Titel | Q |
Autor | Christina Dalcher |
Verlag | Fischer Verlag |
Genre | Dystopie |
Seiten | 384 Seiten |
Meine Bewertung |
Ich bedanke mich hiermit recht herzlichst bei Netgalley.de für das Bereitstellen eines Rezensionsexemplares.
Der Q-Wert bestimmt maßgeblich welche Rolle man in der Gesellschaft einnimmt. Sowohl die eigene Intelligenz als auch die anderer Familienmitglieder als auch deren Verhalten nehmen Einfluss darauf. Bisher war Elena Fairchild davon überzeugt, dass das System vieles im Leben vereinfacht und als Mitglied der silbernen, also obersten Gruppe profitierte sie enorm davon. Vor allem ihre jüngste Tochter Freddie hat zunehmend Probleme mit dem Druck und den monatlichen Testungen zurechtzukommen. Bisher bekam sie immer wieder die Kurve, doch dann rutscht ihr Q-Wert unter das kritische Niveau und sie muss auf eine Staatsschule. Aber was bedeutet das genau und kann Elena wirklich verantworten, dass ihre neunjährige Tochter dorthin gebracht wird?
TW: Eugenik
Obwohl ich schon so viele Sachbücher und Romane über dieses Thema gelesen habe, schockt es mich jedes Mal aufs neue. Aus dem Grund habe ich auch über eine Woche gebraucht um mich an diese Rezension setzen zu können. Es ist einfach nur unfassbar was manche Menschen sich herausnehmen und denken sie könnten darüber urteilen, ob ein Leben lebenswert ist oder eben nicht. Und genau darum geht es letztendlich in dieser Dystopie: jeder der nicht exakt in die Schablone der Regierung passt wird auf Staatsschulen geschickt. Die Kinder müssen sich schon sehr früh in komplexen Themenbereichen auskennen und am Besten schon kleine Akademiker sein, denn ansonsten können sie die regelmäßigen Tests nicht bestehen und landen in diesen Schulen. Sowohl die Intelligenz als auch der Familienstand beeinflussen den sogenannten Q-Wert, der letztendlich die komplette berufliche Zukunft als auch das alltägliche Leben bestimmt. Aber für welchen Preis?
Das Buch hatte ich innerhalb weniger Tage durch gelesen, weil ich wissen wollte wie das alles am Ende ausgeht. Schließlich wollte ich wissen für wen sich Elena letztendlich entscheiden wird. Denn wenn sie Freddie vor der Staatsschule wahrt, wird sie ihre andere Tochter und auch ihren Mann verlieren. Beide würden erhebliche Probleme bekommen und kann sie genau das verantworten?
Ein wenig schade ist es, dass Elena Fairchild die ganze Zeit im Vordergrund steht und man wirklich wenig über die restlichen Personen erfährt. Dadurch erscheint selbst der Mann, der hauptsächlich dieses System am Laufen hält als das absolute Böse. Und die Kinder erscheinen zeitweise wie Spielfiguren, die zwar übers Feld geschoben werden aber zu dem man sich kein eindeutiges Bild machen kann. Dabei hätte ich schon gerne gewusst wie zum Beispiel Freddie tickt und was Anne bewegt. Stattdessen erfährt man eine Menge über Elenas Familie, die jedoch genauso wie der Rest bis zum Schluss eher wenig umschrieben wird. Wahrscheinlich hätten dem Buch was das betrifft ein paar Hundert Seiten mehr ganz gut getan.
Manchmal haben mich gewisse Personen ratlos gemacht, denn ihr Verhalten passte so gar nicht zu ihrer zugedachten Rolle und es wirkte auch sonst sehr unlogisch. Oft agierten sie so, wie es am Besten zur Handlung passt und nicht ihres Charakters entsprechend. An einigen Stellen fand ich das richtig schade, denn das hätte die Handlung viel greifbarer und furchteinflößender gemacht.
Auch sonst fehl es oft an nötigem Hintergrundwissen um bestimmte Sachen richtig einordnen zu können. An einigen Stellen geht es um Eugenik während des Nationalsozialismus und das hätte man ruhig etwas ausführlich beschreiben können. Nicht jeder kann etwas mit dem Begriff anfangen, dabei spielt genau das in diesem Buch eine tragende Rolle.
Eine wirklich düstere Welt, die einem mal wieder vor Augen führt wie schnell ein System sich fast unbemerkt verändern kann. Elena hatte erst wirklich angefangen all das zu hinterfragen, als sie selbst erleben musste wie ihr eigenes Kind an dem Bildungssystem zerbricht und auf eine der Staatsschulen abgeschoben zu werden. Mich hat das Buch definitiv nachdenklich gestimmt.