Hallo,
im Juni hatte ich "The Warehouse" von Rob Hart gelesen und dazu passend gibt es heute den Booktalk, der etwas länger als sonst geworden ist.Cloud ist ein Onlinehändler, der nahezu den kompletten amerikanischen Einzelhandel zerstört hat. Doch natürlich geht es dem Unternehmen nur darum die Welt zu verbessern und so zeigen sie sich in Werbefilmen als der perfekte Arbeitgeber. Schließlich können die Mitarbeiter bei ihnen leben und genießen dort ein nach außen hin recht erfülltes Leben. Und sie bieten ihnen definitiv mehr als jeder andere ihnen bieten kann und sei es auch nur ein Dach über den Kopf und klimatisierte Räume, die dank dem Klimawandel ein Muss darstellen. Zinnia hat den Auftrag das Unternehmen zu infiltrieren und herauszufinden, was sie für dunkle Geheimnisse verbergen. Dort lernt sie Paxton kennen, der einfach nur froh darüber ist einen Job gefunden zu haben. Gemeinsam finden sie heraus, dass Cloud alles daran setzt seine Ziele zu erreichen und ihnen dabei alle Mittel recht sind.
In diesem Buch geht es wie in vielen anderen über dieses Thema darum, was passiert wenn eine Firma/Institution zu viel Macht über unser Leben bekommt. An sich ist es eine sehr realitätsnahe, dystopische Zukunft, die teilweise ja schon längst eingetroffen ist.
Am Anfang fand war die Handlung recht zähflüssig und ich brauchte erst einmal einige Zeit um mich zurechtzufinden. Man erfährt relativ schnell sehr viel über das Unternehmen "Cloud" und wie es aufgebaut ist. Es hat schon in sehr vielen Bereichen eine Monopolstellung und möchte die natürlich um jeden Preis behalten. Das kennt man ja auch von einigen Unternehmen, die nach und nach alle kleineren aufkaufen um ihre eigene Macht zu sichern und auszubauen. Was das alles im Einzelnen bedeutet wird nie groß thematisiert, aber immer wieder angedeutet und ich finde es gut, dass man als Leser selbst diese Erkenntnisse gewinnen kann und einem keine vorgefertigte Meinung aufgetischt wird.
Die Geschichte wird aus der Sicht des Unternehmensgründers, einer Lagermitarbeiterin und einem Sicherheitsbeamten erzählt. Dadurch kann man sich ein umfassendes Bild über all das Geschehene machen und bekommt einen recht tiefen Einblick in die Unternehmensstruktur. Die einzelnen Erzähler:innen sind sehr unterschiedlich und haben alle ihre Ecken und Kanten. Sie verfolgen komplett andere Ziele und besonders Zinnia hat es ganz schön in sich. Immer wenn ihr Part kam habe ich richtig mitgefiebert und gehofft, dass alles gut ausgeht.
Vor allem was das Lager betrifft erinnert sehr viel an einen bestimmten Onlinehändler, der immer wieder in den Medien zu sehen ist. Passend dazu denkt dieser ja auch wie "Cloud" darüber nach seine Artikel mit Drohnen aufzuliefern und es gibt noch viel mehr Gemeinsamkeiten, die bei mir einen eiskalten Schauer den Rücken runterlaufen lassen. Leider vergessen zu viele, dass irgendwer die Produkte herstellen und die Lieferdrohnen-/fahrzeuge bepacken muss.
Was mich jetzt richtig überrascht hatte war wie sehr auf gewisse Themen wie Umweltzerstörung und effektive Ressourcennutzung eingegangen wird. Wie kann man es schaffen genug Energie für seine Firma zu generieren ohne dabei die Umwelt zu zerstören? Wie kann man seine ganzen Mitarbeiter ernähren? Und wie kann man Arbeitsprozesse effizient gestalten? Mich gruselt die Vorstellung, wie die Mitarbeiter von Cloud dort leben. Hierüber erfährt man wirklich eine Menge Details, die man eher nicht wissen wollte und wahrscheinlich wirkt genau deshalb alles Beschriebene so schrecklich real. Allem Anschein nach ist Cloud das perfekte Unternehmen, welches den Mitarbeitern alles bieten kann und umweltfreundlich arbeitet. Und um dieses Image aufrechtzuerhalten setzen sie alles daran, dass niemand erfährt was alles nicht so gut bzw. katastrophal abläuft. Denn wenn man genauer hinguckt stellt man fest, dass die Mitarbeiter nichts anderes als billiger Roboterersatz sind und in den Augen der Geschäftsleitung nur ein unnötiger Störfaktor darstellen. Um die absolute Kontrolle über diese zu erhalten setzen diese auf Überwachung und Zensur, immerhin ist man auf diese billigen Arbeitskräfte angewiesen. Man ist sich bewusst, dass das hocheffiziente System im Lager alles andere als Mitarbeiterfreundlich gestaltet ist. Aber warum sollte man etwas verändern, wenn man denjenigen die Freiheit nehmen kann sich darüber zu beschweren und Änderungen zu verlangen? Immerhin wollen viele bei Cloud arbeiten und wenn einer negativ auffällt, muss er gehen und die scheinbar perfekte Welt für immer verlassen. Durch die Klimakatastrophe wirkt das Leben dort sehr paradiesisch.
Lediglich das Ende konnte mich nicht überzeugen und deshalb hoffe ich auf eine Fortsetzung. Es hat mich richtig frustriert zurück gelassen, da es nicht recht zum Handlungsverlauf passt und ich mir einen anderen Ausgang gewünscht hatte.
Das Buch regt definitiv zum Nachdenken über das eigene Konsumverhalten an. Brauch man jeden Artikel jetzt gleich oder reicht es nicht einfach selbst loszufahren und diesen im Einzelhandel zu kaufen? Diese Möglichkeit gibt es dank "Cloud" in diesem dystopischen Roman nicht mehr und ich persönlich habe sehr große Angst davor, dass genau das auch bei uns eintreffen wird. Dabei bin ich noch nicht einmal jemand der gerne shoppen geht, aber trotzdem ziehe ich den stationären Einzelhandel den Onlineshops vor. Mir war der erste Drittel der Handlung zu zähflüssig und das Ende konnte mich nicht überzeugen, weshalb ich nur 3,5 von 5 Sterne gebe.
Kennt ihr das Buch und wenn ja, wie findet ihr es?
Liebe Grüße
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