Titel | Nicht weg und nicht da |
Autor | Anne Freytag |
Verlag | Heyne |
Genre | Jugendbücher |
Seiten | 480 Seiten |
Meine Bewertung | 5/5 |
Inhalt
Seit dem Tod von Kristopher hatte sich Luise in ihr Schneckenhäuschen zurück gezogen und meterdicke Mauern um sich gerichtet. Am Tag der Beerdigung rasierte sie sich kurzerhand die Haare auf drei Millimeter, denn die alte Luise existiert nicht mehr. Einige Zeit später trifft sie auf Jacob, doch auch er kommt nicht so wirklich an sie heran. Erst nach dem sie ganz unerwartet an ihrem 16. Geburtstag von ihrem Bruder Kristopher eine Mail bekommt, bricht das Eis zwischen den beiden. Und Jacob hilft ihr dabei einen Weg aus ihrem Schneckenhäuschen zu finden.
Review
TW: Suizid, Trauerbewältigung, bipolare Störung
Selten hat mich ein Buch so mitgenommen beim Lesen und immer wieder musste ich Tränen wegblinzeln. Nach dem Lesen der Inhaltsbeschreibung war ich von allem ausgegangen, aber nicht von einem Suizid. Und genau der prägt die Handlung, denn durch den Suizid verliert Luise nicht nur ihren Bruder, sondern ihren kompletten Halt im Leben. Rückblickend ist es wirklich bemerkenswert wie schonungslos ehrlich hier von den Auswirkungen einer bipolaren Störung auf ein Geschwisterkind geschrieben wird. Meist gibt es ja nur (Jugend-)Bücher aus Sicht des Betroffenen und da wird oft vernachlässigt, was das alles für das Umfeld bedeutet.
Diese Idee mit den Mails/Briefen von Verstorbenen ist ja an sich Neues und ich finde es gut, dass auch ein paar andere und nicht so gewöhnliche Aufgaben enthalten waren. Den Aufbau dieser habe ich bisher noch nicht in anderen Romanen gesehen und ich finde die Idee einfach klasse. Durch das alles lernt man eine Menge über Kristopher, sein Verhältnis zu Luise und warum es für ihn nur noch den einen Ausweg gab.
Besonders gut hat mir übrigens die Freundschaft zwischen Luise und Jacob gefallen, denn diese entwickelt sich wirklich langsam und somit realistisch. Beide Charaktere sind gerne für sich und hatten bisher im Leben kaum enge Bezugspersonen. Und deshalb ist es auch vollkommen logisch, dass sie eine Menge Zeit brauchen um sich auf den anderen einzulassen. Da die Handlung abwechselnd von ihnen erzählt wird, erfährt man eine Menge über ihr bisheriges Leben, was ihre Vorlieben sind und allgemein ihre Gedankenwelt. Dadurch taucht man wirklich tief ein und vor allem Luises Gedanken konnte ich gut nachvollziehen. Beide Figuren haben ihre Ecken und Kanten und versuchen ihren Platz im Leben zu finden und es ist einfach nur schön, wie sie sich gegenseitig helfen. Hauptsächlich geht es hier natürlich um die Trauerbewältigung und wie Luise das alles genau dabei hilft.
Immer wieder werden die traurigen Momente von lustigen und teils herzerwärmenden Szenen abgelöst. Genau das hat mich auch dazu gebracht das Buch so schnell fertig zu lesen, denn so konnte ich immer wieder auf die kleinen Lichtblicke hoffen und von denen gab es zu genüge. Denn rein traurige Bücher sagen mir einfach nicht zu.
Die Autorin hat einen sehr präzisen, einfachen Schreibstil, der einen nur so über die Seiten fliegen lässt. Es ist immer wieder erstaunlich auf was für Details sie in ihren Büchern geht und wie gut sie es schafft Emotionen zu übermitteln. Die Charaktere in diesem Buch wirken sehr lebendig und authentisch, was ja an sich keine Selbstverständlichkeit ist.
Der einzige Kritikpunkt wäre der Altersunterschied der Hauptprotagonisten, denn Luise ist 16 und Jacob 19/20. Das fand ich an einigen Stellen ganz schön merkwürdig und vor allem fand ich es komisch, dass das gar kein großes Thema war.
Fazit
Alles in allem ist es ein wirklich schönes Buch, in dem realistisch über die Themen psychische Erkrankung und Trauerbewältigung berichtet wird.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Durch das kommentieren werden neben deinen eingegeben Formulardaten weitere personenbezogene Daten(z.B. die IP-Adresse) an die Google-Server übermittelt. Näheres dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google