Titel | Super und dir? |
Autor | Kathrin Weßling |
Verlag | Ullstein Verlag |
Genre | Roman/ |
Seiten | 256 Seiten |
Meine Bewertung |
Endlich hat es Marlene Beckmann geschafft eine Stelle in ihrem Traumberuf zu ergattern. Sie ist zwar nur befristet, aber es ist besser als nichts. Nach außen hin scheint sie alles erreicht zu haben und sie selbst möchte sich nicht eingestehen, dass nicht alles so super ist wie es erscheint. Sie hatte sich so auf den gemeinsamen Urlaub mit ihrem Freund gefreut, jedoch bekommt sie ausgerechnet dann nicht frei. Und ihr fällt es immer schwerer dem Druck auf der Arbeit standzuhalten.
TW: Alkoholismus, Sucht, Co-Abhängigkeit
Was ich wirklich erschreckend fand war die Darstellung der Familiengeschichte und wie nah an der Realität das alles ist. Oft weiß man gar nicht ob das Umfeld derjenigen das alles tatsächlich einfach nicht mitbekommt oder ob sie es nicht sehen wollen. Immerhin sollten sie dann agieren und müssten sich mitunter mit ihren eigenen Problemen auseinandersetzen. Man meint ja immer niemand könnte den Elefanten im Raum übersehen, aber dem ist ja nicht so.
Hauptsächlich geht es im Buch um den immer größeren Leistungsdruck unserer Gesellschaft, der in manchen Branchen richtig zerstörerische Ausmaße angenommen hat. Je nach Beruf muss man immer performen, perfekt sein und vor allem alles im Griff haben. Nicht umsonst heißt es, dass in diesen Sparten leistungssteigernde Drogen etwas völlig normales sind. Marlene selbst hält dieser Last auf den Schultern nicht mehr stand und versucht alles mit noch mehr Tabletten in den Griff zu bekommen. Und obwohl sie dringend eine Pause oder Veränderung nötig hat, fällt es ihr unheimlich schwer diesen Schritt zu gehen. Sie sieht keine Möglichkeit aus dem Hamsterrad zu entfliehen, welches sich sich von Tag zu Tag schneller dreht.
Einerseits fand ich das offene Ende wirklich gut, schließlich kann man sich so selbst ausmalen was das Leben für Marlene noch bereiten halten wird. Andererseits ärgert es mich total, da ich kein großer Fan von solchen Enden bin und gerne wüsste was die Autorin für ein Ende gewählt hätte. Natürlich weiß man von vielen Betroffenenberichten wie so etwas meist endet und nicht alle es schaffen die Sucht in den Griff zu bekommen. Und halt auch viele Beziehungen genau an dem zerbrechen. Jedoch hoffe ich bei so etwas immer auf ein gutes Ende, egal wie unrealistisch und naiv das sein mag, schließlich zeigt ja die Realität oft genug wie gnadenlos die Sucht Leben zerstören kann. Auf vielen Seiten geht es nur noch um den nächsten Kick, die nächste Line und man merkt einfach, wie dieser Klammergriff Marlene die Luft zum Atmen nimmt.
Mir fehlt es der Handlung einfach an Tiefe und oft hatte ich mir gewünscht, dass ein paar weniger Klischees auftauchen würden. Alles ist streng nach Schema F aufgebaut und so überrascht es wenig, dass Marlene genau den Lebenslauf hat und gewisse Entscheidungen trifft. Und eben dann bei den Drogen landet, weil sie nie gelernt hat sich mit ihrer Kindheit auseinanderzusetzen. Mir war Marlene als Erzählerin einfach zu egozentrisch und versank zu sehr in ihrem Selbstmitleid. Oft hatte ich das Gefühl als wolle sie gar nicht, dass sich was ändert und wenn andere ihr helfen wollten, war es ihr auch nicht recht. Das ist jetzt nichts ungewöhnliches, jedoch hätte man all dem ein bisschen mehr Inhalt schenken könnten anstatt direkt danach wieder seitenweise über die nächste Line zu schreiben.
An sich ist es ein wirklich tolles Buch über das Leben einer Anfang 30jährigen, jedoch war es mir zu wenig Handlung. Und Marlene war mir an vielen Stellen einfach zu melodramatisch und man hatte das Gefühl, als wäre sie eher Anfang 20 und müsste erst lernen Verantwortung für ihr eigenes Leben zu übernehmen.
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