten dürfen. Und sie dort wirklich viele Befugnisse haben, was einfach total unglaubwürdig ist. Schließlich sind es ja noch junge Praktikanten und warum müssen die keine Rücksprache mit ihren Vorgesetzten halten? Und warum dürfen sie so aufmüpfig sein?

Und dann kam der grottige Schreibstil hinzu, der mich die meisten Zeit ziemlich ratlos gemacht hatte. Die meisten Absätze beinhalteten absolut keine relevanten Informationen und brachten die Handlung nicht vorwärts und genau die haben jede Spannung im Keim erstickt. Sehr zu meiner Verwunderung wurden wichtige Sachen wie zum Beispiel das Aussehen von Emi und anderes viel zu spät erwähnt. Dabei geht es ja hauptsächlich um sie, jedoch bleibt sie bis zum Schluss eher blass und man erfährt viel zu wenig über sie.

Ansonsten fand ich Emi als Erzählerin einfach nur anstrengend. Passend zu ihrem Alter wirkt sie sehr egozentrisch und absolut nicht selbstreflektiert. Dadurch entstehen immer wieder unangenehme Situationen und für mich wirkte sie dadurch absolut nicht sympathisch. Oft hatte ich mich gefragt was Ava oder Charlotte an ihr finden, schließlich scheint sich Emi ja nur für sich selbst zu interessieren. Zudem wächst sie sehr privilegiert auf und scheinbar hat sie keine Ahnung davon, dass es eben nicht allen so geht. Und die meisten enorm viel in ihrem Leben kämpfen müssen um überhaupt ein Bruchteil von dem zu haben, was sie hat.

Im starken Kontrast dazu ist die Schwärmerei Ava, die es alles andere als leicht hatte in ihre bisherigen Leben. Und die zufälligerweise das Interesse von Emi erwidert, obwohl es dafür augenscheinlich absolut keinen Grund gibt. Und eigentlich hatte ich fest damit gerechnet, dass sie eher eine große Abneigung gegenüber ihr empfinden wird. Schließlich ist sie ja quasi von Ava besessen, will sie unbedingt retten und mischt sich in allem möglichen ein. Zumal sie beide komplett verschieden aufgewachsen sind und somit komplett anders geprägt wurden. Und dabei geht es mir noch nicht einmal um das behütete Leben von Emi, sondern ihre komplette, fragwürdige Einstellung zum Thema Leben. Ihr fliegt alles mehr oder weniger zu und sie muss sich kaum bemühen, weshalb sie es als selbstverständlich wahrnimmt wie eine Prinzessin behandelt zu werden. Und dann kommt da Ava, ein nach außen sehr zerbrechlich wirkendes Mädchen, dass natürlich Emis Aufmerksamkeit auf sich zieht. Und natürlich von ihr gerettet werden muss unter jedem Preis, selbst wenn sie das nicht möchte. Wenn ich eins hasse, dann sind es Bücher mit genau diesem Trope. Hier wird so vieles romantisiert, was einfach absolut gar nicht in Ordnung ist. Ich stelle es mir für Ava sehr belastend vor dafür verehrt zu werden, dass sie eben all die belastenden Erlebnisse hatte.

Mich konnte das Buch absolut gar nicht überzeugen und letztendlich hatte ich es nur zu Ende gelesen, weil es laut anderen Rezensionen nach ungefähr der Hälfte an Fahrt aufnimmt und um einiges besser wird. Mir war die Handlung im gesamten zu oberflächlich und ich finde es immer wieder schade, dass es so enorm viele Geschichte über privilegierte Menschen gibt, die andere aus brenzligen Situationen retten.
Kennt ihr das Buch und wenn ja, wie findet ihr es?

Liebe Grüße

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