Mittwoch, 12. Oktober 2022

#21 Buch und Film - Als Hitler das rosa Kaninchen stahl

   



Hallo,

vor kurzem habe ich "Als Hitler das rosa Kaninchen stahl" von Judith Kerr gelesen und heute möchte ich in einem Blogeintrag das Buch und den Film zu besprechen.


Dank dem Ratschlag eines befreundeten Polizisten wandert Annas Vater samt Familie 1933 in die Schweiz aus. Denn er schreibt regelmäßige kritische Texte für die Zeitung und scheinbar wird das bald schlimme Konsequenzen haben. Und tatsächlich kommt kurz darauf bei der Reichstagswahl die NSDAP an die Macht. Die Familie ist froh als Juden nicht mehr in Deutschland zu sein, auch wenn es ihnen schwerfällt in Zürich und später Paris zurechtzukommen.



Als Hitler das rosa Kaninchen stahl von Judith Kerr, 256 Seiten, Ravensburger Verlag
3 von 5 Sternen

Die komplette Handlung wird aus Sicht eines 9-jährigen Mädchens erzählt, weshalb das NS-Regime nur wenig thematisiert wird. An sich ist es ein durchgehend nüchterner und simpler Schreibstil, was mich bei einigen Szenen recht irritiert hatte. Schließlich befindet sich das Mädchen ab einem gewissen Punkt durchgehend auf der Flucht und somit müsste es an manchen Begebenheiten viel mehr zu knabbern haben. Hier hätte ich mir stellenweise schlichtweg mehr Emotionen gewünscht.

An sich ist es definitiv eine ruhige Geschichte, die von Anna aus einer kindlichen Sicht erzählt wird. Sie bewertet selten das Geschehene und wenn eben aus ihrer Weltsicht heraus. Sie versteht eben viele Wörter noch nicht oder warum sich ihre Eltern streiten und Max unzufrieden ist. Was das alles betrifft wirkt sie noch ziemlich naiv.

Vor allem einen Spannungsbogen sucht man vergebens. Kinder in dem Alter haben nun einmal gewisse Prioritäten, weshalb viel aus dem Alltag erzählt wird. Anna sieht schlichtweg die Diskriminierung und die gefährliche Situation nicht. Hier merkt man halt deutlich, dass es sich um ein Kinderbuch handelt. Die Autorin zeigt anhand von vielen kleinen Szenen wie all das auf die Kinder wirkte, die eben nicht verstanden warum die Welt schlagartig Kopf stand.

In weiten Teilen ist dieses Buch autobiografisch, weshalb ich die Geschehnisse an sich nicht bewerten möchte. Es ist auf jeden Fall gut, dass die Themen Sprache lernen und sich immer wieder an neue Umgebungen anpassen müssen immer wieder eine Rolle spielt. Annas Eltern hatten sich ja durchgehend Mühe gegeben, dass es irgendwie weitergeht. Während dem Lesen hatte ich immer wieder gemerkt wie getrieben die Eltern wirkten und wie normal es für Anna irgendwann wurde neue Freunde finden zu müssen und nie irgendwo wirklich dazu zugehören. 

Im Laufe der Geschichte wird Anna älter und beginnt Sachen zu hinterfragen. An sich behält sie jedoch ihre positive Grundeinstellung und mal schauen, ob dies auch in den anderen beiden Teilen der Trilogie der Fall sein wird. 

Alles in allem hat mich das Buch wenig berührt, da es sich aufgrund des Schreibstiles wie ein Urlaubsbericht liest. Und man Anna die Angst kaum anmerkt und sie scheinbar ganz gut mit den Umständen zurechtkommt. Mal schauen, ob mir der Rest der Trilogie besser gefallen wird.



Regisseur: Caroline Link, Spieldauer: 119 Minuten, unter anderem mit Riva Krymalowski, Marinus Hohmann, Carla Juri und Oliver Masucci, FSK 0 
2 von 5 Sternen

Wie schon im Buch stehen bei der Verfilmung die Familie und die Flucht durchgehend im Vordergrund. Immer wieder wird darauf eingegangen welche Hindernisse sie zu überwinden haben und wie schwer es ist Anschluss zu finden. Wirklich viele Dialoge finden nicht statt, jedoch sprechen die Hintergrundkulissen für sich. Vor allem die idyllischen Szenen haben deutlich gezeigt wie weit weg die Geschehnisse in Deutschland sind, während in den zeitgleich ablaufenden Gesprächen alles sehr nahe und somit deplatziert wirkt. Und während die Zeit fortschreitet merkt man auch was der Krieg an sich für finanzielle Auswirkungen für viele Familien und allen voran Annas hat. 

Was mich massiv gestört hatte waren die Hintergrundgeräusche. Sehr oft geht es um das Thema Essen und hier hatte mich vor allem das Geschirrgeklapper gestört. Auch sonst hatte ich mich oft gefragt warum zum Beispiel plötzlich gesungen wurde oder warum wichtige Schlüsselszenen massiv gekürzt wurden. Stattdessen ging es dann wieder um Essen oder ähnliches, was aber oft absolut irrelevant war.
Ansonsten hatte ich darauf gehofft, dass die permanente Bedrohung im Film besser dargestellt wird. Im Buch ist es ja nur eine Randerscheinung und genau das ist hier auch passiert. 

Die einzelnen Länder werden sehr klischeehaft dargestellt, was mich jetzt bei dem Zielpublikum wenig wundert. Mir war es schlichtweg zu viel des Guten und man hätte auch ohne den Großteil der offensichtlichen Stereotype darstellen können, dass sich die Personen eben nicht mehr in Frankreich befinden. 

Mir hat der Film jetzt nicht gefallen, da mir alles zu romantisiert dargestellt wurde. Er hinterlässt wie das Buch einen bitteren Nachgeschmack, was einfach nur schade ist.

Hat einer von euch schon das Buch gelesen oder den Film gesehen? Was ist eure Meinung dazu? 
Gerne verlinke ich hier eure Rezensionen. 


LG

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