Titel | Ich bin Linus |
Autor | Linus Giese |
Verlag | Rowohlt Verlag |
Genre | Sachbuch/Autobiografie |
Seiten | 224 Seiten |
Meine Bewertung |
Inhalt
Erst mit 31 Jahren spricht Linus es erste Mal laut aus, was er seit seinem 6. Jahr Lebensjahr weiß. Doch viel zu lange hatte er aus Angst vor den Reaktionen anderer geschwiegen. Und gegenüber einer völlig fremden Person beim Bestellen eines Kaffees sagt er den Satz "Ich bin Linus". In diesem Buch erzählt er aus seinem Leben und wie es für ihn ist transgender zu sein.
Review
TW: Stalking, Hass
Was ich besonders schön finde ist die Art und Weise wie Linus über Transgender schreibt. Immer wieder betont er wie wichtig es ist sich von den bisherigen Vorstellungen von Geschlechtern zu trennen. Vor allem da es in sehr vielen Bereichen absolut keinen Sinn macht wie zum Beispiel Spielzeug, ein Großteil der Kleidung oder auch Rasierer. Oder Wickeltaschen speziell für Jungs oder Mädchen.
Zudem wird ausführlich darauf eingegangen wie es für Linus war sich selbst einzugestehen transgender zu sein und wie schwer es war darüber mit anderen zu reden. Er betont immer wieder wie unterschiedlich die Wege der Einzelnen sind und nicht jeder transgender sich Operationen unterzieht, was vollkommen okay ist. Auch das sollte viel mehr diskutiert werden, allein damit niemand sich genötigt fühlt sich diesen zu unterziehen. Schließlich sind das meist keine kleinen Eingriffe und selbst die Hormone sind absolut keine Kleinigkeit. Passend dazu gibt es ein Kapitel zu diesen Themen und da wird an vielen Stellen deutlich wie schwer es ist in Deutschland seinen Namen und sein Geschlecht zu ändern.
Ein ganzes Kapitel wird dem Thema Sprache gewidmet, schließlich kann man mithilfe dieser unheimlich viel Macht ausüben. Vor allem ohnehin schon benachteiligte Gruppen werden gerne durch diese ausgeschlossen und es wäre einfach schön, wenn unsere Sprache eines Tages viel inklusiver ist. Und deshalb ist es einfach unheimlich wichtig, dass darüber gesprochen wird.
Linus berichtet schonungslos ehrlich über den Hass, der ihm aufgrund seiner Lebensweise entgegenschlägt. Und das manche noch nicht einmal vor Stalking zurückschrecken. Viel zu oft denken Menschen leider noch immer, dass so etwas nur Einzelfälle sind. Jedoch gehört das alles schon längst zum Alltag viele und nicht immer sind es klar erkennbare Gründe. Und leider gibt es nach wie vor kaum Möglichkeiten sich als Opfer vor solchen Menschen zu schützen. Zumal viele Social-Media-Plattformen ohnehin absolut gar nichts gegen den Hass auf ihren Seiten machen.
Hoffentlich wird es in Zukunft noch viel mehr Bücher in diese Richtung geben, die jungen Menschen eine Orientierung geben können. Im Buch werden an vielen Stellen hilfreiche Organisationen genannt an die man sich wenden kann. Leider ist es ja nach wie vor so, dass es viel zu wenige Menschen in der Öffentlichkeit gibt die sich mit solchen Themen befassen. Und wer sich einmal online mit einigen LGBT-Gruppen befasst hat weiß wie hochtoxisch Teile dieser sind. Mal davon abgesehen, dass man Internet allgemein viele transfeindliche Inhalte findet und die verunsichern halt ungemein wenn man auf der Suche nach seiner eigenen Identität ist. Und dann kommen noch Seiten hinzu, auf denen es darum geht wann man wirklich transgender ist und wann nicht.
Der einzige Kritikpunkt ist der Aufbau des Buches, denn an manchen Stellen kommt es zu Wiederholungen und das stört schon ziemlich den Lesefluss.
Fazit
Auf etwas mehr als 200 Seiten erzählt Linus eindringlich aus seinem Leben und nimmt dabei keinen Blatt vor den Mund. Zum Großteil werden hier wirklich intime Themen besprochen. Aus dem Grund vergebe ich auch 4 Sterne, da hier einfach viele wichtige Themen angesprochen werden über die viel zu oft geschwiegen wird.
Das Hörbuch hat Linus selbst eingesprochen, deshalb habe ich mir auch genau das angehört.
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