Freitag, 24. Dezember 2021

#426 Bücherregal - The underground railroad

    




TitelThe underground railroad
AutorColson Whitehead
VerlagAnchor
GenreHistorischer Roman
Seiten300 Seiten
Meine Bewertung
3/5

 Inhalt

Im 19. Jahrhundert war Cora eine Sklavin auf eine Baumwollplantagen in Georgia. Ihre Lebensumstände waren miserabel und als Eigentum des Besitzers, hatte sie absolut keine Rechte. Als sie von einem neuen Sklaven auf der Plantage von einer Fluchtmöglichkeit erfährt zögert sie nicht lange. Und tatsächlich schaffen es die beiden zur "underground railroad", ein Flüchtlingsnetzwerk was ihnen den Weg in die Freiheit bereiten könnte. Cora durchquert etliche Bundesstaaten, nimmt unterschiedliche Identitäten an und riskiert immer wieder ihr Leben. Schließlich könnte sie ein anderer Plantagenbesitzer verraten oder es könnte auffliegen, dass sie eben nicht freigekauft wurde.

Review

Beim Lesen merkt man immer wieder wie viel Recherchearbeit in dieses Buch geflossen ist. An einigen Stellen wird Bezug auf Originaldokumente genommen, die einem zum Beispiel zeigen wie damals nach entflohenen Sklaven gesucht wurde. 

Die Erzählperspektive ist wirklich gut gewählt, da Cora im Mittelpunkt steht und man aus ihrer Sicht erfährt wie es ist als Sklavin im 19. Jahrhundert in Amerika zu leben. Neben ihr kommen noch viele andere zu Wort, wodurch man ein relativ umfassendes Bild bekommt.

Leider wurde am Anfang des Buches nicht erwähnt, dass es sich bei "the underground railroad" um die Bezeichnung des Flüchtlingsnetzwerkes handelte und es quasi nur eine bildliche Umschreibung davon war. Das führte an manchen Stellen dazu, dass ich erst einmal gewisse bildliche Beschreibungen zu wörtlich genommen hatte und somit vieles komplett missverstanden hatte. Erst durch die anschließende Recherche ist mir klar geworden, dass meine Vorkenntnisse über den Sklavenhandel in Amerika sehr wohl korrekt waren und es keinen "Untergrundzug" gab. Hier hätte man viel deutlicher klar machen müssen was nun einfach nur Umschreibungen für Fuhrwagen mit Planen oder ähnlichem sind oder eben tatsächliche Schienen mit Zügen. Und die "stations" sind keines Falls Bahnhöfe, sondern einfache Häuser oder Bauernhöfe in denen die Flüchtlinge Unterschlupf finden konnten. An manchen Stellen erinnern mich diese Beschreibungen an Elemente aus der Phantastik, was der Geschichte etwas mystisches gab. Im englischen Klappentext wurde zum Beispiel erwähnt, dass die Umschreibung des Netzwerkes hier sehr wörtlich umgesetzt wurde. Jedoch findet das im deutschen keine Erwähnung und auch jetzt frage ich mich, ob man dadurch dem Ganzen überhaupt gerecht wurde. Den Eindruck hatte ich eher nicht, was einfach nur schade ist.

Ein weiteres Problem war für mich der Teils viel zu nüchtern anmutende Schreibstil. Natürlich kann man die Taten der Sklavenhändler für sich sprechen lassen und was das betrifft wären ausschweifende, dramatische Beschreibungen ohnehin nicht angemessen gewesen. Jedoch wirkte auf mich das alles zu distanziert und irgendetwas muss Cora gefühlt haben, ansonsten hätte sie nicht die Flucht ergriffen. Das alles wird durch den Erzählstil noch verschlimmert, da Zeitsprünge nicht ordentlich gekennzeichnet wurden und man quasi von Thema zu Thema springt ohne das je ein roter Faden erkennbar wird.

Und mein letzter Kritikpunkt ist, dass hier historische Fakten verändert wurden um eine interessantere Geschichte zu kreieren. An sich ist das ja nichts verwerfliches, jedoch geht es hier um das Thema der Zwangssterilisation und im Hinblick auf die amerikanische Geschichte wundert es mich wie lax hier damit umgegangen wurde. Man hätte einfach auf die Erwähnung davon verzichten sollen und stattdessen zeigen sollen was wirklich passiert ist. Da gibt es genug Grausamkeiten zu erwähnen und die, die erwähnt wurden hätte man eindringlicher formulieren müssen. 


Fazit

Alles in allem kann ich dem Buch nur 3 von 5 Sternen geben. Natürlich sind Geschichten über diese Zeit sehr wichtig, da sie ihm zeigen woher die heutigen Probleme in Amerika herkommen. Jedoch hat mir an diesem Buch vieles nicht gefallen und vor allem der Punkt mit dem zusammenwürfeln von historischen Fakten ging mir gewaltig gegen den Strich. Man sollte solche Themen wie Zwangssterilisation niemals nur aus Unterhaltungszwecken benutzen und dadurch Fiktion mit Realität in dem Maße verschwimmen lassen. Zudem wirkte für mich die Handlung an vielen Stellen zu surreal und unglaubwürdig, was wahrscheinlich hauptsächlich an den vielen, nicht ordentlich gekennzeichneten Metaphern lag. Dem Roman hätten 100 Seiten definitiv gut getan, einfach um der Handlung mehr Substanz zu geben. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Durch das kommentieren werden neben deinen eingegeben Formulardaten weitere personenbezogene Daten(z.B. die IP-Adresse) an die Google-Server übermittelt. Näheres dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google