Mittwoch, 17. März 2021

#11 Buch und Film - It's kind of a funny story

    



Hallo,

vor kurzem habe ich "It's kind of a funny story" von Ned Vizzini gelesen und heute möchte ich in einem Blogeintrag das Buch und den Film zu besprechen.


Eigentlich ist Craig genau da, wo er all die Jahre hin wollte. Er hat es auf die renommierte "Manhattan's Executive Pre-Professional High School" geschafft und zählt somit zu den besten Schülern. Doch das ist auf der Schule nicht genug und da ist man selbst mit 93 Punkten nur der Durchschnitt. Der Erfolgsdruck wird von Tag zu Tag immer heftiger und ihm fällt es immer schwerer mit seinen Mitschülern mitzuhalten. Denn im Gegensatz zu ihnen hat er es nur durch Fleiß dort hin geschafft und das wird ihm immer zum Verhängnis. Er schafft es kaum noch zu essen und zu schlafen und eines nachts wird der Drang sich selbst das Leben zu nehmen einfach zu groß. Er sucht sich Hilfe in der Notaufnahme und wird in die Psychiatrische Abteilung eingewiesen auf eigenen Wunsch.



"It's kind of a funny Story" von Ned Vizzini, 464 Seiten, Hachette Book Group USA
4 von 5 Sternen

Triggerwarnung: Homophobie/Transphobie, Drogen, Alkohol, Depression, Essstörung, nicht bei Emetophobie zu empfehlen

Man merkt auf alle Fälle, dass der Autor über seine eigenen Erfahrungen schreibt und selbst schon einmal in der Psychiatrie war. Es sollte viel mehr Bücher geben, die eben zeigen wie wenig diese Institutionen heutzutage den gängigen Klischees entsprechen. Und vielleicht nimmt manch einem so ein Buch die Angst davor, sich Hilfe zu suchen und vor allem diese auch anzunehmen.

Wie der Titel des Buches vermuten lässt geht der Autor mit viel Humor an das Thema Suizidalität/Suizid und Depression heran. Und das schafft er ohne das alles ins Lächerliche zu ziehen. Im Gegensatz zu vielen anderen YA-Romanen über all das wird hier nichts romantisiert und Craig wird von niemanden gerettet. Stattdessen lernt er sich selbst zu helfen und das ist eine wirklich wichtige Botschaft. An den Beschreibungen merkt man durchgehend, dass Craig recht emotionslos auf vieles reagiert und genau das kann ein Teil der Depression sein. 

Besonders gut fand ich das nach wie vor hochaktuelle Thema, denn leider ist es ja immer noch sehr wichtig was für Erfolge man im Leben hat. Und das fängt oft schon sehr früh an, schließlich braucht man sehr gute Noten um an gute Schulen zu kommen. Und die ermöglichen einen den guten Uniabschluss und somit eine steile Karriere nach oben mit entsprechenden Gehalt. Und genau darum geht es in dem Buch, schließlich geht dieser Erfolgsdruck immens auf die Psyche und oft genug bekommen diejenigen kaum Hilfe. Craig ist schon in einer unglaublich privilegierten Situation, da sich seine Eltern eben jene Hilfe für ihn leisten können und das ist ja vor allem in den USA alles andere als selbstverständlich. Wobei allein durch das Beispiel gezeigt wird, dass jeder eine behandlungsbedürftige Depression bekommen kann. Und da spielt es absolut keine Rolle, ob derjenige viel Geld hat, an einer tollen Schule ist und in einem unterstützenden Umfeld lebt. Und genau das sollte viel offener diskutiert werden dürfen, denn all das findet nach wie vor nur hinter verschlossenen Türen statt und es denken noch viel zu viele, dass die Betroffenen irre sind, sich schämen sollten dafür oder eben keinen Grund haben. 

Was ich ein wenig schade finde ist die Liebesgeschichte und ich hätte es um Welten schöner gefunden, wenn es eben nur eine tiefe Freundschaft gewesen wäre. 

Ein anderer Kritikpunkt ist die transphobe Einstellung Craig, die wahrscheinlich 2006 noch recht geläufig war unter 15-jährigen. Ob das jetzt heutzutage anders formuliert wurden wäre wage ich zu bezweifeln, allein weil es immer noch genug transphobe Menschen gibt und sich die Sprache ja eher langsam verändert. Ich find das jedoch ein wenig schade, dass diese transphobe Einstellung so stehen gelassen wird. Ansonsten werden die Mädchen/Frauen generell eher als Objekte angesehen, mit denen man eventuell ins Bett steigen könnte. Das fand ich beim Lesen sehr befremdlich, aber da es nicht durchgehend passierte habe ich es versucht zu ignorieren.

Mir war das Ende ein bisschen zu rosarot und plötzlich und da habe ich mich schon gefragt, ob man noch 5 Tagen wirklich so grundlegend anders denen kann über gewisse Dinge. Die Medikamente wirken ja eh erst nach Wochen und ich hätte es schöner gefunden, wenn dieser Sinneswandel ein wenig nachvollziehbarer dargestellt wurden wäre.

Alles in allem ein wirklich schönes und authentisches Buch über Angststörungen und Depression. Es sticht auf alle Fälle aus der Masse heraus und ich finde es gut, denn diese 08/15 pathetischen Storys in denen alles schrecklich romantisiert wird gibt es heutzutage ja zu genüge. Und da ist es schön ein Buch aus dem Jahre 2006 zu haben, bei dem gezeigt wird wie es auch anders geht.







Regisseur: Anna Boden, Ryan Fleck, Spieldauer: 101 Minuten, unter anderem mit Keir Gilchrist, Zach Galifianakis, Emma Roberts und andere, FSK 12 

Eigentlich würde ich gerne den Film in Bezug auf das Buch bewerten, jedoch basiert der nur wirklich sehr wenig auf der Vorlage. Mir fehlen einfach zu viele Schlüsselmomente, die die Handlung des Buches ausmachen und die ich wirklich sehr gerne auf Leinwand gesehen hätte. Dann würde man wahrscheinlich einiges besser verstehen, schließlich wird manches nur angedeutet und das auf eine sehr eklige Art und Weise. Vor allem das Erbrechen ist auf eine sehr eklige Art und Weise dargestellt wurden und das steht im starken Kontrast zur Buchvorlage. 

[Spoiler(Anfang des Filmes)!]
Am meisten irritiert hatte mich in Bezug auf Unterschiede übrigens die Szene in der Notaufnahme, die im Film absolut nicht gut umgesetzt wurde. Man hat das Gefühl als könne man einfach dort hinein latschen, mit sehr direkten Worten behaupten man wäre suizidal und es würden keinen interessieren. Im Buch wird er in einen separaten Raum geführt und ein Polizist überwacht ihn, also er bekommt eine sogenannte 'suicide watch'. Ansonsten fand ich es zu Beginn etwas komisch, dass er Schnürsenkel und alles abgeben musste, jedoch hätte er genauso gut direkt darauf folgend in der Szene das Bettlaken und anderes nutzen können. Was nützt es einem so etwas abzunehmen, wenn man ihn dann mit solchen Dingen alleine lässt? Mich schockiert es einfach, dass das alles nicht so wie im Buch dargestellt wurde. 
[Spoiler Ende]

Den Anfang und das Ende des Filmes fand ich ganz okay, jedoch gab es im Mittelteil einige wirklich fragwürdige Passagen. Es gibt einige Längen und vieles was gezeigt wird ist echt nicht okay. Ich finde es immer wieder schlimm, wenn ein Haufen Klischees in Bezug auf Patienten in der Psychiatrie bedient wird. Auch im Buch findet genau das statt, jedoch wird hier im Film auf die Spitze getrieben und das hat mich richtig wütend gemacht. Und ebene jene Charaktere fallen in manchen Szenen voll aus ihrer zugedachten Rolle heraus und deshalb wirkt das sehr unglaubwürdig. Zumal ich nicht ganz verstehen kann, wieso Craig seine Depression/Angststörung so merkwürdig dargestellt wird. Natürlich sieht man das jemanden nicht an, aber im Buch hatte wenigstens sein Verhalten dazu gepasst und das ist im Film nicht der Fall.

Alles in allem kann ich dem Film nur 2 von 5 Sternen geben, weil für mich alles recht unglaubwürdig wirkte.

Hat einer von euch schon das Buch gelesen oder den Film gesehen? Was ist eure Meinung dazu? 
Gerne verlinke ich hier eure Rezensionen. 


LG

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