Mittwoch, 1. Dezember 2021

#003 Buch und Comic - Qualityland

 




Algorithmen sorgen für einen reibungslosen Ablauf im Qualityland, das extra aus Marketinggründen so benannt wurde. Denn wer kauft schon gerne Produkte aus einem Land, dass nicht für Qualität steht? Auch die Namen der Einwohner wurde an ihre Jobs angepasst. Für Peter Arbeitsloser läuft es momentan jedoch alles andere als gut und in seinem Job als Maschinenverschrotter trifft er allerhand kuriose Roboter. Wie kann es sein, dass ausgerechnet eine Drohne unter Flugangst leidet? Und warum läuft nur alles schief in seinem Leben? 






TitelQualityland
AutorMarc-Uwe Kling
VerlagUllstein Verlag
GenreDystopie
Seitenanzahl384
Meine Bewertung

4/5

Jeder Bewohner von Qualityland hat ein anderes Level und das ist nicht nur ausschlaggebend für die Partnerwahl, sondern hat auch einen großen Einfluss auf den Alltag. Schließlich bekommen Menschen mit einem hohen Level etliche Vorteile und müssen zum Beispiel nicht ewig in irgendwelchen Warteschlangen anstehen. Hier zeigt sich einfach sehr deutlich wohin jeglicher Bewertungswahn führen kann. Schließlich werden hier selbst die Lieferdrohnen bewertet und es geht nur darum sehr gut zu sein. Richtig absurd wird das alles, als es um die Partnersuche geht. Und hier kann man nur hoffen, dass es im realen Leben nie so weit kommen wird. 
Wenn nicht gerade das Level einem die Aufstiegschancen nimmt, dann ist es oft der Nachname. Der richtet sich nach dem Job der Eltern und wenn man Glück hat heißt man "Koch". Es gibt aber auch die "Arbeitslosen" und da kann man wahrscheinlich froh sein, wenn man überhaupt irgendetwas erreicht im Leben.
Ansonsten wird hier auch die Sammelwut bezüglich persönlicher Daten auf die Spitze getrieben. Es ist vielleicht in gewissen Situationen schön, dass dann passend zu den Ereignissen eine Lieferdrohne ein alkoholisches Kaltgetränk vorbeibringt. Aber will man wirklich, dass jemand nahezu alles über einen weiß? Und vor allem was passiert, wenn man dann in der falschen Gruppe landet und der Algorithmus einen nur noch tiefer in die Abwärtsspirale befördert?
All das wird einerseits auf eine sehr witzige, pointierte Art erzählt, aber andererseits ist Humor an sich bitterböse. Man hat immer wieder das Gefühl, als wäre mit Absicht die Schraube des Wahnsinns noch einen Ticken weitergedreht wurden als nötig. Dadurch sticht die Absurdität mancher Gegebenheiten in diesem Roman noch mehr hervor und man fragt sich immer wieder, wie es nur soweit kommen konnte. Wobei ich die Idee mit den sprechenden Autos/Geräten richtig toll finde und an manchen Tagen wünsche ich mir, dass wir genau das schon längst hätten. Und über Androiden in Stories freue ich mich ohnehin immer.

Man merkt auf alle Fälle wie viel Mühe sich der Autor bei der Ausarbeitung gegeben hat, allein schon anhand der vielen Kleinigkeiten, die im Laufe der Handlung eine mehr oder weniger große Rolle spielen. An vieles denkt man im ersten Augenblick weniger, wenn man an ein Land denkt in dem es nur um Qualität geht. Es wirkt einfach in sich stimmig und mich wundert es deshalb wenig, dass das Buch so beliebt ist und es nicht nur eine Comicadaption, sondern auch eine Fortsetzung gibt. 

Alles in allem ein wirklich unterhaltsames Buch, welches auf eine sehr überspitzte Art und Weise die Probleme und deren möglichen Folgen unserer Gesellschaft in naher Zukunft aufzeigt. Auf eine sehr lustige Weise wird einem Nahe gebracht auf welchem Weg wir uns gerade befinden und wo das eben hinführen kann, wenn sich nicht genug Menschen für Veränderungen einsetzen. Natürlich ist es bequem wenn einem diese Bewertungssysteme das eigene Denken erleichtern bzw. abnehmen. Und natürlich gibt es auch Vorteile, die die ganzen Neuerungen mit sich bringen. Aber können die wirklich all die Nachteile überwiegen und vor allem ist es das wert?






TitelQualityland Band 1.1
AutorMarc-Uwe Kling
ZeichnerZachary Tallent
VerlagVoland & Quist
GenreDystopie
Seitenanzahl176
Meine Bewertung
3,5/5



Was mich wirklich positiv überrascht hatte war die Qualität des Druckes und die Dicke des Papiers. Bei dem Preis kann man das natürlich erwarten, aber leider sehen das nicht alle Herausgeber so. Es war auf jeden Fall schön so feste Seiten zu haben, die nicht direkt verknicken.

Wie bei der literarischen Vorlage wird die Geschichte rund um Peter Arbeitslose in diversen Episoden erzählt. So erlebt man mit wie er seinen Alltag bestreitet, mit seiner Noch-Freundin unterwegs ist und durch Qualitypartner einfach ersetzt wird. Und wie das Taxi in noch nicht einmal mehr heimfährt, da seine Wohngegend viel zu heruntergekommen für die Ausstattung des Gefährtes ist. An sich wird die Handlung auf wenige Gegebenheiten reduziert, die wirklich sehr viel über diese dystopische Welt aussagen. Alles wird sehr pointiert erzählt und mir hat es wirklich gut gefallen, dass die Werbeanzeigen einen Platz gefunden haben. Es ist nun einmal sehr schwer so einer Vorlage gerecht zu werden und deshalb kann ich jedem nur empfehlen auch diese zu lesen ehe man ein Urteil über diese viel zu realistische Dystopie fällt.

Mit dem Zeichenstil konnte ich jetzt nicht ganz so viel anfangen, da er mir einfach zu schlicht war. Das wenige was man sieht ist an sich wirklich gut gezeichnet und sowohl die Farb- als auch die Schattenauswahl sind gelungen, aber mir fehlte das gewisse etwas. Besonders die Darstellung der einzelnen Charaktere hat mir gefallen, denn viele hatte ich mir so ähnlich vorgestellt. Trotzdem fehlen mir an vielen Stellen liebevolle Details, die einen etwas näher hingucken lassen. Stattdessen gibt es jede Menge Textblöcke bzw. Sprechblasen, dabei sollten die Zeichnungen einem ja den Großteil der Geschichte vermitteln.

An sich komme ich bei der Comicadaption nur auf 3,5 von 5 Sternen und so ganz sicher bin ich mir noch nicht, ob ich mir den 2. Teil kaufen soll. Mir hat das Buch einfach besser gefallen und der Comic hatte jetzt keinen Mehrwert für mich. Trotzdem hat sie mich recht unterhalten und jetzt weiß ich wenigstens wieder ganz grob um was es im Einzelnen ging und kann somit mit einigem Hintergrundwissen in den zweiten Teil der Buchreihe starten.



Mir hat die Dystopie wirklich gut gefallen und ich bin schon ganz gespannt auf den zweiten Teil. Und vielleicht sind ja ein paar technische Neuerungen in ein paar Jahren die bittere Realität.

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