Mittwoch, 30. September 2020

#42 Booktalk - The music of what happens

   Hallo,


vor kurzem hatte ich "The music of what happens" von  Bill Konigsberg gelesen und deshalb gibt es heute den passenden Booktalk, da mir einige Stellen in dem Buch total missfallen haben.




TW: Vergewaltigung, psychische Erkrankung
Max und Jordan könnten unterschiedlicher sein und nur durch Zufall lernen sie sich beide näher kennen, obwohl sie beide auf die gleiche Schule gehen. Denn als Max sieht wie wenig Jordans Mutter mit der Arbeit in dem Foodtruck aus den 1980ern zurechtkommt bietet er kurzerhand seine Hilfe an. Und bei der Arbeit stellen sie schnell fest, dass sie ein gutes Team bilden. Doch dann kommen Probleme auf und sie müssten sich ihrer größten Angst stellen.

Eigentlich wollte ich das Buch schon nach dem ersten Drittel abbrechen, aber dann hatte ich mich doch dazu entschieden es zu Ende zu lesen um einen längeren Blogeintrag darüber zu verfassen. Leider werde ich einige Spoiler nicht verhindern können, aber die Abschnitte könnt ihr ja einfach beim Lesen überspringen. 

Normalerweise habe ich absolut kein Problem damit die Namen von so wenigen Hauptprotagonisten auseinander zu halten. Jedoch fiel mir das dieses Mal außerordentlich schwer und deshalb nenne ich sie einfach nur "Jungs" in diesem Booktalk. Während dem Hörbuch habe ich die beiden gedanklich in "extrem nerviger Sprecher" samt ätzender Freundinnen und "okayer Sprecher" mit nervigen männlichen Freunden unterteilt. Vor allem die Freundinnen wurden stimmlich ganz grausam und anstrengend dargestellt. Und mir fiel es wirklich schwer dem Drang zu widerstehen einfach auf überspringen zu klicken, was ich auch an ein paar Stellen getan habe.

Ein ganz großes Problem habe ich mit den beiden Hauptprotagonisten Max und Jordan. Warum mussten beide eine traurige Geschichte haben? Weit hergeholt ist das ja nicht, aber mir erschien es dann doch zeitweise sehr gewollt und als hätte man das Traurige wie die Nadel im Heuhaufen gesucht um ja keine Fröhlichkeit aufkommen zu lassen. 

Dann waren da noch die Freunde, die ich echt nur unter viel Widerwillen so nennen kann. Was sind das für abartige, selbstverliebte, eklige Personen? So einen wünscht man einfach niemanden und man kann einen liebevoll auf den Arm nehmen, aber nicht so wie die es machen. Viele Sprüche waren einfach nur verletzend und oft hatte ich mir gewünscht die beiden Jungs hätten mehr Selbstbewusstsein um denen einfach mal die Meinung zu sagen.

[Spoiler!] Wie an der Triggerwarnung zu erkennen kommt es unter anderem zu einer Vergewaltigung. Musste das wirklich noch in die Handlung rein? Okay man muss mehr darüber reden, ich will hier auch absolut kein Victim-Blaming machen. Jedoch wurde hier absolut nicht sensibel mit dem Thema umgegangen und irgendwie habe ich das Gefühl als wäre es nur gewählt wurden um Woke rüber zu kommen. Es ist absolut gar nichts wofür man sich schämen muss, aber wie wahrscheinlich ist bitte schön das Verhalten des Jungen? Und vor allem wieso wird er von der Mutter seines Freundes in die Notaufnahme gefahren(falls es die Notaufnahme war)? Als wäre das alles gar nicht so schlimm und wirklich nichts worüber man sich ernsthaft Gedanken machen müsste? Und warum geht man nicht ausführlich darauf ein? Das alles fühlt sich so konstruiert, so unnatürlich an. So eine Vergewaltigung ist ja absolut keine Kleinigkeit und da hatte ich mir einfach einen anderen Umgang gewünscht. Für mich kam es einfach nicht so rüber, dass er aus Schock emotionslos war und selbst dann müsste doch wenigstens das Umfeld anders damit umgehen. 

[Spoiler!]Dann fand ich den ganzen Umgang mit der psychischen Erkrankung der Mutter echt komisch? An sich ist der Junge doch noch minderjährig, aber darauf wird absolut nicht eingegangen und stattdessen gibt es wie zu erwarten ein rosarotes Ende. Was echt schnulzig ist und einfach nur unpassend. Die Realität ist da schon um Welten härter und ich finde es einfach nur abartig, wenn man eine psychische Erkrankung nutzt um unnötiges Drama zu produzieren. Und dann ein Szenario kreiert, was selbst in den USA vollkommen unwahrscheinlich ist. Allein das Minderjährige einen Foodtruck ohne Lizensen(später mit?) führen und so lange damit durchkommen ist schon echt weit hergeholt. 

Auf dieses Buch hatte ich mich unheimlich gefreut und finde es einfach nur schade ihm nur 1,5 von 5 Sternen geben zu können. Für mich gehört einfach zu einem Buch dazu mit Themen wie Vergewaltigung und psychischen Erkrankungen sensibel umzugehen und da ist es vollkommen egal, ob jetzt die Zielgruppe Jugendliche, junge Erwachsene oder eben ältere Personen sind. Es ist nun einmal kein wokes Storyelement, was man einfach so nutzen kann um zu zeigen wie sehr man am Zahn der Zeit ist. Solche Themen sollte man respektvoll behandeln und den Charakteren Zeit geben sich mit all dem auseinander zu setzen. Ansonsten trägt man nur dazu bei ein viel zu rosarotes Bild zu kreieren, was leider nur ein Zerrbild der Wirklichkeit ist. Und so eine Begründung "Schmerz/Trost"-Trope zählt für mich bei so etwas nicht, denn auch bei dem Trope sollte man den Teil Rund um den Schmerz mit dem nötigen Fingerspitzengefühl aufbauen.

Kennt ihr das Buch? Wie findet ihr es?

Viele Grüße

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