Titel | Die Gesundheitslüge |
Autor | Dr. med. Martin Marianowicz |
Verlag | Gräfe und Unzer |
Genre | Sachbuch |
Seiten | 192 Seiten |
Meine Bewertung |
Ich bedanke mich hiermit recht herzlichst bei Netgalley.de für das Bereitstellen eines Rezensionsexemplares.
Inhalt
Eigentlich sollte im Gesundheitssystem stets das Wohl des Patienten an erster Stelle stehen. Doch obwohl Deutschland eins der teuersten Systeme in Europa hat ist dieses nicht der Fall. Zu oft wird Patienten dazu geraten sich teuren Operationen zu unterziehen, obwohl diese nicht immer sinnvoll sind. Und manche Untersuchungen dienen nur dazu neu angeschaffte Geräte zu finanzieren. An vielen Fallgeschichten und Studien macht der Autor genau auf diese Probleme aufmerksam und bietet Lösungen an, damit wieder das Wohl des Patienten in den Vordergrund rückt.
Review
Schon seit vielen Jahren ist bekannt, dass in unserem Gesundheitssystem einiges schief läuft. Hier im Buch werden nicht nur die häufig durchgeführten Rückenoperationen, Gelenkersatz, sondern auch vieles anderes beleuchtet und ausführlich anhand von Schaubildern erklärt. Einiges wird zudem mit den Zahlen aus hauptsächlich anderen EU-Ländern verglichen. So erfährt man warum Patienten häufig zu Rückenoperationen geraten wird, obwohl es effektiver wäre die konservativen Behandlungsmöglichkeiten erst einmal auszuschöpfen. Und an einigen Beispielen wird auch gezeigt, warum manche Untersuchungen nur stattfinden um Geräte zu finanzieren. Schließlich sind Krankenhäuser Wirtschaftsunternehmen und müssen nachweisen, dass sie eine bestimmte Anzahl an Untersuchungen und Operationen im Jahr geleistet haben um sich zum Beispiel Fachzentrum nennen zu dürfen. Dabei wird völlig außer Acht gelassen, ob diese Patienten tatsächlich diese benötigten oder nicht. Passend dazu ist der Titel gewählt, denn oft heißt es das alles diene der Gesundheit obwohl das Gegenteil der Fall ist. Meist dient das alles nur dazu um ein krankes System am Laufen zu halten, was bei der kleinsten Erschütterung droht in sich zusammen zufallen.
Vor dem Lesen war mir gar nicht so bewusst was für ein gigantischer Apparat unser Gesundheitssystem ist. Das mit dem Krankenkassen und den teils fragwürdigen Fusionen war mir durchaus bewusst, aber der immens große Apparat an Vereinigungen die das alles überwachen hatte ich mir kleiner vorgestellt. Es ist absolut erschreckend wie viele Gelder jährlich dort hinfließen und wenn man nur kleine Stellschrauben ändern würde, dann könnte man diese locker an anderen Stellen einsetzen. Und es würde wahrscheinlich vieles vereinfachen, was für viele Patienten nur noch über Sozialverbände durchsetzbar bzw. erreichbar ist(bestimmte Hilfsmittel, die nicht immer in Katalogen aufgeführt sind und bei denen sich Krankenkassen oft quer stellen).
Fazit
Wer sich schon vorher mit diesem Thema befasst hat wird in diesem Buch wenig neues entdecken. Jedoch findet man hier alle aktuellen Zahlen und es ist erschreckend wie sehr manche Kosten in den letzten Jahren gestiegen sind, obwohl das Problem ja schon länger bekannt ist. Und genau das wird durch Corona noch verstärkt, denn ein System welches nur sich selbst erhalten möchte um jeden Preis kann auf Dauer nicht funktionieren. Es sollte viel mehr Geld in die Aufklärung der Patienten gesteckt werden, damit diese lernen Entscheidungen für sich selbst treffen zu können. Und somit nicht mehr jenen Ärzten ausgeliefert sind, die nur auf maximale Gewinnerzielung aus sind.
Das ist wirklich ein erschreckendes Thema! Was ich bei dem Prinzip "Krankenhaus als Wirtschaftsunternehmen" ebenfalls schockierend finde, ist der Umgang mit dem Personal. Unterbezahlt und überarbeitet und viele funktionieren nur noch dank einem gewissen Idealismus, der ihnen durch die Arbeitsrealität dann auch noch ausgetrieben wird. Da frage ich mich schon immer wieder, wie es sein kann, dass unser Gesundheitssystem so menschenverachtend geworden ist ...
AntwortenLöschen