Mittwoch, 11. August 2021

#16 Buch und Film - Der Fall Collini


 

      



Hallo,

vor einiger Zeit habe ich "Der Fall Collini" von Ferdinand von Schirach gelesen und heute möchte ich in einem Blogeintrag das Buch und den Film zu besprechen.


Vollkommen unerwartet erschoss Fabrizio Collini einen wohlhabenden Mann in dessen Luxushotelzimmer. Die Spurenlage ist eindeutig und alles deutet auf ihn als Täter hin, aber was war sein Motiv? Der noch recht unerfahrene Anwalt Caspar Leinen übernimmt die Pflichtverteidigung und erfährt im Nachhinein, dass Collini ausgerechnet den Großvater seines besten Freundes erschossen hatte. Kann er nun wirklich für die Interessen seines Mandaten eintreten und wie kann er dessen Motiv herausfinden? 



"Der Fall Collini" von Ferdinand von Schirach, 197 Seiten, Piper Verlag

3 von 5 Sternen

Von Schirach wurde mir schon von so vielen Menschen empfohlen, weshalb ich unbedingt ein Buch von ihm Lesen musste. Im Vorfeld wusste ich nur, dass sein Schreibstil eher distanziert und sachlich ist und deshalb hatte ich genau das auch erwartet. Die wenigen Seiten lassen ja ohnehin erahnen, dass hier keine großen Ausschweifungen gemacht werden und alles sehr komprimiert erzählt wird.

Das Hörbuch ist gerade einmal 4 Stunden lang und da ich es in 2,25facher Geschwindigkeit gehört hatte, war ich dementsprechend schnell durch. Mir hatte die angenehme Stimme vom Sprecher wirklich gut gefallen und deshalb hatte ich den Anfang in normaler Geschwindigkeit gehört. Ich hatte es letztendlich in einem durchgehört, weil ich irgendwann einfach nur noch wissen wollte wie das alles ausgeht. 

Anfangs hat man sehr lange Zeit das Gefühl, als wäre der Fall rund um Collini gar nicht so spannend. Von Anfang an weiß man wer der Mörder ist und somit steht die ganze Zeit die grausame Tat im Vordergrund, für die der Verantwortliche keine Gründe angeben will. Es dauert recht lange bis die ersten Hintergründe ans Licht kommen und der Stein wirklich ins Rollen kommt. Und somit eine Lawine in Gang bringt, die grausame Details zu Tage bringt. Bei einem Gerichtsprozess ist es nun einmal sehr wichtig die Motive der Tat richtig einzuordnen und genau das geschieht hier. Das ist nun einmal ausschlaggebend für die anschließende Urteilsfindung und deshalb ist auch der nüchterne Erzählstil für so etwas passend. 

An dieser Stelle möchte ich nicht spoilern, da dieses die komplette Spannung im Keim vernichten würde. Deshalb nur so viel: Wenn man andere Prozesse zu dieser Thematik kennt, wird einen das meiste nicht erschüttern. Rückblickend fragt man sich jedoch, wer damals geschützt wurde und ob die Urteile wirklich in Ordnung waren. Immer wieder wird die Frage nach der Gerechtigkeit gestellt und ob manche Taten unter bestimmten Umständen moralisch vertretbar sind. An sich ist es auf jeden Fall erschütternd, dass so ein großer Justizskandal aufgrund all der anderen Geschehnisse zu dieser Zeit kaum für Aufregung gesorgt hatte. Da kann man nur hoffen, dass so etwas nie wieder in diesem Ausmaße passieren wird. Über den Justizskandal an sich hatte ich schon einiges gelesen, weshalb mir schon relativ früh klar wurde worauf die Handlung hinauslief. Das passiert halt, wenn man relativ viel True-Crime liest.

Ein wenig schade ist es schon, dass die Geschichte so minimalistisch erzählt wird und man als Leser immer eine gewisse Distanz zum Geschehen hält. Trotzdem ist es mal schön so einen Fall aus der Sicht eines Pflichtverteidigers zu hören. 




Regisseur: Marco Kreuzpaintner Spieldauer: 123 Minuten, unter anderem mit Elyas M'Barek, Franco Nero, Heiner Lauterbach und Alexandra Maria Lara, FSK 12

4 von 5 Sternen

Wie die Buchvorlage kommt der Film mit wirklich wenigen Charakteren aus und ich finde es gut, dass genau das übernommen wurde. Der Fall wird sehr eindrücklich dargestellt und manche gezeigten Szenen waren wirklich schwer zu ertragen. 

Was mich wirklich positiv überrascht hatte war, dass selbst die Schlüsselmomente aus dem Buch übernommen wurden. Von anderen Literaturverfilmungen kenne ich es, dass meistens diese stark abgeändert werden um bestimmte Sachververhalte noch dramatischer und eindrucksvoller darstellen zu können. Das war hier nicht der Fall und somit kann die Szene für sich sprechen und entwickelt eine enorme Schlagkraft. Die braucht es letztendlich auch um das was bis zu diesem Zeitpunkt an Eindrücken und Meinungen aufgebaut wurde zu zerstören. Dadurch ist die erste Hälfte des Filmes ziemlich langweilig, aber alles andere hätte finde ich nicht gepasst. Wobei ich hier an der Stelle natürlich auch erwähnen möchte, dass manche Gegebenheiten komplett verändert wurden um es an das Medium "Film" anzupassen. 

Und es ist einfach einmal schön Elyas M'Barek in einer anderen Rolle zu sehen, die so gar nichts mit denen gemeinsam haben, für die er bekannt wurde. Mich konnte er auf jeden Fall als Junganwalt überzeugen.

Der Film zeigt vor allem wie wichtig es ist diese Kapitel der deutschen Geschichte aufzuarbeiten und nicht zu vergessen. Und vor allem daran zu erinnern wie in den Jahrzehnten danach mit all jenen umgegangen wurde, die davon profitiert haben. Es ist enorm wichtig Justizskandale in Form von Büchern/Filmen vielen Menschen zu zeigen und Aufmerksamkeit auf sie zu lenken.


Hat einer von euch schon das Buch gelesen oder den Film gesehen? Was ist eure Meinung dazu? 
Gerne verlinke ich hier eure Rezensionen. 


LG

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