Mittwoch, 1. September 2021

#17 Buch und Film - Everything, Everything

 


 

      



Hallo,

vor kurzem hatte ich "Everything, Everything" von Nicola Yoon gelesen und heute möchte ich in einem Blogeintrag das Buch und den Film besprechen.


Für die 17-jährige Maddy ist es vollkommen normal den ganzen Tag im Haus zu sein, denn aufgrund eines selten Gendefekts hat sie SCID, besser bekannt unter dem Namen Bubble-Baby-Syndrom. Alles was ins Haus kommt wird im Vorfeld sterilisiert, da ihr Immunsystem nicht richtig funktioniert. Eines Tages fährt vor das Nachbarhaus ein Umzugswagen, aus dem Olly steigt. Obwohl sie es eigentlich besser wissen müsste verliebt sie sich in ihn und sie ist bereit dafür alles zu riskieren, ungeachtet der Konsequenzen. 



"Everything, Everything" von Nicola Yoon, 320 Seiten, Randomhouse

2 von 5 Sternen

TW: Missbrauch, Alkoholismus

Kennt ihr das Gefühl, wenn man erst einmal nach dem Lesen eines Buches tief durchatmen muss um seine Gefühle zu sortieren? Genau das war hier das Fall und im nachfolgenden möchte ich euch gerne erklären warum ich die Handlung so problematisch finde und warum ich den Hype darum absolut nicht nachvollziehen kann. 

Wenn man ein wenig Ahnung von Allergien und ähnlichem hat, dann weiß man schon sehr früh warum es eigentlich geht. Und mich schockiert es einfach, dass es keine eindeutige Triggerwarnung am Anfang des Buches gibt. Natürlich kann man sich im Vorfeld allerhand Szenarien ausmalen, schließlich sind Geschichte in denen Charaktere erkrankt sind nicht immer nur heikler Sonnenschein. Jedoch ist das Thema eines vor das man als Autor warnen sollte um Lesern die Wahl zu lassen, ob sie wirklich eine Geschichte darüber lesen möchten. Aber genau das geschieht hier nicht. Durch eine explizite Triggerwarnung nimmt man den Plottwist weg und ich weiß wie problematisch über TW/CN gesehen wird. Aber gerade bei solchen Themen finde ich es wichtig so etwas am Anfang des Buches zu setzen.

Es gibt so unendliche viele Tropes aus denen man wählen kann und wirklich viele, tolle Narrative. Aber das was hier passiert ist macht mich einfach nur sprachlos. Natürlich ist es schön eine Geschichte aus der Sicht einer Betroffenen zu hören, aber warum brauchte diese einen wundervoll aussehenden jungen Herrn um zu begreifen was vor sich geht? Warum muss es immer der Ritter auf dem weißen Pferd sein, der die holde Maid rettet?  Und genau da endet ja die Story mit, was ich noch weniger nachvollziehen kann. Ist nicht das eigentliche Interessante an dem Ganzen was danach passiert? Vor allem für die Zielgruppe finde ich das extrem problematisch, denn dieser Trope ist absolut realitätsfern. Und ja man kann sich das erhoffen und deshalb ist es okay, wenn diese Narrative auch bedient werden. Jedoch finde ich die Umsetzung davon bei diesem Buch nicht gelungen, weil es an der falschen Stelle aufhört und somit die Geschichte kein vernünftiges Ende hat. Und wenn man diverse gehypte Bücher aus dem Genre kennt, dann weiß man einfach wie die Handlung verlaufen wird. Und es ist einfach nur schade, dass hier mal wieder so viele problematische Tropes bedient werden. Da fragt man sich schon was für ein schreckliches Bild von Krankheiten in Jugendbüchern dargestellt wird und warum es immer romantisiert wird. Als könnte Liebe alles heilen und als bräuchte es nur das um vorher unmögliches möglich zu machen. 

Ein anderes Problem habe ich mit den vielen kitschigen Szenen, die an sich noch nicht einmal so schlimm sind. Viel mehr habe ich ein Problem mit all jenen Klischees, mit denen man im Laufe der Handlung ständig konfrontiert wird. Und da hatte ich mich schon gefragt, ob es tatsächlich solche Menschen gibt, die so wie die agierenden Personen sind.

Obwohl ich dem Buch nur 2 von 5 Sternen gebe, möchte ich dem Film eine Chance geben. Schon lange hatte ich keine Handlung mehr gehabt, die so vorhersehbar war. Und wäre der Film nicht auf meiner Liste von Literaturverfilmungen, dann hätte ich das Buch niemals zu Ende gelesen. Eine emotionale Bildung konnte ich zu keinem der Charaktere aufbauen und nach einem ganz bestimmten Schlüsselmoment hätte ich am liebsten all meine Erinnerungen an die Handlung gelöscht. Die zwei Sterne vergebe ich übrigens für den Teil bis zu diesem Moment, ansonsten würde ich nur einen Stern vergeben. In meiner Rezension bin ich jetzt eher wenig auf den Ableismus eingegangen, aber den gibt es hier zu genüge.





Regisseur: Stella Meghie, Spieldauer: 96 Minuten, unter anderem mit Amandla Stenberg, Nick Robinson und Anika Noni Rose, FSK 12

1 von 5 Sternen

TW: Missbrauch, Alkoholismus
Eigentlich wollte ich mir mit dem Film schauen jede Menge Zeit lassen, aber dann habe ich ihn noch nicht einmal einen Monat nach dem ich das Buch beendet hatte ausgeliehen. Und das alles nur weil ich gesehen hatte, wer im Film mitspielt. Nick Robinson hatte ich in "Love, Simon" einfach nur geliebt" und Amandla Stenberg hatte mir in "The hate u give" total gut gefallen. Eigentlich hatte ich fest damit gerechnet, dass ich den Film wenigstens halbwegs mögen würde. Aber da hatte ich wohl vollkommen vergessen, wie Krankheiten in etlichen Filmen für Jugendliche dargestellt werden. Immer wieder hatte ich nur das Wort "Schmonzette" im Kopf und habe mich dann auf die Frage konzentriert, wie sich Maddies Mutter so einen unglaublich teuren Lifestyle bzw. Haus leisten kann. An sich ist das ja vollkommen irrelevant, aber in manchen Szenen hatte man das Gefühl als ginge entweder nur um die sündhaft teuren Einrichtungsgegenstände oder eben die Körper der Hauptdarsteller. 

An sich ist es eine typische Verfilmung einer Sick-Lit-Geschichte, die ja in meinen Augen viel zu oft falsche Informationen über diverse Krankheiten verbreiten. Auch hier ist das der Fall und es wird leider sehr wenig am Ende darauf eingegangen warum dem so ist. Auch sonst wird eigentlich so gut wie gar nicht über die Krankheiten aufgeklärt und warum es so problematisch ist, wenn das Immunsystem nicht ordentlich arbeitet. Man merkt einfach an sehr vielen Stellen im Film, dass das was gezeigt wird hochgradig gefährlich für einen mit dieser Erkrankung wäre. 

Mir war das alles einfach zu melodramatisch und überzogen und im Endeffekt bereue ich es den Film ausgeliehen zu haben. 

[Spoiler!]: Vor allem wie mit dem Thema Missbrauch umgegangen wurde geht einfach mal gar nicht und da frage ich mich schon, warum ausgerechnet an diesem Punkt der Film beendet wurde. Warum will man dem Zuschauer das Gefühl geben, als müsste er Mitleid mit dem Täter/in haben? Vor allem wenn man bedenkt was für eine Rolle diese Person hat stellt sich die berechtigte Frage, warum nicht in klarer Deutlichkeit gezeigt wird wie verheerend ihre Entscheidungen waren. Stattdessen bekommt man das Gefühl als würde hier etwas romantisiert oder durch eine rosarote Brille gesehen werden, was man bei dem Thema Missbrauch niemals machen sollte.


Hat einer von euch schon das Buch gelesen oder den Film gesehen? Was ist eure Meinung dazu? 
Gerne verlinke ich hier eure Rezensionen. 


LG

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