Mittwoch, 11. November 2020

#43 Booktalk - The dangerous art of blending in

    Hallo,


vor kurzem hatte ich "The dangerous art of blending in" von  Angelo Surmelis gelesen und deshalb gibt es heute den passenden Booktalk, da ich gerne auf einige Handlungsstränge genauer eingehen möchte.




TW: Missbrauch, Homophobie, Gewalt

Über all die Jahre hinweg wurde dem 17-jährigen Evan Panos unmissverständlich von seiner griechischen Mutter klar gemacht, dass er besser nie das Licht der Welt erblickt hätte. Sein Vater meidet jeden Konfrontation und sieht oft stumm dabei zu. Und dann ist da noch sein bester Freund Henry, zu dem er sich auf einmal hingezogen fühlt. Doch Evan hat bisher immer versucht unter keinen Umständen aufzufallen und niemanden einen Angriffspunkt zu bieten. Kann er wirklich Henry an sich heran lassen? 

Erst einmal möchte ich vorweg anmerken, dass hier der Booktalk einige Spoiler enthält. Ich gehe nicht explizit auf die einzelnen Stellen ein, jedoch finde ich es wichtig vor allem bei so einem Buch die Problempunkte zu benennen.

Was mir wirklich positiv an dem Buch aufgefallen war beim Lesen ist der Umgang mit Gewalt. Hier wird nichts geschönt oder romantisiert und oft musste ich das Buch auf Seite legen, weil ich einfach nicht mehr weiter lesen konnte. Solche Geschichten nehmen mich immer sehr mit und ich finde es unglaublich wichtig, dass diese Gehör bekommen. Zudem berichtet der Autor hier teilweise von eigenen Erfahrungen, da er selbst mit 5 Jahren samt seinen Eltern von Griechenland in die USA zog.

Vor allem der Schreibstil ist mir aufgefallen, denn vieles wird gar nicht erläutert und man muss quasi zwischen den Zeilen lesen um bestimmte Dinge zu verstehen. Man merkt einfach wie abgestumpft/emotionslos Evan durch den jahrelangen Missbrauch wurde und anders halt nicht mehr damit zurechtkommt. 

Trotzdem ziehe ich zwei Punkte ab, da mir vor allem ein Handlungsstrang total negativ auffiel. Und leider trifft man das in vielen YA-Romanen an, die das Thema Missbrauch haben. Evan merkt im Laufe der Handlung, dass er mehr für Henry empfindet. Und das finde ich nicht ganz nachvollziehbar, schließlich verbirgt Evan ja sehr viel vor seinen vermeintlichen Freunden und führt quasi ein Doppelleben. Er setzt alles daran nicht aufzufallen und hält seine komplette Gefühlswelt unter Schluss, schließlich kann er niemanden an sich heran lassen aufgrund seines Lebensumfelds. Wie wahrscheinlich ist es also, dass ein Mensch sich ernsthaft in jemand anderen verliebt? Vor allem an einer Stelle fällt es beim lesen total auf und da könnte man fast zu dem Schluss kommen, dass Evan nur den Prinz auf dem weißen Pferd brauchte um mit der Situation klar zu kommen. 

Und da sind wir schon bei einem weiteren Punkt, denn diese romantische Beziehung wirkt alles andere als auch nur annähernd förderlich in dieser Situation. Zeitweise hatte ich das Gefühl als würde Evan dem nur zustimmen, weil er eben nie die Möglichkeit hatte ein Selbstbewusstsein aufzubauen und auch keine anderen Freunde zu dem Zeitpunkte hatte. Und Henry macht es ihm auch nicht gerade leicht, denn er beharrt ja auf seine Bedürfnisse und vergisst dabei vollkommen warum Evan eben so ist wie er ist. Ein wenig kann man aufgrund ihres Alters darüber hinwegsehen, jedoch finde ich genau diese Tropes in Jugendbüchern immer sehr schwierig. So eine romantische Beziehung ist nun einmal keine Lösung und oft geht der Missbrauch in abgeänderter Form für Betroffene in eben jenen Beziehungen weiter. Und genau das passiert hier scheinbar, denn Evan wird doch sehr überrumpelt von Henry und stimmt vielem was dieser macht noch nicht einmal zu. Und Henry scheint es wohl nicht ganz klar zu sein, dass er sehr übergriffig handelt. Natürlich ist genau das Szenario realistisch, jedoch sollte man in einem Jugendbuch wenigstens anmerken wie gefährliche solche toxischen Beziehungen sind und sie nie die Wunden heilen können, die durch jahrelangen Missbrauch entstehen.

Bücher über Themen wie Missbrauch sind immer schwer zu bewerten und deshalb ist auch die Rezension etwas länger geworden. Mich hat die Handlung auf alle Fälle sehr mitgenommen und aus dem Grund wollte ich erst etwas mehr als 3 Sterne geben. Jedoch finde ich es immer anstrengend wenn solche Themen genutzt werden um bestimmte Wunschgedanken dem Leser näher zu bringen. Natürlich wünsche ich mir als Leser für Evan eine Rettung, aber so ein Prinz auf dem weißen Pferd hinterlässt immer einen sehr bitteren Nachgeschmack und ich hätte mir einfach ein realistischeres Ende gewünscht. 

Kennt ihr das Buch? Wie findet ihr es?

Viele Grüße

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