Freitag, 6. August 2021

#395 Bücherregal - Wenn Kinder töten


 


TitelWenn Kinder töten
AutorStephan Harbort
VerlagDroemer Knaur
GenreSachbuch/True-Crime
Seiten272 Seiten
Meine Bewertung
3,5/5

 Inhalt

In diesem Buch berichtet Stephan Harbort von 8 Tötungsdelikten, die von minderjährigen ausgeübt wurden. Was bewegt einen 6-jährigen dazu die Waffe seines Onkels mit in die Schule zunehmen und dort eine Schulkameradin zu erschießen? Warum tötete ein 12-jähriges Mädchen zusammen mit ihrem viel älteren Freund ihre Eltern und ihren Bruder? Lag es wirklich nur daran, dass sie nicht mit deren Beziehung einverstanden waren? Die Motive der Kinder ähneln der von erwachsenen Tätern und trotzdem können sie nicht juristisch zur Verantwortung gezogen werden. 

Review

CN: Amoklauf an Schule, explizite Tatbeschreibungen
Überraschend war vor allem der Schreibstil, da es ziemlich viel wörtliche Rede gibt. Solche Vernehmungsprotokolle sind ja ohnehin immer sehr interessant, aber werden nicht in jedem True-Crime-Buch besprochen. Dabei verraten die einem als Leser unheimlich viel über die Persönlichkeit derjenigen. Allgemein liegt der Fokus eher auf der Polizeiarbeit und den anschließenden Gerichtsprozessen, als auf den Taten an sich. Immer wieder wird die berechtigte Frage gestellt, ob ein Kind überhaupt verurteilt werden kann. Schließlich ist es kaum vorstellbar, dass ein 6-jähriger einen Schulkameraden erschießt und dabei genug Mordmerkmale erfüllt. Und dann wird immer wieder analysiert, was für einen Einfluss das direkte Umfeld desjenigen hatte auf die Entscheidung zur Waffe zugreifen. Diesbezüglich wird genau auf die juristischen Konsequenzen eingegangen, die sich je nach Motiv deutlich unterscheiden. In Deutschland sind es meist nur erzieherische Maßnahmen, die den Tätern drohen. Aber in den USA kann es unter Umständen vorkommen, dass diejenigen tatsächlich sich vor einem Erwachsenengericht verantworten müssen und dann bei anderen Erwachsenen im Strafvollzug landen. 

Besonders der Fall über den Amoklauf an der "Westside School" im Jahre 1998 war erschütternd. Und rückblickend fragt man sich schon, warum sich in den USA einfach nichts ändert bezüglich der Einstellung gegenüber Waffen. Bei diesem Amoklauf waren die Täter mal gerade 11 und 13 Jahre alt und da stell ich mir schon die Frage was passiert sein muss, damit Kinder in dem Alter ernsthaft über solche Taten nachdenken. 

Diese Kaltblütigkeit bei der Planung  der Tötungsdelikte begegnet einem immer wieder in diesem Buch und hat mich oft innehalten lassen. Es ist schwer vorstellbar, dass so junge Menschen solche schrecklichen Taten verüben. Und das vor allem in Ländern wie Deutschland oder USA von Kindern, die sonst eher unauffällig waren. 

Was mich ein wenig beim Lesen verwundert hatte war, dass kaum auf die Hintergründe der Taten eingegangen wurde. Dabei sollten diese Erklärungen ja laut Klappentext vorhanden sein und das was man stattdessen geliefert bekommt entspricht wenig meinen Erwartungen. Man erfährt zum Beispiel allerhand über das soziale Umfeld des Täters und wie sie aufgewachsen sind, jedoch wenig über mögliche psychische Erkrankungen oder ähnliches. Und dabei geht es mir noch nicht einmal um die Frage, ob jeder Täter nun psychisch erkrank ist oder eben nicht. Aber im Laufe solcher Gerichtsprozesse wird ja oft ein psychologisches Gutachten erstellt und hierauf wird absolut gar nicht eingegangen. Immerhin wird nicht jeder mit ähnlichen Erlebnissen wie die Täter in ihrer Kindheit hatten automatisch zum Mörder oder ähnlichem. Und hierauf wird sehr wenig eingegangen.



Fazit

Alles in allem ist es ein interessantes True-Crime-Buch über erschütternde Fälle von minderjährigen Tätern. Mir hat etwas die Tiefe gefehlt und deshalb gibt es nur 3,5 von 5 Sternen. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Durch das kommentieren werden neben deinen eingegeben Formulardaten weitere personenbezogene Daten(z.B. die IP-Adresse) an die Google-Server übermittelt. Näheres dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google