Sonntag, 29. August 2021

#39 Manga - Elainas Reise

    




Titel(Deutsch)Elainas Reise
AutorJougi Shiraishi, Itsuki Nanao, Azure
VerlagAltraverse
GenreFantasy
Bände1-2(2 sind bisher in Deutschland erschienen, 3 in Japan)
Meine Bewertung
3,5/5

 Inhalt

Schon als Kind wollte Elaina genauso wie ihr Idol magische Kräfte haben und die Welt bereisen. Und nun ist es endlich soweit, nach dem sie endlich bei jemanden die Ausbildung zu einer Hexe und die anschließende Prüfung absolvieren durfte.


Review

#1. Band: 

Für zwischendurch ist es definitiv ein schöner Manga. Er hat nicht viel Tiefgang und liest sich wie eine Kurzgeschichtensammlung mit einer netten, recht niedlichen Hexe als Hauptprotagonistin mit der man allerhand erleben darf. Obwohl es unzählige Comics bzw. Manga über Hexen gibt, konnte ich hier ein paar Details entdecken, die ich noch nicht in jeder anderen Geschichte gesehen habe.

Die einzelnen Abenteuer sind mir kaum im Gedächtnis geblieben, außer halt das über das Mädchen/die Frau im Land der Blumen. Die Geschichte war wirklich düster und stach zwischen all den ruhigen Abenteuern hervor. Im Rest geht es meist nur darum ein einfaches Problem zu lösen und das dauert nicht lange. 

Besonders die detaillierten Panels konnten mich überzeugen und ich finde es schön, dass man so viel von der Umgebung sieht. Schließlich geht es hier um eine Wanderhexe und da gehört das einfach dazu. Die Figuren sind allesamt recht liebevoll gezeichnet und man kann sehr gut die Mimik erkennen und interpretieren. An sich wirken die Panels in sich stimmig und mir gefällt der Zeichenstil unglaublich gut.

Elaina als Hauptfigur ist eine recht gute Wahl und ich finde es schön, dass sie sich nicht immer an alle Regeln hält und gerne einmal Risiken eingeht. Sie weiß halt was sie alles kann und ist recht selbstbewusst, alles andere wäre für eine allein reisende Hexe fatal. Genau aus dem Grund möchte ich auch wissen was sie noch für Abenteuer erleben wird. Ein wirklich abschließendes Urteil über die Handlung konnte ich noch nicht fällen und deshalb werde ich definitiv noch den 2. Band lesen. 


#2. Band: 

Elaina begegnet auf ihrer Reise einem Jungen, der der Hausangestellten seines Vaters das Glück in Flaschen sammelt und sie entdeckt ein vollkommen zerstörtes Königreich, ehe sie im nächsten Land per Zufall auf ihre alte Meisterin stößt.

Während dem Lesen hatte ich mich oft gefragt, warum Elaina sich vorgenommen hatte so viele Länder wie möglich zu bereisen. An sich verstehe ich ja ihre Entdeckungslust und wenn ich mir die bisherigen Abenteuer im 1. Band so angucke war das auch keine so schlechte Idee. Aber jetzt nach den neuesten Ereignissen frage ich mich wie schrecklich blauäugig sie an all das heran gegangen ist. Und warum sie nicht die Tipps ihrer Eltern und Ausbilderin befolgt. Hoffentlich hat sie jetzt aus ihren Fehlern gelernt und begibt sich nicht mehr Hals über Kopf in brenzlige Situationen, nur weil sie wem helfen will.

Was ich handlungstechnisch absolut nicht verstehe ist, dass nach den paar wirklich dunklen, beängstigenden Ereignissen gar nicht darüber gesprochen wird. Elaina ist ja noch nicht lange eine Hexe und hatte wohl nur eine 1-jährige Ausbildung. Da muss es es doch unglaublich prägend sein, wenn sie in Lebensgefahr gerät? Vor allem was sonst noch so in dem Kapitel geschieht ist nicht ohne und deshalb wundert es mich wie wenig es im Anschluss thematisiert wurde. Stattdessen wird quasi zum Tagesgeschehen übergegangen, dabei geschieht die nächste Reise ja direkt im Anschluss. Dort wird das zwar oberflächlich angesprochen, aber es klingt alles halb so wild.

Hoffentlich bringt Altraverse bald die Light Novels heraus. Für zwischendurch ist es auf alle Fälle ein interessanter Manga bei dem man definitiv die Altersempfehlung ab 15 Jahren beachten soll. Einige Szenen sind ganz schön blutig und haben es in sich. Dieses Mal sind mir alle Kapitel im Gedächtnis geblieben und ich würde schon gerne wissen, ob die in der Novel genauso blutig beschrieben werden. Sie passen irgendwie so gar nicht zu der Aschehexe Elaina, die so nett erscheint.

Freitag, 27. August 2021

#400 Bücherregal - Handeln statt hoffen

 



TitelHandeln statt hoffen - Aufruf an die letzte Generation
AutorCarola Rackete
VerlagDroemer Knaur
GenreSachbuch
Seiten192 Seiten
Meine Bewertung
4,5/5

 Inhalt

Im Juni 2019 fuhr Kapitän Carola Rackete trotz Verbot mit der Sea Watch 3 in den Hafen von Lampedusa ein und wurde daraufhin festgenommen. Zusammen mit ihrer Mannschaft rette sie über 40 Menschen, die sich in Seenot befanden. Das italienische Innenministerium wollte ihnen selbst nach 17 Tagen keine Einfahrt in den Hafen erlauben, ungeachtet der kritischen Situation an Bord. In ihrem Buch erklärt Rackete den Zusammenhang von der Migrationsbewegung und der Klimakrise. Und warum es so wichtig es sich gegen die globale Ungerechtigkeit einzusetzen.


Review

Wenn das Buch zu etwas passt, dann ist es zu der aktuellen Nachrichtenlage. Während in Westdeutschland viele Menschen durch die Flutkatastrophe über Nacht obdachlos wurden, lodern große Brände im Mittelmeerraum, Russland und überall scheint das Wetter verrückt zu spielen. Deshalb ist der Untertitel des Buches mehr als passend in einer Zeit, in der alles Kopf zu stehen scheint.

Hauptsächlich geht es in diesem Buch um den Einsatz auf der Sea-Watch 3, der weltweit für Schlagzeilen sorgte. Denn sie als Kapitän widersetze sich dem Befehl eben nicht in den Hafen von Lampedusa einzulaufen, weshalb sie festgenommen wurde. Zuvor hatte sie mit ihrer Mannschaft Flüchtlinge von einem Boot gerettet und ihr wurde lange Zeit untersagt an einem europäischen Hafen einzulaufen. Beim Lesen merkt man immer wie viele Gedanken sich Kapitän und vor allem die Crew gemacht haben und es eben keine übereilte Entscheidung war. Leider wurde das ja von einigen Presseleuten vollkommen dargestellt und man hatte oft das Gefühl, als hätte ein männlicher Kapitän mit einem anderen beruflichen Hintergrund weniger große, mediale Wellen verursacht. Im Buch selbst wird wenig auf die Geretteten von dieser Mission eingegangen, was mich nicht wirklich verwundert. Schließlich geht es ja um den Aspekt, dass die NGOs immer wieder Menschen von nicht seetauglichen Schiffen bzw. Booten retten. Und ihnen dabei immer wieder von der Politik Steine in den Weg gelegt werden. In "Menschenleben retten!" von Harald Höppner wird das alles ein wenig eindringlicher erklärt, wie so eine Rettungsmission der Sea-Watch abläuft. Wobei auch die Autorin immer wieder sehr klar verdeutlicht, wie wenig die privaten Seenotretter ausrichten können und die Bekämpfung der Fluchtursachen, also auch der Einsatz für eine Klimagerechtigkeit oberste Priorität haben müssen.

Das ist soweit ich mich erinnere das dritte oder vierte Buch, welches ich über Seenotrettung gelesen habe. Und mich hat es wirklich überrascht, wie viel hier auf den relativ wenigen Seiten auf die Fluchtursachen eingegangen wird. Natürlich ist die Klimakatastrophe nicht der einzige Grund warum sich Menschen auf den oft tödlichen endenden Weg Richtung Europa machen. Aber es ist ein Grund von vielen und viel zu lange hatten wir den Luxus die Auswirkungen des Klimawandels oder viel mehr der -katastrophe nur am Rande zu spüren zu bekommen. Dabei tragen vor allem die Industrieländer dazu bei, dass sich das Klima massiv verändert und immer mehr Lebensräume zerstört werden. 

Die Autorin studierte Naturschutzökologie und genau dieses Wissen nutzt sie in diesem Buch um einem zu vermitteln wie wichtig ein Umdenken ist und man eben nicht mehr auf die Politik warten kann. Man merkt auf den wenigen Seiten wie fundiert ihr Wissen ist und so nutzt sie immer wieder konkrete Beispiele um Sachverhalte zu erklären und die Auswirkungen von diesen leicht verständlich zu erklären. Dazu werden einige Beispiele genannt, die auf dem ersten Moment total unbedeutend und weit weg erscheinen. 

Fazit

Allen Aussagen der Autorin kann ich nicht zustimmen und manches ist mir zu radikal, jedoch hat mir das Buch im gesamten wirklichen gut gefallen. Man erfährt eine Menge über die Umwelt, die Klimastrophe und wie die globale Ungerechtigkeit zu diesen großen Migrationsbewegungen führt. Und wie sich das alles letztendlich auch auf das Leben in Deutschland auswirkt.

Mittwoch, 25. August 2021

Lesemonat Juli

  




Guten Morgen, 

dieses Mal gibt es den Monatsrückblick Juli erst Ende August und wirklich lange hatte ich überlegt, ob ich diesen überhaupt veröffentlichen möchte. Der Juli ist wirklich komplett anders verlaufen als erwartet und obwohl ich schon seit über 17 Jahren eigene Geschichten schreibe, fällt es mir wirklich schwer die richtigen Worte für all das zu finden. Trotzdem möchte ich ein paar Gedanken dazu auf meinem Blog festhalten.

Bevor ich abends ins Bett ging hatte ich noch mit einem Mitbewohner über die starken Regenfälle geredet und immer wieder hatte ich die Pegelstände von der Ahr angeguckt. Nicht ahnend, dass der vorhergesagte Pegelstand von 5 Meter um einige Meter übertroffen werden wird. Erst nach und nach sickerten Informationen am nächsten Morgen Informationen durch. Auch hier gab es einen Stromausfall und weder Festnetz, noch Mobiltelefone funktionieren. Und all die Bilder wollten einfach nicht zu den Erinnerungen passen, die man an diese Gegend hat. Tage lang kam immer wieder die Frage auf, ob es allen Bekannten gut geht. Es ist nach wie vor nicht begreifbar, wie so eine Flutkatastrophe in einer so idyllischen Gegend wie dem Ahrtal passieren konnte. An dieser Stelle könnte ich noch Seiten darüber schreiben und das obwohl ich das alles eigentlich in wenigen Sätzen zusammen fassen wollte und es einfach nicht geschafft habe. Ich hoffe der Fokus in den Medien richtet sich in den nächsten Wochen wieder auf das was jetzt wirklich zählt, nämlich wie man den Betroffenen so schnell wie möglich helfen kann. Den Menschen ist nicht geholfen, wenn ständig nur über die Schuldfrage diskutiert wird oder wie wenig oder wie viel Behörden jetzt agieren. Oder wie viel bzw. wenig schon aufgeräumt wurde. Und vor allem wie zumutbar all jene Zwischenlösungen sind. Was auf jeden Fall Hoffnung gibt ist die Spendenbereitschaft, die trotz Corona enorm ist. Und natürlich die Bereitschaft mit anzupacken und das trotz steigender Inzidenzen.

  • The black Flamingo von Dean Atta, 4,5 von 5 Sternen
  • Im Angesicht des Bösen von Axel Petermann, 4 von 5 Sternen
  • Bookless - Gesponnen aus Gefühlen von Marah Woolf, 3,5 von 5 Sternen
  • The book of lost names von Kristin Harmel, 3,5 von 5 Sternen
  • Die Bullet-Journal-Methode von Ryder Carroll, 4 von 5 Sternen
  • Super und dir? von Kathrin Weßling, 3 von 5 Sternen
  • Bookless - Ewiglich unvergessen von Marah Woolf, 3 von 5 Sternen
  • Der Fall Collini von Ferdinand von Schirach, 3 von 5 Sternen
  • Komisch, alles chemisch! von Mai Thi Nguyen-Kim, 5 von 5 Sternen
  • Der goldene Handschuh von Heinz Strunk, 3 von 5 Sternen
  • The Poet X von Elizabeth Acevedo, 5 von 5 Sternen
  • The invisible orientation von Julie Sondra Decker, 4,5 von 5 Sternen
  • Tausend Teufel von Frank Goldammer, 4 von 5 Sternen

8 Bücher | 5 Hörbucher | 4.182 Seiten | 313 Seiten/Buch | 132 Seiten/Tag
1 Comic | 1 Graphic Novel | - Light Novel | 5 Manga
durchschnittliche Bewertung: 3,85/5
Verlage: 9
bereiste Länder: 7
Genre: 6(2x Historischer Roman, 1xRatgeber, 3xRomane, 2xSachbuch, 1x True Crime, 2xYA, 2xYA-Fantasy)
Highlight: Komisch, alles chemisch! von Mai Thi Nguyen-Kim
The Poet X von Elizabeth Acevedo
Flop: Super und dir? von Kathrin Weßling

Bei "The black Flamingo" von Dean Atta geht es um einen Michael, der sehr mit seiner Herkunft hadert. Die komplette Handlung wurde im Verstil erzählt, was ganz schön gewöhnungsbedürftig war. Mir hat sie alles in allem ganz gut gefallen und ich finde es wirklich gut, dass es immer mehr Bücher über "Drag" gibt.

"Im Angesicht des Bösen" von Axel Petermann erzählt der Profiler über einige seiner ungewöhnlichen Fälle. Meistens lese ich ja Bücher aus dem True-Crime-Genre, welche von Rechtsmedizinern verfasst wurden. Und deshalb war es mal richtig angenehm eines von einem Profiler zu lesen. Solche Fallanalysen sind auf alle Fälle ganz interessant.

Bei "Bookless - Gesponnen aus Gefühlen" von Marah Woolf handelt es sich um den zweiten Teil der Reihe, in dem es um einen Geheimverband und verschwundene Bücher geht. An sich gefällt mir die Reihe wirklich gut, jedoch las sich das alles wie eine Einführung in die Geschichte und weniger wie der zweite Teil einer Trilogie.

Im Buch "The book of lost names" von Kristin Harmel geht es um eine Frau, die während dem II. Weltkrieg unzählige Urkunden von jüdischen Kindern fälschte, damit diese in die Schweiz einreisen durften. An sich hat mir die Geschichte wirklich gut gefallen, jedoch war der Hauptfokus auf der Liebesbeziehung und der französische Widerstand spielte nur eine ganz kleine Rolle. 

In "Die Bullet-Journal-Methode" von Ryder Carroll geht es wie der Titel schon verrät um das Bullet Journal. Schon seit 2016 führe ich eins und versuche damit Ordnung in meine kreativen Projekte zu bringen. Und endlich habe ich es einmal geschafft das Buch vom Begründer dieser Methode zu lesen und selbst nach all den Jahren konnte ich noch einiges dazu lernen.

"Super und dir?" von Kathrin Weßling erzählt die Geschichte von Marlene, die immer wenige mit dem Druck auf ihrer Arbeit zurecht kommt. Was mich wirklich verwundert hatte war das Alter der Erzählerin, denn diese wirkte die ganze Zeit wie Anfang und nicht wie 30. Mir war Marlene einfach zu melodramatisch und es ist einfach nur schade, dass die Handlung so wenig Tiefe hat. Unter anderem geht es hier um Drogen und Suchtprobleme.

"Bookless - Ewiglich unvergessen" von Marah Woolf ist der Abschlussband dieser Trilogie. An sich war die Handlung recht spannend, aber auch dieses Mal wird viel zu lange um den heißen Brei geredet. Das wirkliche Finale machte nur einen Bruchteil des Buches aus und ich finde es immer ärgerlich, wenn sich alles so in die Länge zieht und die Figuren bis zum Schluss blass bleiben.

In "Der Fall Collini" von Ferdinand von Schirach geht es um einen Mordfall, bei dem der Täter schweigt und die große Frage nach Gerechtigkeit. Das war mein erster Schirach und mit seinem eher minimalistischen Erzählstil konnte ich mich jetzt nicht anfreunden, der aber wunderbar zu all dem passte. Vor allem der Aufbau der Handlung fand ich interessant und welche Wendung der Fall nimmt.

"Komisch, alles chemisch!" von Mai Thi Nguyen-Kim ist ein Sachbuch und der Titel sagt eigentlich schon alles über den Inhalt aus. Mir hat es wirklich gut gefallen und es ist immer wieder schön zu sehen, wenn Wissenschaftler versuchen solche Themen für den Laien verständlich zu erklären. Hier wird ein kompletter Tagesablauf genommen um zu zeigen wie oft Chemie uns im Alltag begegnet und wie wenig und das bewusst ist. Und dabei meine ich nicht die künstlichen Aromen in irgendwelchen Getränken oder Joghurts. 

"Der goldene Handschuh" von Heinz Strunk erzählt die Geschichte von dem Frauenmörder Fritz Honka, welcher in den 70er Jahren in St. Pauli lebte. Mir war die Erzählweise einfach zu komprimiert und zusammenhanglos. In diesem Buch geht es erst gegen Schluss um die Frauenmorde, das heißt die meiste Zeit wird nur beschrieben wie Honka seine Zeit in der Kneipe verbrachte.

"The Poet X" von Elizabeth Acevedo erzählt die Geschichte von Xiomara, die ihre Liebe zu Slam-Poetry entdeckt. Das Buch wurde komplett im Versstil verfasst und man lernt wirklich eine Menge über die Erzählerin, die in Harlem in einem sehr religiösen Haushalt aufwächst. Manchmal hatte es mir richtig die Kehle zugeschnürt, wegen dem Missbrauch(sexueller, psychisch und physischer), der Misogynie und vielem anderen. 

In "The invisible orientation" von Julie Sondra Decker geht es um Asexualität, welcher man weder in den Medien noch in der Literatur groß behandelt wird. Mir hat das Buch wirklich gut gefallen und ich finde es fantastisch, dass es immer mehr Bücher darüber gibt. Denn über diese Sexualität gibt es so viele unglaublich schlimme Vorurteile und leider ist es noch viel zu oft so, dass denjenigen zu einer Therapie geraten wird.

"Tausend Teufel" von Frank Goldammer spielt nach dem II. Weltkrieg in der sowjetischen Besatzungszone in Dresden und handelt von einem Mord an einem Rotarmisten. Wenn ich was gerne lese dann sind es Krimis und besonders gerne lese ich historische Krimis. Dieses Mal lag der Hauptfokus weniger auf dem Krimifall an sich, als auf die katastrophalen Lebensumstände im Winter 1947. Dadurch hatte ich an manchen Stellen schlichtweg vergessen, dass es ja um einen Mordfall ging und nicht hauptsächlich um den Hunger und die klirrende Kälte. Ich freue mich auf jeden Fall darauf bald den dritten Teil der Reihe lesen zu können.

Für den August hatte ich mir jetzt nichts groß vorgenommen, außer endlich mal all die Rezensionen und Beiträge abzutippen. Und endlich mal ein paar Manga zu Ende zu lesen. 

Viele liebe Grüße

Sonntag, 22. August 2021

#38 Manga - Orange Band 1-3

 




Titel(Deutsch)Orange
Titel(Englisch)Orange
AutorIchigo Takano
VerlagSeven Seas Entertainment(deutsch: Carlsen)
GenreSlice-of-Life/Romance
Bände1-3(insgesamt 6, abgeschlossen)
Meine Bewertung
5/5


 Inhalt


Naho erhält Briefe von ihrem zukünftigen Ich. Doch was ist so schreckliches passiert, dass sie in 10 Jahren sich dazu entschließt Briefe an ihr früheres Ich zu schreiben? Und vor allem wie konnten diese Schriftstücke durch die Zeit reisen? Erst einmal denkt sie an einen üblen Scherz, bis die einzelnen genannten Ereignisse genauso stattfinden. Sie entschließt sich die Dinge selbst in die Hand zu nehmen und zu ändern, damit der gefürchtete Schicksalsschlag ausbleibt.


Review

#1. Band: 

TW: Suizid, Krankheit

Vor allem wegen dem interessanten Klappentext hatte ich mir die Reihe in der Bibliothek ausgeliehen und natürlich weil ich wissen wollte warum sie so beliebt ist. Man erfährt schon recht früh was die Zukunft für Kakeru bereit hält und warum es Naho so ein wichtiges Anliegen sein sollte gewisse Dinge anders anzugehen. Am meisten hat mich hier überrascht, dass hier der Fokus auf eher unscheinbare Sachen liegt und der Aspekt der "Reue" im Fokus steht. Man merkt ja ohnehin meist erst hinterher, dass man gewisse Sachen lieber anders angegangen hätte oder die Wortwahl besser hätte sein können. Naho ist eben eher zurückhaltend und ihr fällt es schwer auf andere Menschen zuzugehen und sich ihnen zu öffnen, deshalb hat sie auch einige Probleme die Inhalte der Briefe in die Tat umzusetzen. Und genau die Prämisse verspricht eine unglaublich spannende Storyline und ich bin gespannt darauf wie sich das alles auf das Schicksal von Kakeru auswirken wird.

Was den Zeichenstil betrifft bin ich zwiegespalten, denn wenn ich die Hintergründe und allgemein die Figuren betrachte sagt er mir sehr wohl zu. Und das obwohl er teilweise sehr stilisiert ist und man auf dem ersten Blick erkennen kann, dass etwas mit dem Proportionen nicht stimmt. Das einzige was mich wirklich extrem stört sind die Augen, die vor allem bei den Mädchen je nach Panel sehr gewöhnungsbedürftig wirken. Sie sehen fast schon wie diese typischen Emoji-Augen mit Wimpern aus und wollen einfach nicht zum Rest der Figur passen.

Die Mangareihe konnte mich so sehr begeistern, dass es mir wirklich schwer fiel erst hier die Rezension zu schreiben bevor ich zum nächsten Band greife und den lese. An sich ist es eine melancholischer Handlung, die einem mal wieder zeigt wie wichtig es ist im Hier und Jetzt zu leben. 


#2. Band: 

Was mich total überrascht hatte war, dass hier tatsächlich die Theorie hinter Zeitreisen diskutiert wurde im Manga. Normalerweise wird das ja nie groß thematisiert und die Charaktere reisen munter durch die Zeitgeschichte. Und hier merkt man wie sehr Nahos Entscheidungen schon jetzt die damalige Zeitlinie verändert haben.

Man merkt auf alle Fälle mehr als deutlich, dass das alles noch eine sehr tragische Wendung nehmen wird wenn sich nichts ändert und das vor allem Naho sehr belastet. Diesbezüglich gibt es einen sehr überraschenden Wendepunkt und ich bin ganz gespannt darauf wie sich das noch alles entwickeln wird. 

Auch dieses Mal hätte ich gerne sofort weiter gelesen, aber ich wollte ja erst einmal diese Rezension schreiben. Mich hat die Handlung auf alle Fälle mehr als gepackt und ich will einfach nur noch wissen wie es mit Kakeru weitergeht. Wie sich die anderen Mädchen gegenüber Naho verhalten ist einfach unter aller Sau und ich finde es immer wieder erschreckend wie präsent das Thema "Mobbing"/schikanieren in Shojo-Manga ist. Man hat das Gefühl als müsse es immer eine Mädchentraube geben, die sich um einen Jungen schart und alle fertig macht, die auch mitunter etwas von ihm haben wollen. 

Mit der Kurzgeschichte am Ende kann ich mich nicht anfreunden und deshalb habe ich sie dieses Mal übersprungen. Das ist mir einfach zu viel Kitsch und Klischee und das ist nicht so meine Welt.


#3. Band: 

Was für ein Plottwist war das bitte? Eigentlich war das vollkommen logisch und es war abzuwarten, dass genau das passiert. Aber trotzdem hat es mich überrascht, schließlich hätte es noch viele andere Möglichkeiten gegeben die Handlung vorran zu treiben. Dadurch wird auch die Spannung und Erwartungshaltung um einiges erhöht, schließlich dürften sie ja jetzt nicht mehr versagen. Oder kann man so etwas nicht verhindern, weil für den Tod einer Person höhere Kräfte verantwortlich sind und die das nicht wollen, dass Zeitreisende in ihr Werk fuschen? Wenn man sich auf alle Fälle die genannten Daten anguckt sieht man, dass nicht mehr viel Zeit bleibt um Kakeru zu retten und dementsprechend hoch ist auch die Anspannung beim weiterlesen.

Von Anfang an war mir bei der Reihe aufgefallen wie seltsam die Zeitsprünge markiert werden. So ganz ist nicht immer auf den ersten Blick ersichtlich, ob es sich nun um die erwachsnen oder die jugendlichen Personen handelt. Hier hätte ich mir einfach eindeutigere Dinge erwünscht, schließlich gibt es ab und an auch ein paar Rückblenden in der selben Zeitlinie und das sorgt manchmal für ganz schön viel Verwirrung wenn man beim Lesen unterbrochen wurde.

Hier an dem Teil merkt man richtig wie gut mit den Themen Suizid und Krankheit umgegangen wird. Es ist leider ja immer noch ein sehr großes Tabuthema und mich überrascht es immer wieder, wenn es dann so konkret in einem Manga angesprochen wird.


Freitag, 20. August 2021

#399 Bücherregal - Quiet

 


Titel(Englisch)Quiet
AutorSusanne Caine
VerlagPenguin
GenreSachbuch
Seiten325 Seiten
Meine Bewertung
4/5

 Inhalt

Wieso werden introvertierte Personen so wenig wertgeschätzt und das obwohl sie ungefähr ein Drittel jeder Gesellschaft ausmachen? Wie haben es die extrovertierten geschafft, dass sie in Amerika den Ton angeben können? Dabei gibt es doch viele bekannte introvertierte wie Rosa Parks und Dr. Seuss, die beiden für viele Veränderungen gesorgt haben. Also warum gibt es so viele negative Vorurteile und warum ist es wichtig genau das zu ändern?

Review

An das Buch bin ich mit wirklich hohen Erwartungen heran gegangen, da ich schon so viel positives darüber gelesen hatte und es nun einmal ziemlich wenige Bücher über "Introversion" gibt. Oft wird es ja so dargestellt wie ein Problem oder eine Erkrankung, die man unter allen Umständen behandeln und wenn nicht sogar heilen muss. Und hier wird genau das so thematisiert: Es ist vollkommen okay introvertiert zu sein und es gibt wirklich viele erfolgreiche Menschen, die genau das Wesensmerkmal haben. Nur wird das selten thematisiert und wenn ist es gerne der unscheinbare Nerd. 

In einigen Kapiteln geht es darum was Introversion überhaupt ist. Diesbezüglich wird das Introversion-Extraversion-Spektrum ausführlich erklärt, was an sich wirklich interessant ist. Schließlich gibt es was das betrifft so viele Zwischenstufen und leider ist das vielen nicht wirklich bewusst. Anhand von einigen Tests und Checklisten in diesem Buch kann man feststellen, wo man sich selbst auf diesem Spektrum befindet. Passend dazu wird auch auf einige Studien näher eingegangen, die das alles von der wissenschaftlichen Seite aus aufdröseln. Was das betrifft wird vieles eher oberflächlich erklärt und meist nur angeschnitten, was bei der Seitenanzahl auch zu erwarten war.

Damit das alles nicht nur trockene Theorie und obendrein leichter verständlich ist, werden immer wieder kleine Anekdoten erzählt. Vieles kann man nun einmal besser anhand von Beispielen erklären und es ist logisch, dass jemand der nicht selbst introvertiert ist direkt versteht warum derjenige nun einmal so handelt. Hierzu werden auch ein paar prominente Personen näher beleuchtet, wie zum Beispiel Rosa Park und Mahatma Gandhi. 

Immer wieder werden diverse Vorurteile aufgegriffen, die zu dem Thema kursieren. Viele sehen es nun einmal als Makel an, wenn man eben nicht die laute und geschwätzige Person ist und gerne für sich selbst ist. Nur weil man aufgrund der Introversion andere Bedürfnisse wie extrovertierte Menschen hat, sagt das absolut gar nichts über den eigenen Wert aus. Vor allem in Schulen wird das alles gerne suggeriert, was einfach nur schade ist. 

Es wird auch darauf eingegangen wie es überhaupt dazu kam, dass die westliche Gesellschaft extrovertierte Menschen bevorzugt. Und jeder Personality Coach genau das immer predigt, schließlich scheinen nach Außen hin eher die lauten Erfolg im Leben zu haben. Was das betrifft sieht man auf alle Fälle die starken Unterschiede zwischen USA und Deutschland, denn dort hat man es scheinbar als introvertierte Person noch viel schwerer. Wobei auch hier immer mehr Wert darauf gelegt wird sich anzupassen und quasi seine Stille abzulegen. 

Den Teil in dem es darum geht introvertierten Ratschläge fand ich eher nicht so gut. Er beinhaltet eh nur wenige Seite und ich hatte mir da einfach besseres erhofft. Das einzige was mir diesbezüglich wirklich im Gedächtnis geblieben ist, dass es okay ist introvertiert zu sein und wie toll das ist. 

Manchmal hat genau das ein unangenehmes Fremdscham-Gefühl in mir ausgelöst und den Grund dafür kann ich noch nicht einmal festmachen. Denn eigentlich finde ich es toll introvertiert zu sein, aber ich muss mir auch nicht ständig vor Augen führen warum dem so ist. Und wahrscheinlich hat genau das diese unangenehmen Gefühle beim Lesen ausgelöst.

Fazit

Alles in allem ist es ein wirklich umfangreiches Buch zu dem Thema. Da ich schon so viele Bücher über das Thema gelesen habe, hatte es leider nur sehr wenige Neuigkeiten für mich parat. Vor allem für alle die nicht so viel darüber wissen eignet sich das Buch und es ist finde ich sowohl für introvertierte, als auch für extrovertierte interessant. Schließlich zeigt es an vielen Stellen wie ein besseres miteinander gelingen kann und das ohne viel Aufwand.

Mittwoch, 18. August 2021

#017 Graphic Novel - To kill a mockingbird

 







Titel(Englisch)To kill a mockingbird
AutorHarper Lee, Zeichner/Adapter: Fred Fordham
VerlagHarper Collins
GenreFiction/Classic
FormatHardcover
Seitenanzahl288
Meine Bewertung
5/5

 Inhalt

Atticus verteidigte zur Zeit der Depression in den 30er Jahren in den Südstaaten der USA einen jungen Afroamerikaner, der eine "weiße" Frau vergewaltigt haben soll. Erst ist es Atticus seiner Tochter Scout gar nicht bewusst was für Ausmaße dieser Gerichtsprozess annimmt und in welche Gefahr ihre Familie durch den Job von ihrem Vater gerät. Wichtige Themen sind in diesem Buch Segregation, Erwachsen werden und Gerechtigkeit.


Rezension

Normalerweise gucke ich mir immer vor dem Kauf eines Comic/Graphic Novel den Zeichenstil an, damit ich nicht maßlos enttäuscht werde. Da aber die Bibliothek hier die Adaption angepriesen hatte, habe ich mich einfach mal überraschen lassen. Das Cover verrät ja gar nicht so viel und dementsprechend baff war ich, als ich die ersten Seiten durchlas und mir die Bilder genauer anschaute. An sich ist es ein sehr moderner Zeichenstil und ich liebe ihn einfach nur. Die Figuren werden unheimlich realistisch dargestellt und besonders hat mir die Farbauswahl gefallen. Oft werden auch einfach nur die Häuser bzw. Landschaften gezeigt um bestimmte Sachverhalte zu verdeutlichen. Manche Panels sind so gut wie leer, während andere nur so voller Details stecken um einem ohne Worte zu verstehen zu geben was dort vor sich geht.

Besonders gut hat mir die Länge des Comics mit seinen über 270 Seiten gefallen. Die Handlung wird auf das wesentliche gekürzt und ich hatte jetzt nicht das Gefühl, als wären irgendwelche wichtigen Schlüsselmomente ausgelassen wurden. Stattdessen fand ich es mal angenehm eine Geschichte zu lesen, die auch ohne das Original zu kennen Sinn ergibt. Denn als ich die Adaption gelesen hatte konnte ich mich nur noch sehr vage an alles erinnern und somit wusste ich nicht viel mehr als der Klappentext einem verrät. 

Wie in der Vorlage wird alles aus Scouts Sicht erzählt und ich finde es wirklich gut, dass das beibehalten wurde. Alles andere würde der Geschichte nicht gerecht werden.

Die Handlung an sich möchte ich nicht bewerten, da ich diese schon ausführlich im Jahre 2019 in einem Blogeintrag besprochen hatte und es sich hierbei ja nur um eine Comicadaption handelt. Der Dialog ist wirklich sehr dialektlastig und soll halt widerspiegeln wie die Menschen zu dieser Zeit im Süden der USA in Maycomb geredet hatten. Bei manchen Worten hatte ich so meine Schwierigkeiten diese richtig zuzuordnen, deshalb kann ich nur jedem empfehlen sich die Mühe zu machen das alles nachzuschlagen. Viele Dialoge ergeben plötzlich ein komplett anderes Bild, wenn man die Konnotation der einzelnen Worte kennt.

Fazit

Mich freut es richtig, dass durch diese Comicadaptionen viel mehr Leser an klassische Literatur herangeführt werden. Das Thema was hier behandelt wird ist nach wie vor sehr wichtig und leider topaktuell. 

Sonntag, 15. August 2021

#398 Bücherregal - Sträters Gutenachtgeschichten(Kurzrezension)



 


TitelSträters Gutenachtgeschichten
AutorTorsten Sträter
VerlagUllstein Buchverlage
GenreHorror
Seiten512 Seiten
Meine Bewertung

4/5

 Inhalt

Vor etlichen Jahren bzw. Jahrzehnten schrieb Torsten Sträter aus Langweile Gruselgeschichten und veröffentlichte diese im Internet. Er platzierte seine Protagonisten mitten in den deutschen Alltag, denn auch hier können sich gruselige Dinge im eigenen Wohnzimmer zutragen. Aber auch ein Altenheim bietet die perfekte Kulisse. 

Review

Das Genre Horror ist quasi perfekt für Kurzgeschichten, da man für den Thrill einfach keine Bindung zu den Charakteren aufbauen muss und der Jumpscares auch ohne diese meist super klappt. Und genau das merkt man hier, dass es eben nicht viel braucht um einem das Fürchten zu lehren.

Mir hat jetzt nicht alles durchweg gefallen und manchmal konnte ich nur den Kopf schütteln, aber mit der Erwartung bin ich auch nicht an die Kurzgeschichtensammlung heran gegangen. Einige Kapitel sind mir auf alle Fälle im Gedächtnis geblieben, sei es wegen den eigenartigen Vorkommnissen, den gruseligen Momenten oder den witzigen Stellen. Und einiges lässt sich ganz einfach unter dem Wort "skurril" zusammen fassen und lassen einen den Kopf schütteln. Das ist einfach für mich typisch Sträter und deshalb hatte ich auch genau das bei einigen Geschichten erwartet. Man muss halt immer noch eine Schüppe Wahnsinn drauflegen und das passiert dort. Und wenn er eins kann, dann ist es vom Ästchen aufs Stöckchen zu kommen und damit einer Geschichte ganz viel Leben einzuhauchen.

Bei einigen Geschichten saß ich lange davor und fragte mich, was daran jetzt gruselig gewesen sein soll. Für manches bin ich halt so gar nicht empfänglich und meist war mir die Idee zu der Story an sich zu abwegig um mich wirklich in das Szenario hinein versetzen zu können.

Mir gefällt die düstere Aufmachung des Covers, was wie gewohnt von seinen neueren Werken den Autor selbst zeigt. Die weißen Ränder lassen es so erscheinen, als wäre es richtig schön abgegriffen und eben älter als es eigentlich ist.


Fazit

Zusammenfassend lässt sich schreiben, dass mich einige Geschichten wegen dem Erzählstil an seine heutigen Texte erinnern und man ganz klar seinen schwarzen Humor erkennen kann. Mich hat das Buch auf alle Fälle im großen und ganzen gut unterhalten und deshalb vergebe ich 4 von 5 Sternen. Es sind halt eher lustige, teils skurrile bis brutale Horrorgeschichten mit vielen recht bekannten Szenarien. 

Freitag, 13. August 2021

#397 Bücherregal - Felix ever after


 


Titel(Englisch)Felix ever after
Titel(Deutsch)Felix ever after
AutorKacen Callender
VerlagBalzer+Bray
GenreYoung Adults/Jugendbuch
Seiten354 Seiten
Meine Bewertung
4,5/5

 Inhalt


Bisher war Felix Love noch nie in seinem Leben verliebt, dabei wäre er das unglaublich gerne. Schließlich scheinen die Leute in seinem Umfeld absolut kein Problem damit zu haben sich zu verlieben, also warum klappt es bei ihm nicht? Liegt es etwa an seiner Hautfarbe, dem transgender oder queer sein? Eigentlich hat er absolut kein Problem mit seiner eigenen Identität und er ist stolz drauf queer zu sein. Aber als jemand seinen Deadname samt Fotos aus seiner Kindheit in der Schule aufhängt beginnt er zu zweifeln. Er will sich unbedingt an dem Täter rächen, aber wie findet man den Sender anonymer Hassnachrichten bei Instagram? Und ist es die Sache überhaupt wert?


Review

TW: Mobbing, Transphobie
Besonders gut hat mir an diesem Roman gefallen, dass ziemlich oft das queer sein an sich thematisiert wird. Immer wieder wird gezeigt mit welchen Vorurteilen und Problemen das einhergeht und nicht jeder so tolerant ist, wie es den Anschein hat. Und selbst andere aus der LGBTQIA-Community können durchaus Transfeindlich und anderes sein. Diesbezüglich merkt man einfach, dass das Buch von einem der selbst demiboy ist verfasst wurde. Mich hat es wirklich überrascht wie sehr was das betrifft ins Detail gegangen wurde und wie sehr die Suche nach dem eigenen Geschlecht im Vordergrund stand.
 
Bisher hatte Felix das alles nicht groß in Frage gestellt, da er sich immer als transsexuell sah. Und erst als ihn jemand einfach vor der ganzen Schule outet beginnen Selbstzweifel, die ihn ziemlich ins Wanken bringen. Leider ist nicht allen Menschen bewusst was für einen immensen Schaden sie anrichten, wenn sie jemand unfreiwillig outen bzw. überhaupt das Geschlecht desjenigen in Frage stellen. 

Ansonsten wird Felix mit vielen Problemen konfrontiert, die viele in seinem Alter betreffen in den USA. Immer wieder stellt er sich die Frage, ob er wirklich diesen Job ergreifen möchte und vor allem wie er die Ausbildung dafür finanzieren will. Die Stipendien sind eher rar und seine Eltern können ihn nicht unterstützen. Man merkt auf jeden Fall, dass Felix im Laufe der Handlung um einiges Erwachsener wird und beginnt andere Sichtweisen zuzulassen, die von anderen an ihn heran getragen werden.

Die Hauptprotagonisten sind durchweg vielschichtig und das queer sein ist nur eine Facette von vielen. Größtenteils gehören sie zu diversen marginalisierten Gruppen, die man eher selten im YA-Bereich trifft und es ist immer wieder schön, wenn es eben nicht hauptsächlich um weiße, wohlhabende Figuren geht. Diesbezüglich wird das Thema Privilegien immer wieder angeschnitten und man merkt einfach, dass Felix ganz schön mit dem Akzeptieren seinen eigenen Lebensumständen zu kämpfen hat. 
Durch die vielen bildhaften Beschreibungen konnte ich mir alles gut vorstellen und besonders die handelnden Figuren werden detailliert beschrieben. Das war ich schon gar nicht mehr von all den anderen Büchern gewohnt, die ich sonst so lese und dementsprechend positiv ist es mir aufgefallen. Ansonsten wirkt der Schreibstil sehr modern und passend zu Felix, der gerne Illustrator werden würde.

Was mich so richtig wütend gemacht hatte war Felix Einstellung gegenüber seinen Mitmenschen. An vielen Stellen handelte er sehr unüberlegt und fast schon empathielos, vor allem wenn diejenigen nicht nach seiner Pfeife tanzen wollten. Ob das nun an seinem doch recht jungen Alter lag weiß ich nicht, aber ich fand es bei Zeiten schon sehr anstrengend wie er mit seinem direkten Umfeld umgegangen ist. 


Fazit

Mal wieder habe ich festgestellt, dass es viel zu wenige Own-Voices Bücher über wichtige Themen wie das eigene Geschlecht gibt. Bei diesen wird noch einmal ganz anders an all das heran gegangen und meist nehme die Schreiberlinge nicht jedes Fettnäpfchen mit, welches andere, die eben nicht über eigenen Erfahrungen schreiben durchaus mal mitnehmen. Mich hat das Buch definitiv gut unterhalten und deshalb gibt es 4,5 von 5 Sterne.

Mittwoch, 11. August 2021

#16 Buch und Film - Der Fall Collini


 

      



Hallo,

vor einiger Zeit habe ich "Der Fall Collini" von Ferdinand von Schirach gelesen und heute möchte ich in einem Blogeintrag das Buch und den Film zu besprechen.


Vollkommen unerwartet erschoss Fabrizio Collini einen wohlhabenden Mann in dessen Luxushotelzimmer. Die Spurenlage ist eindeutig und alles deutet auf ihn als Täter hin, aber was war sein Motiv? Der noch recht unerfahrene Anwalt Caspar Leinen übernimmt die Pflichtverteidigung und erfährt im Nachhinein, dass Collini ausgerechnet den Großvater seines besten Freundes erschossen hatte. Kann er nun wirklich für die Interessen seines Mandaten eintreten und wie kann er dessen Motiv herausfinden? 



"Der Fall Collini" von Ferdinand von Schirach, 197 Seiten, Piper Verlag

3 von 5 Sternen

Von Schirach wurde mir schon von so vielen Menschen empfohlen, weshalb ich unbedingt ein Buch von ihm Lesen musste. Im Vorfeld wusste ich nur, dass sein Schreibstil eher distanziert und sachlich ist und deshalb hatte ich genau das auch erwartet. Die wenigen Seiten lassen ja ohnehin erahnen, dass hier keine großen Ausschweifungen gemacht werden und alles sehr komprimiert erzählt wird.

Das Hörbuch ist gerade einmal 4 Stunden lang und da ich es in 2,25facher Geschwindigkeit gehört hatte, war ich dementsprechend schnell durch. Mir hatte die angenehme Stimme vom Sprecher wirklich gut gefallen und deshalb hatte ich den Anfang in normaler Geschwindigkeit gehört. Ich hatte es letztendlich in einem durchgehört, weil ich irgendwann einfach nur noch wissen wollte wie das alles ausgeht. 

Anfangs hat man sehr lange Zeit das Gefühl, als wäre der Fall rund um Collini gar nicht so spannend. Von Anfang an weiß man wer der Mörder ist und somit steht die ganze Zeit die grausame Tat im Vordergrund, für die der Verantwortliche keine Gründe angeben will. Es dauert recht lange bis die ersten Hintergründe ans Licht kommen und der Stein wirklich ins Rollen kommt. Und somit eine Lawine in Gang bringt, die grausame Details zu Tage bringt. Bei einem Gerichtsprozess ist es nun einmal sehr wichtig die Motive der Tat richtig einzuordnen und genau das geschieht hier. Das ist nun einmal ausschlaggebend für die anschließende Urteilsfindung und deshalb ist auch der nüchterne Erzählstil für so etwas passend. 

An dieser Stelle möchte ich nicht spoilern, da dieses die komplette Spannung im Keim vernichten würde. Deshalb nur so viel: Wenn man andere Prozesse zu dieser Thematik kennt, wird einen das meiste nicht erschüttern. Rückblickend fragt man sich jedoch, wer damals geschützt wurde und ob die Urteile wirklich in Ordnung waren. Immer wieder wird die Frage nach der Gerechtigkeit gestellt und ob manche Taten unter bestimmten Umständen moralisch vertretbar sind. An sich ist es auf jeden Fall erschütternd, dass so ein großer Justizskandal aufgrund all der anderen Geschehnisse zu dieser Zeit kaum für Aufregung gesorgt hatte. Da kann man nur hoffen, dass so etwas nie wieder in diesem Ausmaße passieren wird. Über den Justizskandal an sich hatte ich schon einiges gelesen, weshalb mir schon relativ früh klar wurde worauf die Handlung hinauslief. Das passiert halt, wenn man relativ viel True-Crime liest.

Ein wenig schade ist es schon, dass die Geschichte so minimalistisch erzählt wird und man als Leser immer eine gewisse Distanz zum Geschehen hält. Trotzdem ist es mal schön so einen Fall aus der Sicht eines Pflichtverteidigers zu hören. 




Regisseur: Marco Kreuzpaintner Spieldauer: 123 Minuten, unter anderem mit Elyas M'Barek, Franco Nero, Heiner Lauterbach und Alexandra Maria Lara, FSK 12

4 von 5 Sternen

Wie die Buchvorlage kommt der Film mit wirklich wenigen Charakteren aus und ich finde es gut, dass genau das übernommen wurde. Der Fall wird sehr eindrücklich dargestellt und manche gezeigten Szenen waren wirklich schwer zu ertragen. 

Was mich wirklich positiv überrascht hatte war, dass selbst die Schlüsselmomente aus dem Buch übernommen wurden. Von anderen Literaturverfilmungen kenne ich es, dass meistens diese stark abgeändert werden um bestimmte Sachververhalte noch dramatischer und eindrucksvoller darstellen zu können. Das war hier nicht der Fall und somit kann die Szene für sich sprechen und entwickelt eine enorme Schlagkraft. Die braucht es letztendlich auch um das was bis zu diesem Zeitpunkt an Eindrücken und Meinungen aufgebaut wurde zu zerstören. Dadurch ist die erste Hälfte des Filmes ziemlich langweilig, aber alles andere hätte finde ich nicht gepasst. Wobei ich hier an der Stelle natürlich auch erwähnen möchte, dass manche Gegebenheiten komplett verändert wurden um es an das Medium "Film" anzupassen. 

Und es ist einfach einmal schön Elyas M'Barek in einer anderen Rolle zu sehen, die so gar nichts mit denen gemeinsam haben, für die er bekannt wurde. Mich konnte er auf jeden Fall als Junganwalt überzeugen.

Der Film zeigt vor allem wie wichtig es ist diese Kapitel der deutschen Geschichte aufzuarbeiten und nicht zu vergessen. Und vor allem daran zu erinnern wie in den Jahrzehnten danach mit all jenen umgegangen wurde, die davon profitiert haben. Es ist enorm wichtig Justizskandale in Form von Büchern/Filmen vielen Menschen zu zeigen und Aufmerksamkeit auf sie zu lenken.


Hat einer von euch schon das Buch gelesen oder den Film gesehen? Was ist eure Meinung dazu? 
Gerne verlinke ich hier eure Rezensionen. 


LG

Sonntag, 8. August 2021

#396 Bücherregal - Todesklippe(Kurzrezension)


TitelTodesklippe(Emma Klar/Rügenkrimi #4)
AutorKatharina Peters
VerlagAufbau Taschenbuch
GenreKrimi/Lokalkrimi/Ostseekrimi
Seiten352 Seiten
Meine Bewertung
3/5

 Inhalt

Bei einem Motorradunfall kam der Polizeipsychologe Valentin Wolff ums Leben. An sich passte alles dazu, doch die Verletzungen waren für einen Unfall dieser Art zu schwer. Aus dem Grund engagierte Johanna Krass vom BKA Berlin die private Ermittlerin Emma Klar. Bei ihrer Recherche stößt die Privatdetektivin auf einen Fall, an dem Wolff beteiligt war. Und zwar war er mit dem Fall beauftragt, bei dem ein Polizist entführt und anschließend erschossen wurde. Wusste Wolff etwa zu viel?  

Review

TW: Folter, Missbrauch, Vergewaltigung
Besonders gut hat mir das viele Lokalkolorit bei diesem Krimi gefallen, der an unterschiedlichen Orten an der Ostseeküste stattfindet.

Die Handlung an sich ist wie bei den anderen Teilen der Reihe vielschichtig und sobald man denkt X wäre der Mörder kommen Hinweise zu Tage, die diesen Verdacht wieder verwerfen. Wirklich lange Zeit war völlig unklar worauf das alles hinaus laufen wird und warum ausgerechnet jemand vom BKA eine externe Ermittlerin mit der Auflösung des Falles beauftragt. Der Hauptfokus liegt wie immer auf den Ermittlungen an sich und es ist immer wieder spannend zu sehen, wie so etwas überhaupt abläuft.

Einige Formulierungen sorgten bei mir für Verwirrung und man hatte das Gefühl, als hätte keiner Korrektur gelesen. Oft hatte man das Gefühl als würde immer wieder das gleiche passieren und das fällt vor allem bei den Dialogen auf. Diese werden oft durch ähnliche Begleitsätze unterbrochen und werden gefühlt wenig erklärt.

Gegen Ende des Krimis gibt es einen sehr einschneidenden Wendepunkt, der mir absolut gar nicht gefallen hatte. Von amerikanischen Krimis kenne ich es schon zu genüge, dass die gerne Mal an diesem Punkt ins vollkommen Absurde abdriften und eine Steigerung der Geschehnisse die nächste sucht. Auch bei dieser Reihe war es schon in einigen Teilen so, dass genau das passierte und es ging immer um einen bestimmten Charakter. Deshalb war mir auch von vorneherein klar, dass es wahrscheinlich wieder so kommen wird. Tatsächlich hätte ich dem Krimi ganze 4 von 5 Sternen geben, wenn dieser Wendepunkt nicht passiert wäre. Mir war das gegen Ende alles einfach zu viel und vieles konnte ich nicht mehr nachvollziehen. Ob es an den vielen Dialogen und wenigen Erklärungen lag kann ich jetzt nicht genau benennen.


Fazit

An sich ist es ein wirklich spannender Ostseekrimi mit einer vielschichtigen Handlung, die leider gegen Ende unglaubwürdig wurde.

Freitag, 6. August 2021

#395 Bücherregal - Wenn Kinder töten


 


TitelWenn Kinder töten
AutorStephan Harbort
VerlagDroemer Knaur
GenreSachbuch/True-Crime
Seiten272 Seiten
Meine Bewertung
3,5/5

 Inhalt

In diesem Buch berichtet Stephan Harbort von 8 Tötungsdelikten, die von minderjährigen ausgeübt wurden. Was bewegt einen 6-jährigen dazu die Waffe seines Onkels mit in die Schule zunehmen und dort eine Schulkameradin zu erschießen? Warum tötete ein 12-jähriges Mädchen zusammen mit ihrem viel älteren Freund ihre Eltern und ihren Bruder? Lag es wirklich nur daran, dass sie nicht mit deren Beziehung einverstanden waren? Die Motive der Kinder ähneln der von erwachsenen Tätern und trotzdem können sie nicht juristisch zur Verantwortung gezogen werden. 

Review

CN: Amoklauf an Schule, explizite Tatbeschreibungen
Überraschend war vor allem der Schreibstil, da es ziemlich viel wörtliche Rede gibt. Solche Vernehmungsprotokolle sind ja ohnehin immer sehr interessant, aber werden nicht in jedem True-Crime-Buch besprochen. Dabei verraten die einem als Leser unheimlich viel über die Persönlichkeit derjenigen. Allgemein liegt der Fokus eher auf der Polizeiarbeit und den anschließenden Gerichtsprozessen, als auf den Taten an sich. Immer wieder wird die berechtigte Frage gestellt, ob ein Kind überhaupt verurteilt werden kann. Schließlich ist es kaum vorstellbar, dass ein 6-jähriger einen Schulkameraden erschießt und dabei genug Mordmerkmale erfüllt. Und dann wird immer wieder analysiert, was für einen Einfluss das direkte Umfeld desjenigen hatte auf die Entscheidung zur Waffe zugreifen. Diesbezüglich wird genau auf die juristischen Konsequenzen eingegangen, die sich je nach Motiv deutlich unterscheiden. In Deutschland sind es meist nur erzieherische Maßnahmen, die den Tätern drohen. Aber in den USA kann es unter Umständen vorkommen, dass diejenigen tatsächlich sich vor einem Erwachsenengericht verantworten müssen und dann bei anderen Erwachsenen im Strafvollzug landen. 

Besonders der Fall über den Amoklauf an der "Westside School" im Jahre 1998 war erschütternd. Und rückblickend fragt man sich schon, warum sich in den USA einfach nichts ändert bezüglich der Einstellung gegenüber Waffen. Bei diesem Amoklauf waren die Täter mal gerade 11 und 13 Jahre alt und da stell ich mir schon die Frage was passiert sein muss, damit Kinder in dem Alter ernsthaft über solche Taten nachdenken. 

Diese Kaltblütigkeit bei der Planung  der Tötungsdelikte begegnet einem immer wieder in diesem Buch und hat mich oft innehalten lassen. Es ist schwer vorstellbar, dass so junge Menschen solche schrecklichen Taten verüben. Und das vor allem in Ländern wie Deutschland oder USA von Kindern, die sonst eher unauffällig waren. 

Was mich ein wenig beim Lesen verwundert hatte war, dass kaum auf die Hintergründe der Taten eingegangen wurde. Dabei sollten diese Erklärungen ja laut Klappentext vorhanden sein und das was man stattdessen geliefert bekommt entspricht wenig meinen Erwartungen. Man erfährt zum Beispiel allerhand über das soziale Umfeld des Täters und wie sie aufgewachsen sind, jedoch wenig über mögliche psychische Erkrankungen oder ähnliches. Und dabei geht es mir noch nicht einmal um die Frage, ob jeder Täter nun psychisch erkrank ist oder eben nicht. Aber im Laufe solcher Gerichtsprozesse wird ja oft ein psychologisches Gutachten erstellt und hierauf wird absolut gar nicht eingegangen. Immerhin wird nicht jeder mit ähnlichen Erlebnissen wie die Täter in ihrer Kindheit hatten automatisch zum Mörder oder ähnlichem. Und hierauf wird sehr wenig eingegangen.



Fazit

Alles in allem ist es ein interessantes True-Crime-Buch über erschütternde Fälle von minderjährigen Tätern. Mir hat etwas die Tiefe gefehlt und deshalb gibt es nur 3,5 von 5 Sternen. 

Mittwoch, 4. August 2021

#52 Booktalk - The Warehouse

 Hallo,

im Juni hatte ich "The Warehouse" von Rob Hart gelesen und dazu passend gibt es heute den Booktalk, der etwas länger als sonst geworden ist.




Cloud ist ein Onlinehändler, der nahezu den kompletten amerikanischen Einzelhandel zerstört hat. Doch natürlich geht es dem Unternehmen nur darum die Welt zu verbessern und so zeigen sie sich in Werbefilmen als der perfekte Arbeitgeber. Schließlich können die Mitarbeiter bei ihnen leben und genießen dort ein nach außen hin recht erfülltes Leben. Und sie bieten ihnen definitiv mehr als jeder andere ihnen bieten kann und sei es auch nur ein Dach über den Kopf und klimatisierte Räume, die dank dem Klimawandel ein Muss darstellen. Zinnia hat den Auftrag das Unternehmen zu infiltrieren und herauszufinden, was sie für dunkle Geheimnisse verbergen. Dort lernt sie Paxton kennen, der einfach nur froh darüber ist einen Job gefunden zu haben. Gemeinsam finden sie heraus, dass Cloud alles daran setzt seine Ziele zu erreichen und ihnen dabei alle Mittel recht sind.

In diesem Buch geht es wie in vielen anderen über dieses Thema darum, was passiert wenn eine Firma/Institution zu viel Macht über unser Leben bekommt. An sich ist es eine sehr realitätsnahe, dystopische Zukunft, die teilweise ja schon längst eingetroffen ist. 

Am Anfang fand war die Handlung recht zähflüssig und ich brauchte erst einmal einige Zeit um mich zurechtzufinden. Man erfährt relativ schnell sehr viel über das Unternehmen "Cloud" und wie es aufgebaut ist. Es hat schon in sehr vielen Bereichen eine Monopolstellung und möchte die natürlich um jeden Preis behalten. Das kennt man ja auch von einigen Unternehmen, die nach und nach alle kleineren aufkaufen um ihre eigene Macht zu sichern und auszubauen. Was das alles im Einzelnen bedeutet wird nie groß thematisiert, aber immer wieder angedeutet und ich finde es gut, dass man als Leser selbst diese Erkenntnisse gewinnen kann und einem keine vorgefertigte Meinung aufgetischt wird. 
Die Geschichte wird aus der Sicht des Unternehmensgründers, einer Lagermitarbeiterin und einem Sicherheitsbeamten erzählt. Dadurch kann man sich ein umfassendes Bild über all das Geschehene machen und bekommt einen recht tiefen Einblick in die Unternehmensstruktur. Die einzelnen Erzähler:innen sind sehr unterschiedlich und haben alle ihre Ecken und Kanten. Sie verfolgen komplett andere Ziele und besonders Zinnia hat es ganz schön in sich. Immer wenn ihr Part kam habe ich richtig mitgefiebert und gehofft, dass alles gut ausgeht. 

Vor allem was das Lager betrifft erinnert sehr viel an einen bestimmten Onlinehändler, der immer wieder in den Medien zu sehen ist. Passend dazu denkt dieser ja auch wie "Cloud" darüber nach seine Artikel mit Drohnen aufzuliefern und es gibt noch viel mehr Gemeinsamkeiten, die bei mir einen eiskalten Schauer den Rücken runterlaufen lassen. Leider vergessen zu viele, dass irgendwer die Produkte herstellen und die Lieferdrohnen-/fahrzeuge bepacken muss. 

Was mich jetzt richtig überrascht hatte war wie sehr auf gewisse Themen wie Umweltzerstörung und effektive Ressourcennutzung eingegangen wird. Wie kann man es schaffen genug Energie für seine Firma zu generieren ohne dabei die Umwelt zu zerstören? Wie kann man seine ganzen Mitarbeiter ernähren? Und wie kann man Arbeitsprozesse effizient gestalten? Mich gruselt die Vorstellung, wie die Mitarbeiter von Cloud dort leben. Hierüber erfährt man wirklich eine Menge Details, die man eher nicht wissen wollte und wahrscheinlich wirkt genau deshalb alles Beschriebene so schrecklich real. Allem Anschein nach ist Cloud das perfekte Unternehmen, welches den Mitarbeitern alles bieten kann und umweltfreundlich arbeitet. Und um dieses Image aufrechtzuerhalten setzen sie alles daran, dass niemand erfährt was alles nicht so gut bzw. katastrophal abläuft. Denn wenn man genauer hinguckt stellt man fest, dass die Mitarbeiter nichts anderes als billiger Roboterersatz sind und in den Augen der Geschäftsleitung nur ein unnötiger Störfaktor darstellen. Um die absolute Kontrolle über diese zu erhalten setzen diese auf Überwachung und Zensur, immerhin ist man auf diese billigen Arbeitskräfte angewiesen. Man ist sich bewusst, dass das hocheffiziente System im Lager alles andere als Mitarbeiterfreundlich gestaltet ist. Aber warum sollte man etwas verändern, wenn man denjenigen die Freiheit nehmen kann sich darüber zu beschweren und Änderungen zu verlangen? Immerhin wollen viele bei Cloud arbeiten und wenn einer negativ auffällt, muss er gehen und die scheinbar perfekte Welt für immer verlassen. Durch die Klimakatastrophe wirkt das Leben dort sehr paradiesisch. 

Lediglich das Ende konnte mich nicht überzeugen und deshalb hoffe ich auf eine Fortsetzung. Es hat mich richtig frustriert zurück gelassen, da es nicht recht zum Handlungsverlauf passt und ich mir einen anderen Ausgang gewünscht hatte.

Das Buch regt definitiv zum Nachdenken über das eigene Konsumverhalten an. Brauch man jeden Artikel jetzt gleich oder reicht es nicht einfach selbst loszufahren und diesen im Einzelhandel zu kaufen? Diese Möglichkeit gibt es dank "Cloud" in diesem dystopischen Roman nicht mehr und ich persönlich habe sehr große Angst davor, dass genau das auch bei uns eintreffen wird. Dabei bin ich noch nicht einmal jemand der gerne shoppen geht, aber trotzdem ziehe ich den stationären Einzelhandel den Onlineshops vor. Mir war der erste Drittel der Handlung zu zähflüssig und das Ende konnte mich nicht überzeugen, weshalb ich nur 3,5 von 5 Sterne gebe.

Kennt ihr das Buch und wenn ja, wie findet ihr es?

Liebe Grüße

Sonntag, 1. August 2021

#394 Bücherregal - The ABC's of LGBT+(Kurzrezension)

  


Titel The ABC's of LGBT+
AutorAshley Mardell
VerlagMango Media
GenreSachbuch/LGBT
Seiten190 Seiten
Meine Bewertung
4/5

 Inhalt

Wie der Titel des Buches schon verrät, geht es hier um die verschiedenen Aspekte des LGBTQIA+. Die verschiedenen Gender werden genauestens definiert und an vielen Stellen gibt es passende Infografiken. Auch auf das Thema Sexualität, Anziehung(romantische/sexuelle) und vieles mehr wird eingegangen.  

Review

Wirklich lobenswert ist es, dass hier wirklich viele verschiedene Verantwortliche von LGBTQIA+-Organisationen als auch andere das Buch vorab gelesen haben. Oft hat man es ja bei solchen Büchern, dass sie im Endeffekt gar nicht so inklusiv wie gedacht sind und über einige Themen sehr voreingenommen berichtet wird. Hier hatte ich nicht so den Eindruck und ich war wirklich überrascht was hier alles überhaupt abgedeckt wird. Denn neben den zu erwartbaren, wird hier auch sehr viel eher unbekanntes besprochen. Pluspunkt ist hier definitiv, dass viele verschiedene Menschen zu Wort kommen und somit berichten können, wie sie zum Beispiel ihr Gender definieren. 

Das ABC direkt zu Beginn des Buches enthält kurze, prägnanten Erklärungen zu den verschiedenen Begriffen. Und es werden die Seiten angegeben auf denen diese ausführlich erläutert werden.

Ansonsten wird auch mehrfach explizit darauf eingegangen, warum manche Begriffe problematisch sind und sich eben nicht jeder damit identifiziert. Oder warum man bestimmte eben nicht verwenden soll. Vieles davon hat sich im Laufe der Jahrzehnte verändert und einiges hat sich definitiv seit der Herausgabe des Buches 2016 verändert. Auch darauf wird eingegangen und ich ich finde es immer wieder schön zu sehen, wie sich manche Dinge zum positiven verändern.

Fazit

An sich ist es ist ein wirklich schönes Sachbuch, was viele verschiedene Themen bespricht und bei keinem in die Tiefe geht. Das ist aber nicht weiter schlimm, da man im Anhang jede Menge weiterführende Literatur/Links mitgeliefert bekommt und man wahrscheinlich mehrere Tausend Seiten füllen müsste um jedem genannten Unterpunkt gerecht werden zu können.