Freitag, 6. Mai 2022

#455 Bücherregal - Du darfst nicht alles glauben, was du denkst

  

    








Titel(Deutsch)  Du darfst nicht alles glauben, was du denkst
AutorKurt Krömer
VerlagKiepenheuer & Witsch Verlag
GenreErfahrungsbericht
Seiten192 Seiten
Meine Bewertung
5/5



Ich bedanke mich hiermit recht herzlichst bei Netgalley.de für das Bereitstellen eines Rezensionsexemplares.


 Inhalt

Die meisten kennen Alexander Bojcan nur als seine Kunstfigur Kurt Krömer und auch wenn es nicht den Anschein macht, ist er trockener Alkoholiker. Bisher hatte er es immer vermieden zu viel von seinem Privatleben preiszugeben, bis in seiner Sendung Thorsten Sträter zu Gast war und er offen mit diesem über das Thema "Depression" sprach. Er selbst war deshalb mehrere Wochen zur Behandlung in einer Tagesklinik. In diesem Buch spricht er bewusst vieles an, worüber sonst eher geschwiegen wird. 

Review

Hierbei handelt es sich um einen schonungslos ehrlichen Erfahrungsbericht über die Depression und dieser zeigt eines der vielen Gesichter bzw. Fratzen dieser Erkrankung. Und macht Mut für einen offenen Umgang mit diesem Thema. Mir hat vor allem der positive Grundtenor des Buches gefallen.

Besonders interessant fand ich die Passagen über das Künstlerleben, in denen er offenen über die damit einhergehenden Bedenken spricht. Schließlich hatte er große Angst davor nicht mehr seine Kunstfigur Kurt Krömer darstellen zu können, wenn er eben nicht mehr so depressiv ist. Als Künstler kann ich das alles ein Stück weit nachvollziehen, da einen solche Phasen doch sehr prägen und genau das sich in den Werken von einem bemerkbar macht. Und somit ist es auch klar, wie sehr sich das alles wandelt wenn genau das eben nicht mehr vorhanden ist. Es prägt nun einmal einen.

Dann wird auch noch sehr ausführlich auf die Zeit in der Tagesklinik eingegangen und wie schwer es für ihn war sich das alles selbst einzugestehen. Lange Zeit hatte er gedacht die Probleme lägen ganz wo anders und ich stelle es mir vor allem als Person des öffentlichen Lebens schwer vor, mit so etwas zurecht zu kommen und sich Hilfe zu holen. Hier wird auch erwähnt wie schwer es vor allem für gesetzlich Versicherte es genau diese Hilfe zu bekommen und er nun einmal dank seines Versicherungsstatus in einer privilegierten Situation ist. Genau der Punkt kann leider nicht oft genug erwähnt werden und es ist einfach nur traurig, dass es Menschen so unfassbar schwer gemacht wird. Denn erst einmal den Schritt zu gehen und sich selbst einzugestehen genau das zu brauchen ist schon verdammt schwer.

An den Stellen an denen er das Katastrophendenken beschreibt habe ich mich zu 100 % wieder gefunden. Man geht vom schlimmsten Szenario aus und steigert sich immer mehr rein und merkt meist gar nicht, dass es dafür absolut keinen Anlass gibt. Auch die mit der Depression einhergehende Taubheit, fehlende Libido und Motivationslosigkeit wird nachvollziehbar beschrieben. Man versucht sehr lange zu funktionieren, es irgendwie hinzubekommen und sei es nur das nötigste vom nötigsten. Und solange man noch das mehr schlecht als recht hinbekommt, scheint alles wenigstens nach Außen in Ordnung zu sein. 

Das Buch zeigt auf alle Fälle, dass man nicht alleine ist und es vollkommen okay ist sich Hilfe zu holen. Vor allem hat es mir gut gefallen, dass all das ohne erhobenen Zeigefinger erzählt wird und keine ultimativen Ratschläge erteilt wird. Es macht Mut dazu sich der mit der Depression auseinander zu setzen. Sie ist halt nur eine Facette von vielen, die einen als Mensch ausmacht und das sollte man nie außer Augen lassen. Vor allem in besseren Phasen sollte man sich darauf konzentrieren im Jetzt zu sein und sich nicht davor fürchten, dass man ja wieder abrutschen könnte. Und genau das finde ich eine sehr wichtige Message, die der Autor gut rüber bringt. Wenn es soweit ist, kann man es wieder in den Griff bekommen und sich abermals wenn nötig Hilfe holen.


Fazit

Mir hat das Buch wirklich gut gefallen und ich kann es sowohl Betroffenen, als auch allen anderen nur wärmstens empfehlen. Es ist unglaublich wichtig, dass der Umgang mit dieser Erkrankung offener wird und sich Leute nicht mehr dafür schämen sich Hilfe zu holen. Bei anderen Krankheiten geht man ja schließlich auch zum Arzt.

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