Titel | Nicht alle waren Mörder |
Autor | Michael Degen |
Verlag | Ullstein Verlag(List Taschenbuch) |
Genre | Sachbuch/Biografie |
Seiten | 336 Seiten |
Meine Bewertung |
Inhalt
Nachdem immer mehr Wohnungen von Juden 1943 durch die Gestapo in Berlin zwangsgeräumt und die Bewohner umgesiedelt wurden, beschloss Michaels Degen Mutter abzutauchen. Ihr Mann war Jude und wurde 1939 ins Konzentrationslager Sachenhausen deportiert, dort gefoltert und verstarb kurz nach seiner Entlassung aufgrund seiner Verletzungen. Obwohl sie selbst Jüdin war schaffte sie es immer wieder der Gestapo zu entkommen und fand zudem immer wieder Menschen, die bereit dazu waren ihr und ihrem Sohn Unterschlupf zu gewähren.
Review
TW: sexueller Missbrauch
Im September 1939 wurde der Vater des Autors in ein KZ deportiert und mit seinen 9 Jahren begreift er nicht, dass dies absolut nichts gutes bedeutet. Und nach und nach erfährt man wirklich viel über die nachfolgenden Monate, während sich die Lage immer weiter zuspitzte. Und seine kindliche Naivität schaffte es immer weniger ihn vor der grausamen Realität zu schützen.
Was hier die Biografie von vielen anderen über diese Zeit unterscheidet sind die unzähligen Details. So erfährt zum Beispiel wirklich viel über Berlin, welche weiten Strecken sie gehen mussten um zum Beispiel Kontrollen zu umgehen oder wie die Verstecke aussahen. Auch die unzähligen Bombenangriffe werden ausführlich beschrieben und wie es für den Autor war in einer Wohnung zu sitzen und nicht wie andere in einem Luftschutzkeller Schutz suchen zu können. Und wie es war nach diesen Angriffen durch die Straßen zu gehen, sei es der Geruch oder die Tatsache, dass sie erst nach der Entwarnung gesehen werden durften. Auf all das wird ausführlich eingegangen und bisher habe ich noch keine Biografie oder historischen Roman gelesen bei dem so viel Wert auf die Beschreibung von all dem gelegt wurde. Wobei ja genau das ja unter anderem zeigt wie traumatisierend solche Umstände sind.
Ein anderer Augenmerk liegt wie der Titel des Buches schon vermuten lässt auf der Gegebenheit, dass dem Autor und seiner Mutter unzählige Male geholfen wurde. Und das obwohl ihre Helfer damit oft ihr eigenes Leben und das ihrer Familie aufs Spiel setzten. Darum geht es auch hauptsächlich in diesem Buch, dass eben nicht alle Mörder waren und der Widerstand gegen das Regime unzählige Facetten hatte.
Der einzige Kritikpunkt an dem Buch ist der doch recht unbeholfene Schreibstil bzw. Erzählstil. Passend zum Genre Biografie wurde alles recht nüchtern erzählt, also hier wurde nicht versucht künstlich irgendeine Spannung zu erzeugen u.a. Das hat mich auch absolut nicht gestört, schließlich ist das für das Genre vollkommen normal. Jedoch fand ich die Dialoge teilweise etwas unbeholfen und stolperte dabei über einige Formulierungen. Ob die Worte die gewählt wurden jedoch passend zum Jahr bzw. der Gegend waren weiß ich nicht und möchte bzw. kann ich an dieser Stelle nicht beurteilen. Ich empfand lediglich die Art wie das alles drum herum erzählt wurde als unbeholfen, also die Nebensätze und was während der Dialoge geschah.
Fazit
Die Biografie kann ich wirklich jedem einfach nur ans Herz legen. Sie erzählt den Krieg aus der Perspektive eines Kindes, was viel zu schnell Erwachsen werden musste. Und für den Weihnachtsbäume die Bombenabwurfstellen markierten. Und wie es für ihn war ständig auf der Flucht zu sein und nicht zu wissen, ob man dem Gegenüber trauen kann.
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