Freitag, 26. Juni 2020

#305 Bücherregal - Das Hannibal-Syndrom


TitelDas Hannibal-Syndrom
AutorStephan Harbot
VerlagPiper Verlag
GenreTrue Crime
Seiten352 Seiten(Hörbuch: 858 Minuten, Audio Verlag München)
Meine Bewertung
4/5

 Inhalt

Stephan Harbot hat schon unzählige Täter während seiner Laufbahn als Kriminalexperte bzw. Kriminalhauptkommissar interviewt. Anschließend hat er diese analysiert um Täterprofile zu erstellen. Unter anderem hat er sich mit allen 75 Serienmördern in Deutschland seit 1945 befasst und die Ergebnisse davon befinden sich in diesem Buch. Was treibt Täter dazu an mehrere Menschen zu ermorden? 


Review

Über die Jahre habe ich wirklich viele True-Crime-Bücher und Magazine gelesen. Und hier das sticht definitiv mit seiner Brutalität und Erzählweise hervor. Oft bekommt man von den Tätern selbst berichtet warum sie diese schrecklichen Taten begangen haben und das geht unter die Haut. Deshalb kann ich das Buch auch nur jenen empfehlen, die mit so etwas absolut kein Problem haben. Es ist einfach noch einmal etwas von komplett anderes, als wenn die nur aus der Sicht von Dritten erzählt werden. Positiv ist auf alle Fälle, dass die Interviews mit den Tätern in Kontext gebracht werden und es einige Erklärungen dazu gibt.

Mit dem Hörbuch hatte ich mir ziemlich viel Zeit gelassen und habe immer wieder Pausen eingelegt um all das besser verarbeiten zu können. Mir war schon im Vorfeld bewusst, dass das alles andere als leichte Kost ist und wer Hannibal kennt weiß auch ungefähr was auf einen zukommt. Es ist einfach nur erschreckend wenn man sich vor Augen hält, dass all die Mordserien in Deutschland passiert sind und die Täter teilweise wirklich lange ohne jegliche Konsequenzen agieren konnten.

Was ich auch noch interessant war ist der Kontrast zwischen den vorgestellten Fällen und denen, die in der Literatur wie Krimis/Thrillern stattfinden. Darauf wird direkt zu Beginn des Buches eingegangen und ich finde es immer wieder schön, wenn Experten sich zu fiktiven Geschichten äußern und diese für den Leser einordnen.
Immer wieder versucht der Autor zu erläutern was die Täter dazu bewegt hat so zu handeln. Vor allem in der ersten Hälfte des Buches stehen diese Erklärungsversuche im Vordergrund, während in der zweiten die Taten mehr oder weniger für sich selbst sprechen. Man merkt auf alle Fälle wie ausführlich sich der Autor sowohl mit den Taten als auch mit den Tätern auseinander gesetzt hat. Die einzelnen Kapitel sind vergleichsweise lang und so erfährt man wirklich viele Details, die in anderen Büchern/Artikeln oft fehlen.

Einige der Fälle kannte ich im Vorfeld nicht, obwohl ich schon wirklich viel in diesem Genre gelesen habe. Da es sich um 75 verschiedene Serientaten handelt zieht sich das alles ziemlich in die Länge und der gleich bleibende Aufbau der Kapitel hat mich dann neben der Brutalität der Taten dazu bewegt öfters mal eine Pause einzulegen. Positiv sticht auf jeden Fall die sachliche/nüchterne Schreibweise hervor, denn alles andere ist bei solchen Büchern finde ich einfach nicht angebracht.
Der Autor versucht an keiner Stelle eine Entschuldigung für das Verhalten der Täter zu finden, sondern er macht sich auf die Suche nach möglichen Auslösern. Man kann halt nicht abschließend und zu 100%iger Gewissheit sagen, dass Geschehnis X immer zu Tat Y führt. Meist war es eine lange Reihe von Gegebenheiten, die dazu geführt hatten und oft zeigten sich schon in der Kindheit erste Auffälligkeiten. 



Fazit

Vorm Lesen/Hören des Buches sollte man sich klar sein worauf man sich da einlässt. Einige wenige Taten sind so brutal, dass ich im Nachhinein lieber weniger Details über diese gewusst hätte. Es ist auf jeden Fall ein True-Crime-Buch, welches aus der Masse hervor sticht und was man nicht einfach so mal nebenher und am Stück lesen kann.

1 Kommentar:

  1. Ich muss gestehen, dass ich die "andere Seite" des Themas interessanter finde und sehr fasziniert davon war, als ich vor einiger Zeit ein Sachbuch gelesen habe, in dem auch mehr über die ersten gezielten Serientäter-Ermittlungen in Deutschland zu finden war. (Außerdem habe ich, also ich früher noch regelmäßig US-Krimiserien geschaut habe, mir einen Spaß daraus gemacht zu schauen, ob eine Serienfolgen-Handlung auf einem realen Fall basierte. ;) ) Auch wenn ich gerade nicht in der richtigen Stimmung für solche Bücher bin, ist es doch interessant zu sehen, dass der Autor das Thema anscheinend gut aufbereitet hat.

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