Mittwoch, 24. April 2019

#23 Booktalk - Wie Gräser im Wind

Hallo,

Im Januar hatte ich den historischen Roman "Wie Gräser im Wind" von Ella Zeiss gelesen. Das Buch hatte mich sehr nachdenklich gestimmt, deshalb habe ich diesen Booktalk verfasst.





Um die Russlanddeutsche gefügig zu machen werden dieser zur Zeit der Sowjetunion um 1930 enteignet. Da sich Wilhelm Scholz weigert seinen Bauernhof an auf der Krim, also seinen hart erarbeiteten Besitz dem Staat zu überlassen, wird seine ganze Familie in den Norden umgesiedelt und dort muss er mit anderen zusammen Bäume fällen. Dort werden sie mit der Härte des Regimes konfrontiert, denn als Russlanddeutscher ist man für sie nur eine billige Arbeitskraft und viel weniger wert als ein Russe.
Zu ungefähr der gleichen Zeit gerät Samuel Pfeiffer als Lehrer ins Visier des Regimes. Als Russlanddeutscher darf er eine so einflussreiche Position nicht haben und deshalb wird er denunziert. Um seine Familie zu schützen flüchtet er von der Krim und findet selbst an seinem neuen Wohnort keine Frieden.

Es gibt zwei Handlungsstränge, die uns einerseits am Leben der Familie Scholz an der Krim und an dem von Familie Pfeiffer im Nordkaukasus teilhaben lassen.
Ab der Hälfte des Buches wird alles noch hoffnungsloser, denn Russlanddeutsche werden nach Kriegsbeginn als Feinde angesehen. Folglich ist es für sie noch schwerer als ohnehin schon eine Arbeitsstelle zu finden und ihre Familien zu ernähren. Man hofft die ganze Zeit, dass es nicht noch schlimmer wird und mit ein wenig Hintergrundwissen in Sachen Geschichte kann man erahnen in welche Richtung die Handlung gehen wird. Das nimmt dem Ganzen aber nicht die Spannung und ich wollte einfach nur wissen wie das alles weiter geht, weshalb ich auch kaum Pausen beim Lesen gemacht hatte.

Die Autorin nutzt hier die Biografie ihrer Großeltern als Grundlage und der Prolog zeigt einem auch einen kleinen Blick in die Zukunft. Denn der Hauptteil des Buches spielt zwischen 1930 und 1941.
Der Schreibstil ist angenehm flüssig zu lesen und durch die bildhaften Beschreibungen kann man sich alles gut vorstellen.

Die Charaktere sind gut ausgearbeitet und vor allem die Hauptprotagonisten sind sympathisch und liebevoll gezeichnet. Mir ist das Schicksal einiger Protagonisten wirklich nahe gegangen und das obwohl das Buch alles andere als einen emotionalen bzw. ausladenden Schreibstil hat. Wahrscheinlich hätte so ein Schreibstil das Buch doppelt so dick gemacht, denn oft bleibt der Schreibstil der Autorin doch sehr nüchtern. Aber trotzdem schafft es die Autorin mit ihren Worten die Hoffnungslosigkeit und Grausamkeit hervorzuheben.

Am meisten hat mich die Liebesszene mittendrin gestört und das die Protagonisten alles so schnell akzeptieren. Nach den ganzen Vorfällen ist es klar, dass sie vieles einfach hinnehmen. Aber anfangs erscheint es mir dann doch etwas absurd die schnelle Akzeptanz und die fehlende Resignation.

Hier in diesem Buch geht es um die Unterdrückung der Russlanddeutschen unter Stalin. Während dieser Zeit wurden diese verfolgt, enteignet und oft auch umgesiedelt, um für die Regierung für wenig Geld zu arbeiten. Einige werden als Regimekritiker einfach hingerichtet. Spitzelnde Nachbarn sind etwas vollkommen normales und es wird alles mögliche getan um die Menschen gefügig zu machen. Denunzierungen sind an der Tagesordnung und sei es nur um sich selbst einen Vorteil zu verschaffen. Arbeitslager in Siberien und anderen Teilen der Sowjetunion werden genutzt um Störenfriede aus dem Weg zu schaffen. Zeitgleich kommt in Deutschland Hitler an die Macht, was aber erst in der 2. Hälfte des Buches eine Rolle spielt.

Das Buch ist allein aufgrund des Themas nichts für Menschen mit schwachen Nerven. Trotzdem ist es für mich eine klare Leseempfehlung, denn es gibt nicht so viele historische Romane über diese Zeit und ich finde es ist wichtig darüber Bescheid zu wissen. Das Thema regt zum Nachdenken an und macht klar, dass so etwas wie unter Stalin nicht  mehr passieren sollte und materielle Sachen kaum Wert im Leben haben. Die Protagonisten behalten trotz der Schicksalsschläge ihre Hoffnung und kämpfen für ihre Familie und das finde ich wirklich bewundernswert.

Hoffentlich werden die offenen Fragen in Band 2 der Dilogie beantwortet.

Habt ihr schon den Roman gelesen?

Viele Grüße

1 Kommentar:

  1. Hey Peanut,

    Hmm, ich weiß nicht mehr welche Liebesszene du meinst. Ich hab bei beiden Teilen geheult, weil das alles so schrecklich war. Für mich war das mit dem akzeptieren durchaus verständlich. Aufmucken hätte den Tod bedeutet und durch den Nahrungsmangel und die harte Arbeit waren die Menschen glaube ich auch einfach zu kaputt dazu.

    LG, Moni

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